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27.11.10 / Die verborgene Perle von Berlin

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47-10 vom 27. November 2010

Die verborgene Perle von Berlin
von Vera Lengsfeld

Kaum jemand weiß, dass die Schönhauser Allee, die Berlins Mitte mit Pankow verbindet, nach dem Schloss Schönhausen am Ufer der Panke benannt ist.

Sophie Theodore zu Dohna hatte Mitte des 17. Jahrhunderts die brachliegenden Auen erworben und als gebürtige Holländerin das nötige Wissen für ihre Kultivierung mitgebracht. Später kaufte Kurfürst Friedrich III. das Gelände, erweiterte das Schloss und wartete hier seine Erhebung zum König ab.

Nach seiner Krönung erlebte das Schloss seine erste kurze Glanzzeit. Seine Bedeutung erlangte es aber erst, als die Kronprinzessin Elisabeth Christine auf dem Weg nach Rheinsberg hier abstieg und sich in das Anwesen verliebte.

Deshalb war sie hocherfreut, als Friedrich der Große ihr zu Beginn seiner Herrschaft das Schloss als Sommersitz zuwies. Beinahe 60 Jahre verbrachte die Königin ihre Sommer hier, verschönerte Schloss und Park unermüdlich und schuf ein Ensemble, das, unzerstört im letzten Krieg, heute nach geglückter Restaurierung in alter Pracht zu bewundern ist.

Hier findet man die einzigen erhaltenen Rokoko-Räume in Berlin, die wenigen erhaltenen Gegenstände aus dem königlichen Privatleben.

Nach dem Tod von Elisabeth Christine geriet das Schloss aus dem Blickfeld. Erst der „Künstlerbund Norden“ belebte es in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts wieder, mit regelmäßigen Kunstausstellungen und einem Café in der Ebenholzgalerie.

In der NS-Zeit diente es als Depot für die aus den Sammlungen entfernte „ entartete Kunst“, die von hier aus in alle Welt verkauft wurde.

Die DDR trennte das Schloss und einen Teil des Parks von seiner Umgebung durch eine Mauer. Es wurde Regierungssitz, später Haus für Staatsgäste. Am Ende tagte im Torhaus der Zentrale Runde Tisch, der den friedlichen Übergang von der SED-Herrschaft zur Demokratie einleitete. Hier fand die letzte Zwei-plus-Vier-Verhandlung statt, die den Weg zur deutschen Vereinigung frei machte.

Der Besucher sieht mehr als ein Schloss. Er erlebt wichtige Kapitel der deutschen Geschichte.

Allein die ausgestellten Teile der von Alexander zu Dohna aus dem untergangenen ostpreußischen Stammsitz der Familie in Schlobitten geretteten Kunstschätze sind einen Besuch wert.

Damit schließt sich der Kreis zur Familie von Dohna, deren Bedeutung für Preußen und die deutsche Geschichte nicht genug gewürdigt werden kann.


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