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13.11.10 / Weiß-blaue Panne / »Bayernkurier«-Beileger nennt Ostpreußen »russisch besetzt«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 45-10 vom 13. November 2010

Weiß-blaue Panne
»Bayernkurier«-Beileger nennt Ostpreußen »russisch besetzt«

Für erheblichen Wirbel sorgte am Rande des jüngsten CSU-Parteitags ein Faltblatt, das dem Parteiorgan „Bayernkurier“ beigelegt war. Dort warb die Firma Wembacher für Reisen ins, so wörtlich, „russisch besetzte Ostpreußen“, wie die Zeitung „Die Welt“ in ihrem Internet-Portal berichtete.

„Bayernkurier“-Chefredakteur Peter Hausmann nannte die Formulierung „eine der ärgerlichsten Sachen der Welt“. „Entlang der Bernsteinküste nach Cranz im Samland und zur Hauptstadt Königsberg mit ihrer über 700-jährigen deutschen Geschichte“ solle die Tour gehen, wirbt Wembacher in dem Beileger.

Höchstwahrscheinlich habe den Prospekt niemand von der Redaktion vorher noch gelesen, entschuldigt sich Hausmann. „Der Veranstalter hat es gestaltet und gedruckt, dann wurde es verteilt, das hätte nicht passieren dürfen“, so der Chefredakteur. Der Berichterstatter der „Welt“ moniert zudem, dass allein die deutschen Namen der Reiseorte genannt werden, räumt aber ein, dass dies „spätestens seit 1990 nicht mehr ehrenrührig“ sei.

Die Firma Wembacher hat ihren Sitz im oberbayerischen Waging. Die dortige SPD-Bundestagsabgeordnete Bärbel Kofler protestierte: „Es wird begrifflich an das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte angeknüpft“ mit dem Reiseprospekt. Welche Zeit sie damit meint: „Wenn der Bayernkurier eine Leserreise ins ,russisch besetzte Ostpreußen‘ anbietet, wird man an eine Zeit weit vor der Friedens- und Versöhnungspolitik Willy Brandts erinnert.“ Brandt hatte 1963, wenige Jahre vor den Ostverträgen, „Verzicht“ auf die Gebiete jenseits von Oder und Neiße noch kategorisch als „Verrat“ ausgeschlossen.

Lydia Wembacher, die Frau des Unternehmers Hans Wembacher, erklärte, sie habe schreiben wollen: „Ins damals russisch besetzte Ostpreußen.“ Das Wort „damals“ sei dann vergessen worden, was ihr „schrecklich“ leidtue.

Im Internet-Diskusionsforum der „Welt“ überwiegt das Unverständnis gegenüber der Aufregung. „Wo soll das Problem sein?“, fragt ein Leser, „Ostpreußen und ganz Ostdeutschland wurden abgetrennt und besetzt, weshalb nicht einfach mal Wahrheiten ganz offen aussprechen?“ Ein anderer fragt bewusst provokant: „Wieso nicht besetzt? Wurde Ostpreußen den Russen etwa geschenkt oder haben sie es in der Lotterie gewonnen?“ Ein weiterer Diskutant weist auf das schwere Schicksal der Vertriebenen hin. Was sie erlebt hätten, könne sich „westlich der Elbe niemand vorstellen“. „Das sind die Orte ihrer Heimat. Ich finde es schändlich, wie mit den Bürgern umgegangen wird.“ „Übrigens müsste, um den sprachpolizeilichen Vorschriften zu genügen“, lästert ein Diskutant auf „Welt-Online“, auch von „Warszawa, Kraków und Praha gesprochen werden“. Ein anderer Forumsteilnehmer indes sieht alle seine Vorurteile bestätigt: „CSU war immer schon schwarz-braun!“

Für den „Bayernkurier“ ging der Parteitag insgesamt glimpflich ab. Es lag ein Antrag vor, das Parteiblatt ganz einzustellen, da die Zeitung seit Jahren Verluste einfährt und von der CSU mit Millionenzuschüssen subventioniert werden muss. Der Antrag wurde jedoch abgelehnt. Insbesondere Parteichef Horst Seehofer stellte sich hinter die traditionsreiche Wochenzeitung.            H.H.


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