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27.11.10 / Kluge Köpfe gesucht

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47-10 vom 27. November 2010

Kluge Köpfe gesucht

Ein Hochtechnologiestandort wie Deutschland benötigt eine hohe Zahl von sehr gut ausgebildeten Fachkräften und Akademikern auf allen Ebenen der Gesellschaft. Schon jetzt ist der Mangel an Fachkräften spürbar, der sich in den nächsten Jahren und Jahrzehnten dramatisch steigern und auswirken wird.

Für den Bedarf an hoch qualifizierten Arbeitskräften reicht die Zahl der Neugeborenen bei weitem nicht aus. Von 650000 der 2009 Neugeborenen werden nur rund 500000 einen qualifizierten Beruf erreichen, so übereinstimmend Studien. Die übrigen 150000 gelten als nicht „ausbildungsreif“. Da Deutschland jedes Jahr rund eine Million Fachkräfte ersetzen muss, werden bald jedes Jahr rund 500000 qualifizierte Kräfte aus dem Ausland benötigt, um den jetzigen Lebensstandard zu halten und die Sozialsysteme (Renten, Krankheit, Pflege, Arbeitslosigkeit) zu bezahlen. Derzeit wandern aber nur 500 Qualifizierte pro Jahr in Deutschland ein und über 100000 hier Ausgebildete wandern aus. Der deutsche Arbeitsmarkt ist nicht mehr attraktiv, wenn von 100 Euro Lohn nur knapp 50 Euro in den Taschen der Arbeitenden verbleiben. Mehr Netto vom Brutto ist im Ausland bereits eine Realität und ein gut Qualifizierter kann rund 70 bis 80 Prozent seines Verdienstes behalten.

Um die klügsten Köpfe tobt weltweit ein harter Kampf. Deutschland ist hier bisher völlig falsch aufgestellt. Kanada und Australien wenden seit Jahren mit Erfolg ein Punktesystem für Einwanderer an, das hohe berufliche Qualifikation wie ein abgeschlossenes Hochschulstudium belohnt. In Deutschland dagegen erkennt man im Ausland erworbene Qualifikationen selten an und verlangt von Einwandern zudem den Nachweis eines Arbeitsvertrages mit einem Jahresgehalt von über 65000 Euro. H.E.B.

 

Zeitzeugen

Gunnar Heinsohn – Mitten im Krieg 1943 in Danzig geboren arbeitete der promovierte Soziologe und Ökonom bis Ende 2009 als Professor für Sozialpädagogik in Bremen. Er ist ein scharfzüngiger und ironischer Kritiker des demographischen Wandels und der gegenwärtigen Politik. Für alle, die „gegen Rechts“ sind, ist er inzwischen eine Hauptzielscheibe.

Herwig Birg – Bis zum Jahr 2004 hatte der promovierte Volkswirtschaftler Birg den einzigen Lehr-stuhl Deutschlands für Bevölkerungswissenschaften inne, der nach seiner Emeritierung nicht wiederbesetzt wurde. Er ist einer der bekanntesten Forscher zum „demographischen Wandel“. Die „Zeit“ wirft ihm „Dramatisierung“ vor und Kommunisten bezeichnen seine Berechnungen als „wahnwitzig“.

Bill Clinton – Der als William Jefferson Blythe III. 1946 Geborene war von 1993 bis 2001 Präsident der USA. In seiner zweiten Amtszeit führte er, gedrängt von der republikanischen Mehrheitsfraktion („Pact for America“), eine Reihe von Sozialreformen durch. Sie führten schließlich zu Überschüssen im US-Haushalt. Vor allem stoppte er Leistungen, die zu zusätzlichen Geburten unter Transferempfängern führten.

Konrad Adenauer – Ein minimaler Rückgang der noch recht hohen deutschen Geburtenrate im Jahre 1953 versetzte den legendären Kanzler in Unruhe. „Dann sterben wir ja aus!“, erklärte er und forderte die „Stärkung der Familie und dadurch Stärkung des Willens zum Kind“. Dies war seine Antwort − nicht die Verteilung von Milliarden, die das Land nicht hatte. Die Seelenmassage funktionierte: Die Geburtenzahl stieg wieder an und erreichte 1964 ihren Höhepunkt bei 1,065 Millionen – allein in der alten Bundesrepublik.

Oswald Spengler – Der Autor des 1918 erschienen Buches „Der Untergang des Abendlandes“ war überzeugt, dass Europa seine Blütezeit hinter sich habe. Er war überzeugt, dass „eine Ehe, in der Kinder nicht gewünscht oder nicht vermisst werden, ... ein Konkubinat“ sei. Der deutsche Kulturhistoriker ist trotz vieler richtiger Voraussagungen heute weithin in Vergessenheit geraten.


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