16.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
04.12.10 / Barbara und Nikolaus / Zwei Heilige bestimmen das Bild der Vorweihnachtszeit

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48-10 vom 04. Dezember 2010

Barbara und Nikolaus
Zwei Heilige bestimmen das Bild der Vorweihnachtszeit

In vielen Wohnzimmern stehen dieser Tage kahle Zweige in einer Vase. Sie stammen von Obstbäumen oder von einer Forsythie und sollen bis zum Heiligen Abend blühen. Diese Zweige werden nach einer alten Tradition am 4. Dezember, dem Barbaratag, geschnitten und sollen ein wenig Licht in diese düstere Zeit bringen. Der Legende nach blieb Barbara auf dem Weg ins Gefängnis mit ihrem Gewand an einem Zweig hängen. Sie stellte ihn, weil er abgebrochen war, in ein Gefäß mit Wasser: Und der Zweig erblühte genau an dem Tag, an dem sie zum Tode verurteilt wurde.

Die Tochter eines Kaufmanns oder Königs, die Ende des 3. Jahrhunderts in Kleinasien lebte, hatte sich den Christen angeschlossen, was dem Vater missfiel. Da sie nicht bereit war, den christlichen Glauben aufzugeben, ließ der Vater sie enthaupten. Er aber wurde vom Blitz getroffen und verbrannte. Die Heilige Barbara gehört zu den Vierzehn Nothelfern (14 Christen aus dem 2. bis 4. Jahrhundert, die alle bis auf einen als Märtyrer starben). Sie ist Schutzpatronin der Bergleute, Geologen, Glöckner, Glockengießer, Schmiede, Maurer, Steinmetze, Zimmerleute, Dachdecker, Elektriker, Architekten, Artilleristen, Feuerwerker, Feuerwehrleute, Totengräber, Hutmacher, der Mädchen und der Gefangenen.

Neben den Barbarzweigen gibt es auch den Barbaraweizen, der am Barbaratag auf einem Teller ausgesät wird und bis Weihnachten aufsprießen soll. Beim alten Brauch des „Bärbeletreibens“ oder „Bärbelespringens“ im Oberallgäu ziehen am Barbaratag als „alte Weiber“ verkleidete Frauen mit ihren Weidenruten durch die Straßen, um Rutenhiebe zu verteilen und Kinder mit Äpfeln und Nüssen zu beschenken.

Äpfel und Nüsse verschenkte auch ein anderer Heiliger, der bei den Kindern besonders beliebt ist. Sein Ehrentag ist der 6. Dezember – der Nikolaustag. Der volkstümlichste Heilige der Weihnachtszeit wurde um 270 n. Chr. in Patara (Kleinasien) geboren. Er wurde zum Bischof von Myra gewählt und war wegen seiner Mildtätigkeit sehr beliebt. Am 6. Dezember 343 starb er. Bereits im 10. Jahrhundert wurde der Nikolauskult von Kaiserin Theophanu, der Gemahlin Ottos II., nach Deutschland gebracht.

In den verschiedenen Regionen wird der Nikolaus entweder als Ehestifter, als Retter aus Sturmesnot, als Helfer der Gefangenen, Freund der Kinder, aber auch als Schutzpatron des Eigentums und der Diebe angesehen. Vor allem aber war der Nikolaus der Vorgänger des Weihnachtsmannes, der eine sehr viel jüngere Erscheinung ist. 1847 malte der Österreicher Moritz von Schwind ein Bild, das eine untersetzte Figur mit Kapuzenmantel, hohen Stiefeln, langem weißen Bart und einem Kerzenbaum auf dem Arm zeigte. Nikolaus, Christkind und Weihnachtsmann treten regional unterschiedlich auf – den Kindern ist es sicherlich gleichgültig, wenn nur ihre Wünsche erfüllt werden. Der Höhepunkt war und ist schließlich das Weihnachtsfest, das der römische Bischof Liberius als Geburtsfest Christi allerdings erst im Jahre 354 auf den 25. Dezember offiziell festlegte. Es musten noch viele Jahrhunderte vergehen, bis die Synode von Mainz 813 die erste öffentliche Weihnachtsfeier in Deutschland anordnete. Os


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren