© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 45-10 vom 13. November 2010
Erdrutsch-gedanken
Wenn die Gunst der Wähler
drastisch
ganz auf eine Seite schwenkt,
nennt man’s Erdrutschsieg
bombastisch –
was beweist, dass keiner denkt:
Denn beim Erdrutsch geht es
runter,
doch beim Sieg, da geht’s hinauf,
und verknüpft die zwei man
munter,
geht dabei die Logik drauf!
Trotzdem wird es oft geschrieben,
gleichsam wider die Natur,
und solch Unfug, gern getrieben,
liegt nicht an Autoren nur:
Titelredakteure nämlich
lieben Schlagwort-Drescherei –
glaubend, dass der Leser dämlich
und damit zu ködern sei!
Phrasen sind jedoch wie Socken:
Beide leiden an Verschleiß,
und wenn neu vielleicht sie locken,
machen alt sie keinen heiß.
Na, ein Glück, dass Erdrutschsieger
selber stolpern irgendwann
und man vormals flotte Tiger
lahme Enten nennen kann.
Diese Floskel ist indessen
selbst ein hinkender Vergleich –
jeder kann es leicht ermessen,
der gut schaut am Ententeich!
Aber hinken heut’ zu sagen,
ist das noch polit-korrekt?
Und Vergleiche gar zu wagen,
macht das nicht erst recht suspekt?
Besser hat’s, wer schlicht und
simpel
sich beteiligt am Blabla,
mitverdient am Fang der
Gimpel
– wozu sonst wär’ Sprache da?
Und auf Sicht wird solcherweise
dank der normativen Kraft
des Banalen still und leise
auch das Denken abgeschafft!
Pannonicus
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