19.04.2024

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27.11.10 / »Altlast Barschel« abgeräumt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47-10 vom 27. November 2010

»Altlast Barschel« abgeräumt
von Konrad Badenheuer

Die Erklärung, die der israelische Außenamtssprecher Jigal Palmor nun zum Fall Barschel abgegeben hat, verdient eine genaue Lektüre: „Es gibt keine Basis, auf der man den Fall mit Israel in Verbindung bringen kann.“ Es stehe Deutschland allerdings frei, den Fall neu aufzurollen. „Wir können den deutschen Behörden nicht sagen, was sie zu tun oder zu lassen haben.“

Er sagte eben nicht: „Israel hatte und hat mit diesem Fall nichts zu tun. Mehr ist dazu nicht zu sagen.“ Und vor allem: Er sagte überhaupt etwas, anstatt zu schweigen.

Von daher liegt es nahe, diese leicht verdruckste Erklärung folgendermaßen in Klartext zu übertragen: „Es ist doch längst bekannt, wer das damals gemacht hat. Wenn die deutsche Justiz will, dann kann sie das Ermittlungsverfahren natürlich wieder aufrollen. Nur geben wir dabei keinerlei Rechtshilfe, und dass wir unsere Agenten nicht ausliefern, versteht sich doch von selbst.“ Israel kann wohl davon ausgehen, dass diejenigen, an die sie gerichtet war, die Erklärung vom Montag so und nicht anders verstanden haben.

Ein bisschen erinnert es an die seit vielen Jahren feststehende Formel, mit der israelische Diplomaten die Frage nach der Atombombe erwidern: „Israel hat immer gesagt, dass es nicht als erstes diese Waffen in den Nahen Osten einführen wird.“ Wohl wahr, das hat Israel immer gesagt. Nur ist das kein „Nein“ auf die gestellte Frage und soll auch keines sein.

Genauso wahr ist, dass es „keine Basis gibt“, Israel mit dem Fall Barschel in Verbindung zu bringen, die Spuren waren ja von Anfang an dürftig – es fehlten sogar solche, die bei einem Suizid zu erwarten gewesen wären. Nur ist das so oder so kein „Nein“ auf die Frage, ob der Mossad Barschel getötet hat. Und es soll wohl auch keines sein.

Schon der Bericht in der „Welt am Sonntag“ hat genau genommen eine andere, zusätzliche Botschaft über den reinen Wortlaut hinaus. Fast alle da-rin gemachten Aussagen über den mutmaßlichen Todeshergang wurden seit Jahren von gründlich recherchierenden Autoren vertreten. Die Neuigkeit ist also eher, dass diese Version nun eine Zeitung des klar Israel-freundlichen Axel-Springer-Verlages verbreitet, ein Verlag, der selbst während des schrecklichen Gaza-Krieges Israel unbeirrt zur Seite stand.

Es wirkt ein bisschen so, als wolle Israel die „Altlast Barschel“ mit der Erklärung vom Montag politisch abräumen – juristisch werden solche Vorgänge nicht aufgearbeitet. Aber warum jetzt?

Vielleicht war es eine Warnung an alle, die (wie wahrscheinlich Barschel) mit Waffengeschäften mit dem Iran zu tun haben – zwischen Israel und dem Iran droht Krieg. Aber vielleicht gab den Anstoß auch wirklich ein hochbetagter Schweizer Chemiker, der eine alte Überzeugung nicht mit ins Grab nehmen wollte. Denn bei weitem nicht hinter jedem Baum versteckt sich ein Schlapphut.


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