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30.10.10 / Vom Umbruch zum Aufbruch / Noch bis Ende November: Ausstellung »Klosterdämmerung« im Haus Schlesien

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-10 vom 30. Oktober 2010

Vom Umbruch zum Aufbruch
Noch bis Ende November: Ausstellung »Klosterdämmerung« im Haus Schlesien

Haus Schlesien thematisiert die Säkularisation von 1810 in einem dreiteiligen Ausstellungsprojekt. Königswinter-Heisterbacherrot beherbergt die zweisprachige Ausstellung „Klosterdämmerung“. Auch Schüler wirken am Projekt mit.

„Wir haben uns bei der Konzipierung unserer Ausstellung ganz bewusst für einen exemplarischen Ansatz entschieden und stellen die Säkularisation in Schlesien am Beispiel der Zisterzienser dar, dies nicht nur aus Platzgründen, sondern weil die Bedeutung des Ordens für Schlesien nicht zu unterschätzen ist“, betonte Ausstellungs-Kuratorin Dr. Inge Steinsträßer in ihrem Vortrag im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung.

Der Eichendorffsaal in Haus Schlesien von Königswinter-Heisterbacherrott war bei der Ausstellungseröffnung bis auf den letzten Platz besetzt. Die zahlreich erschienenen Besucher haben erkannt, welch anspruchsvolles und facettenreiches Thema diesmal unter dem Motto „Klosterdämmerung − Vom Umbruch zum Aufbruch“ vorgestellt wird. In der von Ariane Toffel musikalisch begleiteten Vernissage hörten die Anwesenden Begrüßungs- und Einführungsworte u.a. von Präsident Reinhard Blaschke, Haus Schlesien e.V., Dr. Thomas Lindner, Referatsleiter beim Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, und der Museumsleiterin Nicola Remig.

Dr. Thomas Lindner brachte es auf den Punkt: „Mit der Ausstellung nimmt sich das Museum für schlesische Landeskunde im Haus Schlesien eines der einschneidendsten Ereignisse in der Kirchengeschichte nach der Reformation an. Die Säkularisierung bedeutete die Enteignung kirchlichen Besitzes zu Gunsten des Staates sowie die Auflösung geistlicher Territorien mit Grundbesitz und Herrschaftsrechten. Aufklärung und Französische Revolution hatten den Boden für diese handfeste Neudefinition des Verhältnisses von Staat und Kirche in weiten Teilen Europas bereitet. Beigetragen hatte aber auch die Herrschaftsausübung kirchlicher Gewalten, die teilweise kaum noch von derjenigen weltlicher Obrigkeiten unterscheidbar war.“

Das dreiteilige Ausstellungsprojekt – zu dem auch die Präsentationen mit dem Schwerpunkt auf den Zisterzienserklöstern in Leubus/Lubiaż (seit dem 5. Juni 2010) und in Kamenz/Kamieniec Ząbkowicki (seit dem 26. Juni 2010) gehören – wird vom Bundesbeauftragten für Kultur und Medien gefördert. Bei diesem Vorhaben werden gleich mehrere Förderziele des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien vorbildlich erreicht: Im Vordergrund steht die Vermittlung von Geschichte, Kultur und vor allem sakraler Kunst aus Schlesien an zahlreiche Besucher. Da es sich um eine Wanderausstellung handelt, wird sich dieser Effekt späterhin noch ausweiten. Außerdem hat eine intensive, grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen den Museen und Kulturinstitutionen stattgefunden und nicht zuletzt wurde ein Schülerprojekt des Christophorus-Gymnasiums, CJD, in Königswinter eingebunden. Es ist den Ausstellungsveranstaltern nämlich gelungen, eine Schülergruppe für die Thematik zu sensibilisieren und einen regionalen Bezug zum benachbarten früheren Zisterzienserkloster Heisterbach zu schaffen.

Die zweisprachige Sonderausstellung in Königswinter-Heisterbacherrott stellt sieben schlesischen Zisterzen vor. Zu den herausragenden Exponaten gehören u.a. das Heinrichauer Vortragekreuz aus der Mitte des 17. Jahrhunderts (Leihgabe der Zisterzienserabtei Stift Heiligenkreuz), die Reliquie der St. Hedwig (Leihgeber: Abtei Maria Laach) und der Grüssauer Abtsstab aus der Zeit um 1924 (Leihgeber: Benediktinerpriorat Maria Aufnahme, Huy-Dingelstedt).

Die Kuratorinnen Dr. Inge Steinsträßer und Arne Franke belegen anhand von wertvollen Objekten sakraler Kunst, Malereien, Büchern und Dokumenten die Zeit von der mittelalterlichen Klosterstiftung über die Blütezeit des Barock bis hin zur Säkularisation 1810 und deren Folgen sowie die weitere Entwicklung bis in die Gegenwart. 

Auf insgesamt zehn Anzeigetafeln mit schematisch geordneten, farblich abgestuften Bahnen vermittelt die Schau einen Überblick über das Wirken der Zisterzienser in Schlesien. Bedeutende Persönlichkeiten, Künstler und Äbte wie die Heilige Hedwig, Michael Willmann, Arnold Freiberger oder Bernhard Rosa werden in den drei Ausstellungen ebenso thematisiert wie die Protagonisten der Säkularisation, allen voran der preußische Verwaltungsjurist Johann Gustav Gottlieb Büsching.

Interessant ist auch die Veranschaulichung der Entwicklung der Klostergüter nach der Säkularisation. Die Inbesitznahme durch verdiente preußische Offiziere, hohe preußische Verwaltungsbeamte und Vertreter des protestantischen schlesischen Adels veränderte die bisherigen geistlichen Grundherrschaften nachhaltig und führte zur Verschlechterung der Lebensbedingungen der katholischen Bevölkerung.           Dieter Göllner

Die „Klosterdämmerung“ ist im Haus Schlesien von Königswinter-Heisterbacherrott bis zum 28. November 2010 zu besichtigen.


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