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06.11.10 / Kritik an der Kritik / Islam: Versuch einer Ehrenrettung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 44-10 vom 06. November 2010

Kritik an der Kritik
Islam: Versuch einer Ehrenrettung

Die Sarrazin-Debatte dürfte die Autoren des vorliegenden Bandes „Islamfeindlichkeit – Wenn die Grenzen der Kritik verschwimmen“ massiv verärgert haben. In diesem haben sie zahlreiche Beiträge von Wissenschaftlern vereint, in denen die Autoren schildern, warum den Moslems in den öffentlichen Debatten aus Sicht der Autoren viel Unrecht getan werde. Sie setzen all ihr Engagement dafür ein, ihren Lesern zu verdeutlichen, warum so viele Berichte über den Islam und die von ihm vermeintlich ausgehende Gewaltbereitschaft so nicht stimmen könnten. Hierbei betonen sie immer wieder, dass „sogenannte Islamkritiker“, wie sie Henryk M. Broder, Ralph Giordano, Necla Kelek und Alice Schwarzer nennen, gar nicht richtig argumentieren könnten, denn sie seien gar keine Islamwissenschaftler. Außerdem würden die „sogenannten Islamkritiker“ und die deutschen Medien Studien und Statistiken nicht richtig wiedergeben. Birgit Rommelspacher gibt stattdessen einen Beleg ihrer Fähigkeiten auf diesem Gebiet: So könne man nur zehn bis zwölf Prozent der in einer Studie befragten Muslime als radikalisiert bezeichnen, davon befürworteten nur etwa sechs Prozent (meint sie Prozent oder Prozentpunkte?) radikale Umstürze – „das sind im Übrigen deutlich weniger Radikale als im deutschen Rechtsextremismus, hier sind es 18 Prozent“. Klingt gruselig! Doch bei dem einen handelt es sich um sechs Prozent (oder sechs Prozent von zwölf Prozent?) von etwa vier Millionen Moslems und beim anderen um 18 Prozent von wenigen Tausend.

Mit Aufsätzen wie „Islambild in der deutschen Literatur am Beispiel einiger Persienberichte des 17. Jahrhunderts“ oder „,Die passen sich nicht an‘ – Exkurs zur sprachlichen Darstellung von Muslimen in Medienberichten“ versuchen die Autoren, eine Islamfeindlichkeit der heutigen Gesellschaft zu belegen. Interessanterweise handelt es sich bei fast allen der 30 Autoren um Personen ohne muslimischen Migrationshintergrund. Auf Alltagssituationen, die so manchen Deutschen islamophob machen könnten, gehen die Autoren fast gar nicht ein. Am interessantesten ist noch der Beitrag „Der Islam im Spiegel der Politik von CDU und CSU – Aspekte einer komplizierten Beziehung“ von Mohammed Shakush. Ansonsten hat man bei den Eindruck, die in diesem Buch mit ihren Beiträgen vereinten Autoren sitzen in einem wissenschaftlichen Elfenbeinturm fernab des wahren Lebens.        Bel

Thorsten Gerald Schneiders (Hrsg.): „Islamfeindlichkeit – Wenn die Grenzen der Kritik verschwimmen“, VS-Verlag, Wiesbaden 2010, broschiert, 497 Seiten, 39,90 Euro


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