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20.11.10 / Tragische Figur

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 46-10 vom 20. November 2010

Tragische Figur
von Konrad Badenheuer

Wolfgang Schäuble ist zur tragischen Figur der deutschen Politik geworden. Der eiserne Wille, mit der er 1990 nach dem Attentat als Rollstuhlfahrer in die Politik zurückgekehrt ist, verdient jeden Respekt. Ohne Schäubles Einsatz wäre Bonn noch immer Regierungssitz dieses Landes, Berlin hingegen eine an der Peripherie langsam verfallende Metropole, deren alter Glanz den Niedergang nur noch stärker hervortreten lässt.

Heute scheint Schäuble als Person – bildlich gesprochen – das Schicksal zu ereilen, das er der Stadt Berlin einst erspart hat: Der 68-Jährige, der beinahe Kanzler und beinahe Präsident geworden wäre und der sich nun gesundheitlich angeschlagen im Amt des Finanzministers verzehrt, hat den besten Zeitpunkt zum Abschied verpasst. Der Umgang mit seinem Sprecher Offer, der ein Stilfehler aber kein Drama war, hat das Problem unübersehbar werden lassen. Der Parteitag hat ihn bei der Vorstandswahl bewusst geschont, aber es ist offen die Rede davon, dass ihm nur ein vorteilhafterer Zeitpunkt zum Abschied gegönnt werden solle.

Dass das nun öffentlich geworden ist, rundet die Tragik Wolfgang Schäubles ab.


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