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27.11.10 / Ratingmarkt neu gestalten / Standard & Poor’s, Mood’s und Fitch sollen Marktmacht verlieren

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47-10 vom 27. November 2010

Ratingmarkt neu gestalten
Standard & Poor’s, Mood’s und Fitch sollen Marktmacht verlieren

Mit der Finanzkrise kamen auch massive Zweifel gegenüber der Qualität der Arbeit der drei großen, international tätigen Ratingagenturen Standard & Poor’s, Moddy’s und Fitch auf. Bis jetzt ist es den Rating-agenturen noch nicht geglückt, ihren Ruf aufzupolieren. Dabei spielen sie eine wichtige Rolle in der internationalen Finanzwelt. Von ihrem Urteil machen Investoren ihre Anlageentscheidung abhängig und ihre Bewertungen sind maßgeblich für Unternehmen, wenn sie ihre Anlagen in der Bilanz bewerten sollen.

Ihr großes Problem ist es, dass ihre Kunden, deren Bonität sie bewerten sollen, sie dafür auch bezahlen. Nachdem Fitch dieser Tage die portugiesische Bank Espirito Santo um drei Stellen abgewertet hatte, kündigte diese wütend den Vertrag. Und auch die deutschen Landesbanken BayernLB, WestLB und LBBW verzichten seit einiger Zeit auf die Dienste der Ratingagenturen, da sie nicht dafür, dass sie ihre schlechte Bonität zusätzlich von fremder Seite attestiert bekommen, auch noch bezahlen müssen.

Dieses verständliche Verhalten der Rating-Kunden hat dazu geführt, dass die Agenturen nur zögernd ihre Bewertungen verändern, was zusätzlich zu den krassen Fehleinschätzungen während der Finanzkrise den Ruf schädigt. Auch fällt auf, dass Standard & Poor’s, Moody’s und Fitch bis heute den USA die höchste Bonitätsnote geben, obwohl alle Welt weiß, dass die US-Notenbank durch ihre expansive Geldpolitik eine Inflation heraufbeschwört, die den Gläubiger der USA schaden wird. Doch alle drei haben ihre Wurzeln in den USA, auch wenn Fitch heute zum Großteil einem französischen Millionär gehört.

Genau deswegen hat die EU angeordnet, dass sich alle Rating-agenturen, deren Urteil ab 2011 auf europäischen Boden weiterhin Relevanz haben soll, registrieren lassen müssen. Das gilt für bereits aktive wie für neu in die Branche einsteigende Ratingagenturen gleichermaßen. Allein bei der deutschen Bundesanstalt für Finanzaufsicht (BaFin) stellen elf Unternehmen einen Antrag, als Ratingagenturen registriert zu werden. Als erstes erhielt nun die Euler Hermes Rating GmbH die Erlaubnis. Die Tochter des deutsch-französischen Kreditversicherers Euler Hermes, der wiederum der Allianz gehört und Weltmarktführer in seiner Branche ist, will allerdings keineswegs den großen drei Ratingagenturen Konkurrenz machen, wie es viele Nachrichtenmeldungen vermuten lassen. Bereits seit 2001 bewertet das Hamburger Unternehmen den gehobenen deutschen Mittelstand, denn auch er ist auf der Suche nach Investoren und muss diesen eine unabhängige Bonitätseinschätzung vorlegen. Maschinenbauer, Krankenhäuser, Handels- und Dienstleistungsunternehmen mit einem Jahresumsatz von 50 Millionen und fünf Milliarden Euro lassen sich von der Euler Hermes Rating GmbH bewerten, die hierzulande Marktführer ist, aber nicht in das internationale Geschäft einsteigen will. Doch das gilt nicht für den französischen Kreditversicherer Coface, der gerne internationale Luft schnuppern würde, aber noch keine Genehmigung der BaFin hat. Bel


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