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27.11.10 / Von Venedig nach Köln / Der Parfümeur Farina

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47-10 vom 27. November 2010

Von Venedig nach Köln
Der Parfümeur Farina

Wer kennt ihn nicht, den anregenden Duft einer frisch gebrühten Tasse Kaffee oder den himmlisch süßen Geruch von Weihnachtsgewürzen und Zimt, von frisch gebackenem Kuchen oder den des Frühlings, wenn sich die Knospen der Blumen öffnen und ihr frisches Aroma die Luft erfüllt. Auch kennen wir genau den Geruch unseres Partners. Liebe geht sprichwörtlich nicht nur durch den Magen, sondern auch durch die Nase, wie das Sprichwort „Jemanden nicht riechen können“ besagt. Unsere Nase ist ein ganz besonderes und von uns häufig wenig beachtetes Organ. Vielleicht, weil nur die wenigsten einen Geruchsinn wie Johann Maria Farina, italienisch Giovanni Maria Farina, der Erfinder des Eau de Cologne, des Kölnisch Wasser, haben.

In „Der Duftmacher“ erzählt die promovierte Botanikerin, Filmproduzentin und freie Autorin Ina Knobloch die Geschichte des berühmten Parfümeurs. Schon als Kind verlässt sich Giovanni Farina mehr auf das Urteil seiner empfindlichen Nase als auf das seiner anderen Sinnesorgane. So trügt ihn die Schönheit eines Menschen nicht über die Tatsache hinweg, dass er ungewaschen ist oder einen womöglich schlechten Charakter hat, da er einen unangenehmen Eigengeruch absondert.

In Venedig lernt der junge Mann schnell, die frische Brise des Meeres zu schätzen, die immer wieder den für ihn unerträglichen Gestank nach Unrat und Verderbtheit, welcher bei Hitze die Stadt wie eine Dunstglocke umschließt, davon weht.

Und somit verliebt sich Giovanni nicht nur wegen ihrer äußerlichen Schönheit rettungslos in die Kaufmannstochter Antonia von Brentano. „Von seiner Tischnachbarin zur Linken

rückte er sogleich unmerklich etwas ab, denn sie verbreitete den ihm inzwischen bekannten Geruch von Schweiß, Puder und schweren, süßlichen Parfüms. Der Duft zu seiner Rechten hingegen bezauberte ihn. Es war der zarte unverfälschte Geruch der Jungfrau, vermischt mit dezenten Zitrusdüften und einem Hauch von Veilchen. Noch nie hatte er eine so vollkommene Kombination gerochen.“

In diesem Moment beschließt Giovanni, für diese wundervolle Frau das perfekte Parfüm zu kreieren. Ein Unterfangen, welches viele Jahre in Anspruch nehmen soll. Doch der Eintritt in das Unternehmen seines Bruders in Köln verschafft ihm die Grundlage für seine Erfindung, die er zu Ehren seiner neuen Heimatstat „Eau de Cologne“ (Kölnisch Wasser) nennt.

Der historische Roman „Der Duftmacher“ spielt zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Als besondere Note, sozusagen Duftnote, hat die Autorin jedes Kapitel einem bestimmten Duft gewidmet. Zu Beginn eines jeden steht der Name des Duftes mit entsprechender Erläuterung des Geruches oder der Wirkung auf den Körper. „Vanille / Der zauberhafte, samtig süße Duft einer fermentierten Orchideefrucht wirkt beruhigend und besänftigend, ein Balsam für die Seele, vertreibt Mattheit und verbreitet gute Laune.“ Des weiteren beschreibt Ina Knobloch unter anderem Düfte wie Amber, Petitgrain und Neroli. „Der Duftmacher“ ist ein Roman mit Klasse, welcher die Sinne, aber vor allem den Geruchsinn beflügelt. Vanessa Ney

Ina Knobloch: „Der Duftmacher“, Pendo, München 2010, gebunden, 345 Seiten, 16,95 Euro


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