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06.11.10 / Markt mit eigenen Regeln / Der Immobilienmarkt folgt langen Zyklen – Die Preise könnten weiter steigen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 44-10 vom 06. November 2010

Markt mit eigenen Regeln
Der Immobilienmarkt folgt langen Zyklen – Die Preise könnten weiter steigen

Die Immobilienmärkte entwickeln sich von Land zu Land sehr unterschiedlich. Von der gigantischen Spekulationswelle bis 2008 in Großbritannien, Spanien, Irland und den USA war Deutschland nicht betroffen, im Gegenteil: Der Markt stagnierte. Nun haben sich die Vorzeichen umgekehrt.

Globalisierung heißt auch, dass es für Güter weltweit nur noch einen Preis gibt: Da Öl, Weizen und Orangensaft billig zu transportieren sind, kosten diese Waren in Neuseeland dasselbe wie am anderen Ende der Welt, in Mitteleuropa, denn Angebot und Nachfrage reagieren weltweit auf Preisunterschiede.

Für Immobilien gelten andere Regeln. Sie sind, wie der Name schon sagt, nicht transportabel. Das verbindet sie übrigens mit Dienstleistungen aller Art, die jeweils im Moment und am Ort ihrer Erbringung konsumiert werden – egal ob es sich um die Reparatur eines Autos, die Behandlung durch einen Arzt oder um einen Haarschnitt handelt.

Für Immobilien wie Dienstleistungen gibt es deswegen ausgeprägte lokale und regionale Preisunterschiede. In den letzten Jahren hieß das konkret: Während in Großbritannien und Spanien eine immer absurdere Spekulation die Immobilienpreise durch die Decke gehen ließ, dümpelte der deutsche Markt vor sich hin. Seit einem Höhepunkt in den frühen 90er Jahren hatten Besitzer von Häusern, Wohnungen und Grundstücken meist keine Freude mehr an der Wertentwicklung ihres Eigentums. Von lokalen Ausnahmen abgesehen gab es jahrelang − von etwa 1993 bis 2006 − keine nennenswerten Wertzuwächse. In den Jahren 1994 bis 1996 brachen die Preise in Deutschland sogar empfindlich ein. Zentrum des Rückschlags waren die neuen Länder, wo sich die Preise in diesen beiden Jahren im Durchschnitt halbierten.

Was war der Grund für eine derart lange Stagnation und den erwähnten Einbruch um 1995? Eine alte Anlegerweisheit besagt, dass Güter welcher Art auch immer nur dann lange im Wert stagnieren können, wenn sie zu Beginn dieser Periode überteuert waren. Dafür gibt es viele Beispiele. So stiegen etwa deutsche Aktien zwischen 1961 und 1982 kaum im Wert, weil sie eben Anfang der 60er Jahre maßlos überteuert waren. Dasselbe gilt für den Goldpreis zwischen 1980 und 2002: Das gelbe Metall war 1980 historisch teuer, gut 20 Jahre später hingegen historisch billig. Seitdem steigt es wieder rasant.

Ähnliches könnte nun für deutsche Immobilien gelten. Nach einem nur ein oder zwei Mal kurz unterbrochenen, „säkularen“ Anstieg der Preise seit der Währungsreform von 1948 bis eben kurz nach der Wiedervereinighung, folgte ab 1993 eine gründliche Korrektur: Die unterschätzte demographische Entwicklung –insbesondere im Osten – wurde nun „eingepreist“. Außerdem endete schrittweise die Eigenheimzulage: Sie wurde 1996 gründlich reformiert und 2004/06 abgeschafft. Auch diese Reform ließ einige Luft aus den durch künstlich angefachte Nachfrage überhöhten Preisen.

Doch inzwischen haben sich die Vorzeichen verändert: Sparverträge und Lebensversicherungen bringen kaum mehr einen Inflationsausgleich. Andererseits machen die für Sparer bitteren Minizinsen Baufinanzierungen billig. Auf dem gegen-über 1993 real immer noch deutlich ermäßigten Niveau erscheinen vielen Deutschen Immobilien attraktiv.

Und falls wirklich die Inflation anziehen sollte, ist eine teilweise kreditfinanzierte Immobilie optimal: Das „Betongeld“ steigt im Wert, gleichzeitig wird die Restschuld durch Inflation entwertet. So kam schon mancher Anleger wenn nicht zu Wohlstand, so jedenfalls zu einer guten Altersvorsorge.      Konrad Badenheuer


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