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04.12.10 / Heiliges Land als Vergnügungspark / Europas größte neue Christus-Statue hat weltweit beeindruckende Konkurrenz

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48-10 vom 04. Dezember 2010

Heiliges Land als Vergnügungspark
Europas größte neue Christus-Statue hat weltweit beeindruckende Konkurrenz

In Schwiebus (Swiebodzin) ist die größte Christusstatue Europas eingeweiht worden. Sie soll das zentrale Element zu einem zukünftigen „Holyland-Park“ (Park Heiliges Land) sein.

Die polnische Christusstatue wird sogar größer sein als ihr Vorbild in Rio de Janeiro. Sie ist 33 Meter groß – auf ihrem Kopf trägt die Figur eine zwei Meter hohe Krone. Das ganze steht auf einem 16 Meter hohen künstlichen Hügel. Das Monument wiegt 440 Tonnen, besteht aus Leichtbeton und ist an einem Stahlträger montiert. Sein Materialwert liegt bei über einer Million Euro. Erbaut wurde es in einem Zeitraum von fünf Jahren von Hunderten Bauarbeitern. Viele davon arbeiteten für einen kargen Monatslohn von 200 Euro. Die meisten, unter ihnen auch Sträflinge einer nahegelegenen Haftanstalt, aber nur für ein „Vergelt’s Gott“. Finanziert wurde die neue Statue durch Spenden, ein großer Teil der Finanzen kam jedoch auch von anonym bleibenden Sponsoren. Für die Katholiken in Polen soll das neue Christus-Monument zum Pilgerort werden, und auch internationale Touristen und Pilger anlocken. Die deutsche Vergangenheit der Stadt, auch wenn es eine evangelische war, ist dabei von Vorteil. Seit 2005 unterhält Schwiebus eine Partnerschaft zur Stadt Friesoythe im katholischen Oldenburger Land.

Neben der Christusfigur soll zunächst ein Pilgerhotel mit Restaurant entstehen, später soll noch ein Kreuzweg hinzukommen, ein Holyland mit Palast des Herodes und Golgatha, das der originalen Via Dolorosa in Jerusalem nachempfunden sein wird. Unter den Füßen der Jesus-Statue soll dann eine Quelle entspringen und den Hügel hinunter plätschern.

Im Jahre 1925 wurde durch Papst Pius XI. in der Enzyklika „Quas primas“ das Christkönigsfest in den katholischen Festkalender eingefügt. Unmittelbar nach der Schaffung dieses Festes errichteten viele katholische Gemeinden und Städte weltweit Monumente zur Verehrung von „Christuskönig“. Die weltweit wohl bekannteste und älteste Christusfigur ist der segnende Christus auf dem Berg Corcovado bei Rio de Janeiro, der am

12. Oktober 1931 eingeweiht wurde. Mit der Errichtung des „Cristo Redentor“ von Rio begann ein Wettbewerb vieler Städte und Länder um die höchste und schönste Christusfigur, vor allem Städte in Südamerika, aber auch auf der iberischen Halbinsel haben sich daran beteiligt. In Mexiko, Kolumbien, Peru und Kuba wurden bereits in den 1940er und 1950er Jahren Christusfiguren gebaut, die in ihrer Größe allerdings nicht ganz an die Christusfigur von Rio heranreichten. Im Jahre 1949 wurde in Portugal mit dem Bau der großen Christusfigur Cristo-Rei (Christkönig) in der Stadt Almada im Bistum Setubal begonnen. Der Christkönig von Almada sollte ursprünglich wie der Corcovado-Christus als Glaubenssymbol der Portugiesen errichtet werden, durch den Zweiten Weltkrieg wurde der Bau jedoch zu einem „Symbol der nationalen Dankbarkeit für den Frieden“ umgewidmet. Eingeweiht wurde die damals höchste Christusfigur Pfingsten 1959 in Anwesenheit des Gnadenbildes von Fatima und durch eine Radiobotschaft von Papst Johannes XXIII.

Mit einer Gesamthöhe von 110 Metern überragt der portugiesische Christkönig sein brasilianisches Gegenstück fast um das Dreifache. Allerdings bleibt die reine Christkönigsfigur mit nur 28 Metern Höhe etwas kleiner als der von Rio, lediglich der Sockel ist mit 82 Metern überdimensional größer als der Sockel des Corcovado Christus.

1994 wurde in Bolivien das seinerzeit größte Christkönigsmonument Südamerikas eingeweiht. Mit 33 Metern war der „Cristo de la Concordia“ (Christus des Friedens) am Rande der Großstadt Cocha-bamba drei Meter höher als der von Rio, jeder Höhenmeter der Figur entspricht einem Lebensjahr Jesu.

Auch innerhalb Brasiliens hat längst ein Wettkampf um die höchste Jesusfigur eingesetzt. Ostern 2009 wurde in der Stadt Sertãozinho 350 Kilometer nordöstlich von São Paulo der neue Spitzenreiter unter den Christusfiguren Brasiliens eingeweiht. Der Christus von Sertãozinho ist mit 57 Metern gut 19 Meter höher als der Corcovado Jesus von Rio, allerdings entfallen die meisten Höhenmeter dabei auf den Betonsockel, der in Sertãozinho bereits größer ist als der gesamte Jesus von Rio. Das Monument von Sertãozinho besteht aus einem 39 Meter hohen Betonsockel, der die 18 Meter große Jesusfigur trägt. Der 1931 auf dem Corcovado bei Rio eingeweihte Erlöserchristus sollte nicht nur ein Symbol des Glaubens der Brasilianer sein, er sollte auch das gesellschaftliche Machtstreben der katholischen Kirche Brasiliens in der damaligen Zeit dokumentieren. Seit damals hat die katholische Kirche Brasiliens jedoch viel an Einfluss verloren, fast 30 Prozent aller Brasilianer bekennen sich heute zu einer der vielen Pfingstkirchen, die wie Pilze aus dem Boden sprießen. Das neue Wahrzeichen von Sertãozinho ist deshalb ein ökumenisches Zeichen geworden.

Im Jahre 2007 wurde in Copova in Mexiko nach 20 Jahren Vorbereitungszeit mit dem Bau des neuen weltweit größten Jesusmonuments begonnen. Wenn der vom Vatikan anerkannte Bau fertiggestellt sein wird, wird die Stadt Tuxtla Gutierrez in der Unruheprovinz Chiapas mit 63,30 Metern die weltweit größte Jesusfigur beherbergen, die sowohl die Monumentalfiguren in Cochabamba als auch in Sertãozinho überragen wird.

Als einziger der bisherigen Monumentalchristusfiguren wird der neue Chiapasjesus von Mexiko ein gekreuzigter Christus, er wird auch nicht nach dem europäischen Monumentalstil der 1920er Jahre gebaut werden, sondern soll Elemente des einheimischen Plastikstils in sich vereinen.

Vor einigen Jahren gab es Pläne der anglikanischen Kirche in der Heimatstadt Jesu, Nazareth in Israel, die weltweit größte kolossale Christusfigur zu errichten. Diese Pläne sind jedoch der Stadt im Heiligen Lande im Sande verlaufen. Bodo Bost


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