29.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
13.11.10 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 45-10 vom 13. November 2010

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,      
liebe Familienfreunde,

wenn ich immer wieder in meiner Kolumne darauf hinweise, dass manches Echo auf eine in unserer Zeitung veröffentlichte Frage einen weiten Raum benötigt, der Monate und Jahre dauern kann, so hat das schon seine Berechtigung. Und der Bogen kann sich sogar über Jahrzehnte spannen, denn seit im Internet auch frühere Ostpreußenblatt-Ausgaben abrufbar sind, finden vor allem jüngere Menschen unverhofft Angaben, die sie und ihre Familie betreffen. So ist es möglich, dass eine Suchfrage, die sogar ein halbes Jahrhundert zurück liegt, wieder aktuell wird – dafür gibt es heute ein gutes Beispiel, das uns Frau Melanie Krugmann übermittelt. Sie schreibt im Auftrag ihrer Mutter, aber entdeckt hat sie selber die Spur, die zu Verwandten führen könnte, von denen sie bisher nichts gewusst haben. Sie führt zurück in das Jahr 1960, als das große Suchen, das mit der ersten Ausgabe des Ostpreußenblattes 1950 begonnen hatte, noch immer ganze Seiten füllte. Damals gab es noch keine „Ostpreußische Familie“, die Suchfragen wurden gebündelt unter dem Titel „Vermisst, verschleppt, gefallen, gesucht …“ und hatten eine starke Resonanz. Als nun Frau Krugmann auf Ahnenforschung im Internet auf einen Zeitungsartikel im Ostpreußenblatt vom 2. Januar 1960 stieß, war sie sehr überrascht, in einer Suchanzeige den Namen ihres Großvaters Hans Günter Kirsch zu lesen. Sie benachrichtigte sofort ihre Mutter, die Tochter des damals Gesuchten, und bei dieser war natürlich die Überraschung noch größer, denn ihr Vater hatte zu seinen Lebzeiten nie etwas von Verwandten erzählt und auch nicht angedeutet, dass er eventuell gesucht wurde. Die Anzeige in der Suchrubrik im Ostpreußenblatt Nr. 1/1960, Seite14, lautet:

„Hans Günther Kirsch, geb. 1.11.1936 in Labiau, wohnhaft 1941 in Blumenfelde, Post Markthausen, Kreis Labiau. Seine Mutter, Grete Kirsch, ist 1945 verstorben. Gesucht werden sein Bruder Rudolf Kirsch und die Angehörigen seiner Eltern. Fleischermeisterswitwe Bahr oder Bär aus Marienburg.“

Es müssen demnach Verwandte gewesen sein, die nach Hans Kirsch suchten. Ob diese nach nunmehr 50 Jahren noch ausfindig gemacht werden können, ist fraglich, man weiß ja nicht, wie alt die damals Suchenden waren. Aber vielleicht finden sich Angehörige, die sich aus Gesprächen im Familienkreis an die Verwandtensuche erinnern oder erst jetzt auf sie aufmerksam gemacht werden. Frau Krugmann und ihre Mutter würden sich über jede Zuschrift freuen. (Melanie Krugmann, An der Marienkirche 10 in 66333 Völklingen, Telefon 0176/93143340.)

Auch Herr Wolfgang Gay aus Odenthal bezieht sich auf eine frühere Suchfrage, die allerdings „nur“ acht Jahre zurück liegt. In Folge 46/2002 veröffentlichten wir ein Schreiben von Herrn Horst Schröder aus Bremen, der Wissenswertes über seine Großmutter Bertha Krupp, die 1914/15 in Mehleden, Kreis Gerdauen ihre letzte Ruhe fand, erfahren wollte. Leider hat dieser Suchwunsch kein brauchbares Ergebnis erbracht. Für Herrn Gayl war diese Veröffentlichung wichtig, da er nach Informationen über die Großtante seiner Mutter suchte. Diese, Eugenie von Böttinger, war ebenfalls eine geborene Krupp und die letzte Besitzerin des Rittergutes Mehleden. Auf Wunsch von Herrn Gay erfolgte eine Kontaktaufnahme mit Herrn Schröder, aber es ergaben sich bisher keine nennenswerten Zusammenhänge, so dass wir nun unsere Ostpreußische Familie befragen müssen. Eugenie Krupp – kurz „Eni“ genannt – heiratete den Gutsbesitzer Fried­rich Heinrich von Böttinger, der am 3. September des Jahres 1879 in Würzburg zur Welt kam. Nach seinem Tode am 28. November 1925 führte sie das Gut weiter, sie verstarb am 30. März 1944 in Mehleden. Ist ihr Geburtsdatum schon ungewiss – 22. Oktober 1883 oder 22. Januar 1884? – so fehlen alle Angaben über ihren Geburtsort und über ihre Eltern. Auch das Datum und der Ort der Eheschließung mit „Friedel“ von Böttinger sind unbekannt. Wer kann helfen bei dieser „Krupp“-Forschung? (Wolfgang Gay, In der Hildscheid 7 in 51519 Odenthal, Telefon 02174/40004, E-Mail: wolfganggay@web.de)

Weiter auf der Suchschiene „Familienforschung“. Eine E-Mail von Frau Ingrid Lange aus Bonn, die unsere Zeitung gerne liest und besonders die Ostpreußische Familie, obgleich sie keine persönlichen Beziehungen zu Ostpreußen hat – bis auf einen Urgroßvater. Und gerade bei diesem kommt sie in ihrer Familienforschung nicht weiter. Es handelt sich um den Baumeister August Neuber, der in Potsdam lebte und wirkte. Er soll, wie sie schreibt, aus Lauck im Kreis Mülhausen stammen, in diesem Zusammenhang wird ein Gut Schwangen genannt. Nun liegt ein Ort Namens Lauck bei Mühlhausen im Kreis Preußisch Holland, das Gut mit dem riesigen Schlosspark war aber im Besitz der Burggrafen zu Dohna-Lauck. Ein Gut Schwangen ist im ostpreußischen Güter-Adressbuch nicht verzeichnet, ein Gut mit ähnlichem Namen – Schwengen – lag im Kreis Heilsberg. Aber es kommt wohl kaum in Frage, auch nicht das Gut Lauck im Kreis Heiligenbeil. So kann ich den Herkunftsort von Frau Langes Urgroßvater nicht richtig einordnen, aber immerhin ist der Familienname Neuber in der ostpreußischen Landwirtschaft kein unbekannter, im Gegenteil, denn allein das besagte Güter-Adressbuch weist über 20 Landwirte dieses Namens auf, darunter auch einige im Kreis Preußisch Holland und sogar drei mit dem Vornamen August. Vielleicht kann sich nun jemand aus der großen Neuber-Familie an das Gut erinnern, das vermutlich dem Vater des Baumeisters gehörte und auf dem August Neuber aufwuchs, oder hatte sogar mit diesem Kontakt, als er in Potsdam lebte, wo er mehrere Häuser baute. Zeitweilig wirkte er auch im Ausland, so in Rumänien. August Neuber war mit der Hamburgerin Daniela Wessel verheiratet. Sie konnte noch die Geburt ihrer Urenkelin Ingrid 1935 erleben, verstarb dann aber ein Jahr später in Potsdam. Eines der von August Neuber erbauten Potsdamer Häuser konnte die Familie behalten, musste es aber nach der Wende veräußern. Jetzt hofft Frau Lange, dass sie endlich etwas über ihren Urgroßvater und seine Herkunft erfahren kann. (Ingrid Lange-v. der Planitz, Konstantinstraße 68 in 53179 Bonn, Telefon 0228/331315.)

Wie sorgsam man beim Nachrecherchieren sein muss, beweist der Brief unserer Leserin Ingrid Wolski. Vor einiger Zeit hatte sie den Geburtsort ihrer Mutter gesucht, den sie mit „Allsit“ angab. Diesen Ort konnte sie nicht finden, und auch meine Suche war vergebliche Liebesmüh, denn es gab ihn nicht, hatte ihn nie gegeben. Dafür fand ich ein „Altsitt“ im Samland, das war allerdings kein Ort, sondern nur ein kleiner Hof. Das teilte ich Frau Wolfski mit, und siehe da: Die Eintragung in den Papieren ihrer Mutter erwies sich als Schreibfehler, und eine Kusine von Frau Wolski konnte die richtige Schreibweise bestätigen. Frau Wolski bedankt sich in ihrem Schreiben für die erfolgreiche Hilfe, hängt aber einen kleinen Wunsch an: Sie sucht das Buch „Erlebnisbericht aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges – Zeitgeschichtliche Dokumentation aus Sibirischer Gefangenschaft von 1945–1957“. Falls jemand aus unserer Leserschaft dieses Buch besitzt und es abgeben würde, wäre Frau Wolski – auch im Namen der Autorin – dankbar für die Überlassung. (Inge Wolski, Moselstraße 6 in 41517 Grevenbroich, Telefon 02181/1869.)

Der Herbst hat auch nicht immer schöne Tage, es ist ganz schön kalt geworden, und wir frieren uns durch einen grauen, nassen November. Was heißt schon frieren, wenn man das um 1920 in Adolfin bei Pionki in Polen aufgenommene Bild betrachtet, das unsere Familienseite zeigt. Wenn man solch einen Pelz trägt wie der Uniformierte auf dem alten Foto, dann muss schon eine geradezu sibirische Kälte geherrscht haben. Ich freue mich, dass wir diese Aufnahme bringen und damit die Frage von Herrn Horst Schröder aus Bremen bildlich ergänzen können. Er hatte uns eine Kopie dieses Fotos, das seinen Großvater Christoph Schröder zeigt, zwar zusammen mit seinem Schreiben übersandt, aber es eignete sich leider nicht zur Veröffentlichung. So konnte ich die Uniform – oder jedenfalls das, was sichtbar war – nur beschreiben, was natürlich den erhofften Erfolg minderte. Nachzulesen auf unserer Familienseite in Folge 43 der PAZ, wo ich lediglich auf die Mütze einging. Was aber dieses Bild so besonders macht, ist der Pelz, der so voluminös ist, dass man sich schwer vorstellen kann, dass sich der Mann darin überhaupt bewegen konnte. Ich hatte ihn als „riesigen Zottelbär“ beschrieben – seht nun selber! Herr Schröder hatte in seinem Schreiben gehofft, durch unsere Leserschaft mehr über den Geburtsort seines Großvaters, Adolfin, Kreis Cholm/Chelm, zu erfahren.

Nach Potsdam führt auch eine romantisch-abenteuerliche Liebesgeschichte, deren Hauptgeschehen allerdings in Ostpreußen lag. Und deshalb hofft Herr Jürgen Asschenfeldt, von unserer Ostpreußischen Familie auf seine Frage die Antwort zu bekommen, die er bisher nicht erhalten hat. Er schreibt: „Von Carl von Fabeck, *1788 in Jablonken, Kreis Ortelsburg, Kgl. preuß. GenLt. z. D. Exz. †1870 in Potsdam, las ich, dass er seine Ehe mit der Entführung seiner Erwählten Amalie, verwitwete von Knobloch, geb. Freiin von Massenbach, begonnen hatte. Diese Entführung soll am festlichen Abend vor ihrer zweiten Hochzeit mit ihrem damaligen Verlobten, Herrn von Stechow, am 9. oder 10. März 1810 stattgefunden haben.“ Sicherlich verbreitete sich diese Entführung in ganz Ostpreußen in Windeseile, da sie zunächst bestimmt auch als Skandal angesehen wurde. Heute würde er wohl als Romanze bewertet werden, jedenfalls heiratete Amalie ihren „Entführer“ am 11. März 1810. Also nur einen Tag später, so eilig hatte es der Herr von Fabeck. Die Frage von Herrn Asschenfeldt lautet: Wo fand diese Entführung statt? Er meint, dass es Eichmedien sein könnte. Denn Amalies Schwester Friederike war mit dem Besitzer des Gutes, Herrn von Redecker, verheiratet, und das Paar soll das Fest ausgerichtet haben. Wer kann das bestätigen? (E-Mail: jasschenfeldt@arcor.de)

In Eichmedien geschahen schon immer seltsame Dinge, man denke an die Sage von der Krügerschen, die ob ihres betrügerischen Wesens der Teufel geholt und in ein schwarzes Pferd verwandelt hatte. Als der Teufel auf dem Rappen zum Schmied in Schwarzenstein ritt und ihn aufforderte, das Pferd zu beschlagen, konnte sich die Krügersche dem Schmied offenbaren. Der zögerte den Beschlag soweit hinaus, bis der Hahn krähte, der Rappe sich in die Krügersche zurück verwandelte und der Teufel wütend verschwand. Übrigens glaubte man in Masuren fest an diese „Entführung“ und konnte sie sogar zeitlich belegen: Anno 1473 soll es geschehen sein, und eines der Eisen, mit denen der Schmied den Rappen beschlagen sollte, hing in der Kirche von Schwarzenstein und wurde 1701 dem Preußenkönig Friedrich I. anlässlich seiner Krönung geschenkt. Allerdings hat diese Entführung mit der von der Amalie nichts, aber auch gar nichts gemein, denn die Krügersche verfiel dem Wahnsinn und soll ein Jahr später verstorben sein. Die Ehe des Herrn von Fabeck mit seiner von ihm entführten Amalie verlief dagegen glück­lich und lange, denn sie schenkte ihm acht Kinder. (Und ich bin glücklich, dass ich noch ein bisschen Heimatgeschichte mit einbringen konnte!)

Eure Ruth Geede


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren