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13.11.10 / Mit dem Tod ist nicht alles aus / Er kann auch das Tor zur Ewigkeit öffnen – Unterschiedliche Auffassungen der Weltreligionen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 45-10 vom 13. November 2010

Mit dem Tod ist nicht alles aus
Er kann auch das Tor zur Ewigkeit öffnen – Unterschiedliche Auffassungen der Weltreligionen

Zeit innezuhalten an den Gedenktagen des Novembers – Allerheiligen, Volkstrauertag und Totensonntag. Ganz gleich wann der Tod kommt, immer kommt er zu früh oder unerwartet. Kommt er plötzlich, sitzt der Schock tief.

Viele Hamburger zeigten sich betroffen vom Tod der 91-jährigen „Loki“ Schmidt, der Ehefrau des Altkanzlers. Immer ist es tragisch, wenn das Kind vor den Eltern stirbt wie im Fall von „Blacky“ Fuchsberger. Aber auch der Tod des 26-jährigen Sanitätsunteroffiziers in Afghanistan im September lässt nicht unberührt. Einen „Wahnsinn“ nannte Verteidigungsminister zu Guttenberg den Krieg am Hindukusch aus diesem Anlass.

Wann immer der Tod an unsere Tür klopft, ist diese Erfahrung für die Hinterbliebenen leidvoll, grausam und bedrohlich. Der Tod gehört nicht einfach zum Leben, wie heute oft gesagt wird. Er beendet das Leben. Er ist das genaue Gegenteil von Leben. Am Anfang der Schöpfung, so lesen wir in den ersten beiden Kapiteln der Bibel, war der Tod noch nicht da. Erst durch die Sünde und den Ungehorsam des Menschen Gott gegenüber, kam der Tod in die menschliche Existenz. Daher glauben Christen, dass die Sünde (als Ursache des Todes) überwunden werden muss, damit der Mensch wieder ewig leben kann. Genau das hat Jesus Christus durch seinen stellvertretenden Tod auf Golgatha bewirkt. Deswegen ruft der Apostel Paulus triumphierend aus: „Tod, wo ist dein Stachel; Hölle, wo ist dein Sieg? … Gott, aber sei Dank, der uns den Sieg geschenkt hat durch Jesus Christus, unsern Herrn!“ (1. Kor 15). Nicht Totensonntag, sondern Ewigkeitssonntag nennt daher die Kirche diesen meist trüben Tag Ende November, weil der Tod auch das Tor zur Ewigkeit sein kann.

Schon die ersten Christen hatten große Schwierigkeiten, sich die Ewigkeit vorzustellen. Spötter und Zweifler gab es damals wie heute zuhauf. „Mit dem Tod ist alles aus“, behaupten viele. Das ist freilich eine unbewiesene These. Menschen, die beispielsweise nach einem schweren Unfall dem Tod sehr nahe waren, beschreiben andere Erfahrungen. Fast einhellig berichten sie von einem hellen Licht und einer völlig anderen und schönen Welt. Auch wenn dies nicht als Beweis gelten kann, so scheint es doch mehr nach dem Tod zu geben, als manche behaupten oder sich wünschen. Denn nicht nur der Himmel, sondern auch die Hölle könnte auf den Menschen warten.

Die Schwierigkeit, sich ein Leben nach dem Tod vorzustellen, hängt ganz ursächlich mit dem Status von uns Menschen zusammen. Der Kirchenvater Augustinus hat dies im 4. Jahrhundert so formuliert: „Die Ewigkeit ist die Daseinsform Gottes, die Zeit ist die Daseinsform des Geschöpfes.“

Wenn dies so ist, muss die Frage eines Lebens nach dem Tod immer in gewisser Weise offen bleiben. Der Mensch ist hier auf Glauben im echten Sinne des Wortes angewiesen. Die Frage ist dann: Wem vertraue ich mich ganz an im Leben und im Tod? Wer kann mich durch das Tal des Todes hindurchführen, wenn ich keine eigene Kraft und keinen eigenen Willen mehr habe?

Spötter wie der amerikanische Filmemacher Woody Allen sagen: „Die Ewigkeit dauert besonders lange besonders gegen Ende (des Lebens).“ Sicher kommt manchem die Leidenszeit am Ende des Lebens möglicherweise sehr lange vor, aber Woody Allen unterscheidet nicht zwischen Zeit und Ewigkeit. Übrigens auch der deutsche Dichter Johann Wolfgang von Goethe nicht, der meinte: „Halte immer an der Gegenwart fest. Jeder Zustand, ja jeder Augenblick ist von unendlichem Wert, denn er ist ein Repräsentant einer ganzen Ewigkeit.“ Was in den wohlgesetzten Worten des Dichters so verheißungsvoll und romantisch klingt, ist in Wirklichkeit nur eine Täuschung. Denn keiner kann die Gegenwart tatsächlich festhalten, und ein „Augenblick“, mag er schön oder schrecklich sein, ist etwas ganz Anderes als die Ewigkeit. Die Ewigkeit, die Welt Gottes, besteht aus viel mehr Dimensionen als unsere dreidimensionale, sichtbare Welt, in der die Zeit gilt.

Daher gehen fast alle Religionen dieser Welt davon aus, dass mit dem Tod nicht alles aus ist. Entscheidend ist, welchem Gott wir uns anvertraut haben und was wir in unserem Leben getan haben. Die religiösen Vorstellungen sind hier verschieden. Die einen sprechen von einer Seelenwanderung oder dem Eintritt in das Paradies beziehungsweise in die Hölle. Die anderen von einer Ruhezeit nach dem Tod bis zum Jüngsten Gericht. Jesus Christus verheißt denjenigen, die ihm treu geblieben sind, die „Krone des ewigen Lebens“. Als die ersten Christen als Märtyrer im römischen Kolosseum von Löwen zerfleischt wurden, wunderten sich die Zuschauer, warum diesen Menschen ihr Glauben an ein ewiges Leben bei Gott wichtiger war als ihr zeitliches Leben. Sie wussten um den Unterschied zwischen Zeit und Ewigkeit, zwischen dem Leben auf der Erde und dem ewigen Leben im Himmel. Hätten sie ihren Glauben an Jesus verleugnet, dann wäre das ewige Leben für sie verloren gewesen. Genau deswegen nahmen sie lieber die Qualen der Gefangenschaft und des Todes auf sich. Denn sie wussten, ihnen würde einmal der Himmel offen stehen und nicht verschlossen sein.   Hinrich E. Bues


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