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06.11.10 / Gewebte Erinnerung / 56. Werkwoche im Ostheim in Bad Pyrmont

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 44-10 vom 06. November 2010

Gewebte Erinnerung
56. Werkwoche im Ostheim in Bad Pyrmont

Die 56. Werkwoche der Landsmannschaft Ostpreußen fand auch in diesem Jahr wieder regen Zulauf. Sie wird gefördert vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien über das Kulturreferat des Ostpreußischen Landesmuseums in Lüneburg. Dieses Seminar steht unter dem Motto: Erhalten und Gestalten – Tradition bewahren und aber auch weiterentwickeln. Aus den dort gelehrten Techniken entstehen immer wieder neue Variationen. Das Motiv eines Kurenkahns wurde beispielsweise beim Doppelweben sehr kunstvoll zu einem Segelschiff-Motiv umgearbeitet. Dazu gehört Kreativität, aber auch ein feines Gespür dafür, wie stark ein ostpreußisches Motiv oder eine Funktion verändert werden darf, ohne dabei die Identität zu verlieren. Unter der Leitung von Uta Lüttich, der Vorsitzenden der ostpreußischen Frauenkreise, kann dies gut gelingen. Neugestaltungen gab es auch bei den Jostenbändern. Verwendung finden sie eigentlich als Tragegurt oder Gürtel, doch in diesem Jahr wurden sie als Weihnachtsband gestaltet. „Das Wort ‚Josta‘ kommt aus dem Prußischen und bedeutet ‚Gürtel‘“, erklärt eine Teilnehmerin. Die Jostenbänder fanden vielfach Verwendung, zum Beispiel als Hosenträger, Band für den Essenstopf oder die Kanne, wenn man aufs Feld ging, als Rock-, Wickel- und Wiegeband, aber auch als Schmuckband. Die Jostenbänder sind durch ihre Machart sehr haltbar. Marjellchen mussten, noch bevor sie in die Schule gingen, sich Bänder für Tafellappen und Schwamm anfertigen. Heute findet man sie besonders als Schmuckbänder an Trachten aus Schweden, Finnland, Norwegen und natürlich am Ostpreußenkleid.

In diesem Jahr haben sich die Teilnehmerinnen über jungen Zuwachs gefreut. Eine 21-jährige Hobbyschneiderin nahm die Werkwoche zum Anlass, ein Ostpreußenkleid zu schneidern. Durch ihr Geschick und die Unterstützung der Werklehrerinnen, Marianne Kopp und Helga Ständecke, konnte die Tracht fertiggestellt werden. Beim Doppel- und Musterstricken unter der Anleitung von Gudrun Breuer sind neben den warmen Schlaufenhandschuhen auch wieder wunderschöne Topflappen sowie Stickarbeiten entstanden. Liese Rudel betreute die Gruppe Weben/Knüpfen und konnte sich über Taschen und besagte Jostenbänder freuen. Barbara Lorenzen widmete sich dem Doppelweben sowie Musterknüpfen.  Besonders sei der Knüpfteppich von Dagmar Adomeit erwähnt, der nach einem ostpreußischen Originalteppich gefertigt wurde.

Wie in jedem Jahr gab es auch diesmal eine samstägliche Ausstellung der gefertigten Stücke, die gut besucht war. Ein Novum gab es noch bei der diesjährigen Werkwoche, denn die Werktechniken wurden gefilmt. Sobald das Bildmaterial bearbeitet ist, soll es im Internet auf der Homepage www.ostpreussen.de und bei YouTube zu sehen sein, um Bestandteile der ostpreußischen Kultur einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen.          Ch.R.


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