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30.10.10 / Geheimdienst exklusiv / Seltene Einblicke in die Arbeit des MI5

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-10 vom 30. Oktober 2010

Geheimdienst exklusiv
Seltene Einblicke in die Arbeit des MI5

Institutionen und Firmen pflegen sich zu ihrem 100. Geburtstag ihrer Geschichte zu erinnern. Das gilt selbst für den sonst so verschwiegenen britischen Inlandsgeheimdienst. Der weit über die Insel bekannte Spionage-Experte Christopher Andrew erhielt dann auch erstmals, angeblich exklusiv, einen umfassenden Zugang in das Archiv von MI 5 mit seinen fast 400000 Akten. In der Tat vermittelt das Buch „MI 5 – Die wahre Geschichte des britischen Geheimdienstes“ mit einer Fülle unbekannter Details einen tiefen Einblick in dessen Arbeit seit seiner Gründung, die auf der Angst Londons vor einem Überfall der „Hunnen“ beruhte. Seine weitere Geschichte spiegelt sich im Ersten Weltkrieg wider, dem Entstehen der Sowjetunion, dem Aufstieg Hitlers, des Zweiten Weltkrieges und schließlich dem folgenden Kalten Krieg bis zur Gegenwart.

Der Leser erfährt von Einsätzen der Agenten und Doppelagenten, der Entschlüsselung der deutschen Chiffriermaschine „Enigma“ sowie etwa von der Täuschung der Wehrmachtsführung über den Ort der Invasion 1944. Der Autor bemüht sich dabei um eine realistische Darstellung und lässt es keineswegs an kritischen Bemerkungen fehlen: Die Feststellung des Geheimdienstes 1939, die sowjetische Spionage sei „inexistent“, wertet er zu Recht als dessen „erbärmliche Fehleinschätzung“. Umgekehrt hatten dessen meist zutreffende Prognosen über das Vorgehen Hitlers kaum Einfluss auf die Downing Street 10.

Näher beschreibt das Buch aber auch die Infiltration des MI 5 durch Moskau, welches über Jahre hindurch „über sämtliche Versuche, der sowjetischen Spionage nach dem Krieg zu begegnen, im Bilde war“. Nach welchen Kriterien der Verfasser die Geschehnisse bemisst, ist allerdings zuweilen nur schwer zu analysieren. So widmet er einem Streik englischer Kohle-Bergarbeiter breiten Raum, während andererseits einer der größten Erfolge des Geheimdienstes verschwiegen wird: das heimliche Herausschmuggeln eines von ihm „umgedrehten“ KGB-Obersten aus Moskau. Ein abschließender Blick in die Zukunft sieht die Tätigkeit des Dienstes primär in der Terrorbekämpfung.

Im Vorwort des Buches schreibt der heutige Generaldirektor des MI 5, „ein Großteil der Arbeit des Security Service muss selbstverständlich verschwiegen werden“. Die Leser dürften dies ohnehin geahnt haben.         F.-W. Schlomann

Christopher Andrew: „MI 5 – Die wahre Geschichte des britischen Geheimdienstes“, Propyläen, Berlin 2010, gebunden, 912 Seiten, 24,95 Euro


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