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11.12.10 / Euro-Befürworter setzen auf Angst / Exporteinbruch, Flüchtlingsströme, sogar Krieg: Was nach dem Scheitern der Einheitswährung drohen soll

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 49-10 vom 11. Dezember 2010

Euro-Befürworter setzen auf Angst
Exporteinbruch, Flüchtlingsströme, sogar Krieg: Was nach dem Scheitern der Einheitswährung drohen soll

Die Opfer, welche die Deutschen  für den Erhalt des Euro bringen sollen, werden immer unübersehbarer. Also erhöht man den psychologischen Druck auf sie.

Unter dem Eindruck wachsender Nervosität wegen der Zukunft des Euro verstärken sich die Stimmen, die vor Spekulationen auf ein Auseinanderbrechen der Gemeinschaftswährung warnen. Unter den Warnern sind nicht bloß Politiker und Notenbanker, die sich quasi von Amts wegen vor die Einheitswährung stellen. Auch Wissenschaftler zeichnen düstere Zukunftsvisionen für den Fall eines „Euro-Crashs“. Sie verweisen Forderungen nach einer neuen Währungsstruktur anstelle des Euro ins Reich von gefährlicher Träumerei und verantwortungslosem Populismus.

Besonders drastisch äußerte sich der Direktor des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI), Thomas Straubhaar. Er attackierte dabei besonders den früheren Präsidenten des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Hans-Olaf Henkel. Henkel propagiert die Teilung des Währungsraums in einen harten Nord- und einen weichen Süd-Euro. In einem Beitrag für die „Welt“ nennt Straubhaar Henkels Vorschlag „absurd“.

Der Schweizer Straubhaar argumentiert auf drei Schienen: Zunächst hebt er hervor, dass die vertraglichen Vereinbarungen zur Währungsunion den Ausschluss eines Landes verböten. Zudem wären, selbst wenn dies ginge, die wirtschaftlichen, politischen und sozialen Folgen für die dann (wieder) mit schwacher Währung ausgestatteten Südländer verheerend.  Darunter würde auch Deutschland schwer zu leiden haben: Der HWWI-Chef malt Ströme von Armutsflüchtlingen, die aus einem verarmenden Südeuropa nach Deutschland drängen würden, und den Einbruch des deutschen Exports in diese Länder an die Wand.

Straubhaar räumt indes ein, dass es „aus heutiger Sicht“ einfacher für Deutschland wäre, wenn es die Euro-Einführung nie gegeben hätte. „Aber die Geschichte wollte es anders“, so der Wirtschaftsweise. Der von Frankreich als Preis für die Zustimmung zur deutschen Einheit aufgedrängte Euro sei eine Realität. „Deshalb kann es nachhaltige Lösungen nur mit ihm und nicht ohne ihn geben.“

Kanzlerin Angela Merkel geht noch weiter und stilisiert den Erhalt des Euro zur Frage von Krieg und Frieden. Sie folgt damit dem Agrumentationsmuster, das schon für die Euro-Befürworter der 90er Jahre kennzeichnend war. Die euroskeptischen Deutschen fürchten schließlich nichts so sehr wie einen weiteren europäischen Krieg.

Einen europäischen Konflikt prophezeiten aber interessanterweise auch strikte Euro-Gegner. Sie sagten eine Welle von Hass unter den Völkern, ausgelöst vom Euro, voraus. Von den Unruhen in Griechenland und anderswo sehen sie sich heute bestätigt.

Straubhaar räumt indes ein, dass wenn auch ein Ausschluss von Euro-Ländern vertraglich nicht möglich sei, so doch die Möglichkeit besteht, dass ein Land (oder eine Gruppe von Ländern) die Währung freiwillig verlässt. Beispielsweise könnte ein Staat wie Griechenland zu dem Schluss gelangen, dass seine Volkswirtschaft auch nach allen Sanierungsmaßnahmen  außerstande sein würde, den Stabilitätsanforderungen einer Einheitswährung mit Ländern wie Deutschland, Österreich oder den Niederlanden nachzukommen.

Zwar würde Griechenland seine neue Währung dann rasch abwerten und so die Wettbewerbsfähigkeit des Landes zügig verbessern: Die Waren „made in Greece“ fielen im Preis, Urlaub in Hellas würde günstiger und attraktiver. Andererseits, und darauf spielt der HWWI-Chef an: Athens Altschulden blieben durchweg in Euro bestehen. Wer Kredite in Euro (oder einer anderen Währung) aufnimmt, kann diese nicht eigenmächtig in eine andere Valuta überführen.

Als Ausweg bliebe das, was Ökonomen feinsinnig als „Umstrukturierung der Schulden“ bezeichnen, also: die Planinsolvenz. Viele verstehen darunter die Staatspleite mit dem Ausfall aller Kredite. Doch diese Sicht ist viel zu grob, letztlich sogar falsch. Denn tatsächlich bieten sich hier verschiedenste Maßnahmen, um die Schuldenlast Griechenlands in Euro zu reduzieren.

Da wäre zunächst die Stundung von Zinsen. Entscheidend für die Wirkung einer Schuldenlast ist (wie bei Privatleuten auch) nicht die absolute Höhe der Schulden, sondern die Kosten, die sie verursachen. Ließen sich die Gläubiger auf eine Stundung oder Reduzierung der Zinsen ein, würde diese Last vermindert.

Auch könnten die Rückzahlungstermine verschoben werden. Damit verringert sich die Last der „Refinanzierung“. Sie wird fällig, wenn alte Anleihen auslaufen und ausgezahlt werden müssen. Da die Staaten das Geld nicht haben, müssen sie dafür neue Anleihen ausgeben. Bei Ländern, deren Zahlungsfähigkeit im Zweifel steht, steigen die Zinsen (wie derzeit bei vielen Euro-Ländern) an, die Schulden werden „teurer“.

Sollte dies nicht reichen, bleibt der in den Medien immer öfter ins Spiel gebrachte „hair cut“, zu deutsch Haarschnitt: Ein Teil der Schulden wird erlassen. Wie bei den Stundungen lassen sich Gläubiger auf einen Teil-erlass ein, wenn sie fürchten müssen, sonst ginge der Schuldner gänzlich pleite und alles Geld wäre weg. Angesichts der verzweifelten Lage etlicher früherer Weichwährungsländer erscheint ein Austritt aus dem Euro in Verbindung mit dem „hair cut“ durchaus gangbar. Straubhaars Befürchtungen

müssten sich in diesem Fall nicht erfüllen.

Für die deutschen Exporte, um die Straubhaar sich zudem sorgt, nimmt die Bedeutung der Euro-Zone übrigens ab statt zu – ganz im Gegensatz zu den Prophezeiungen der Euro-Verfechter in den 90ern, die einen dynamischen Anstieg der deutschen Exporte in diese Region vorhersagten. Tatsächlich nahm der Anteil der heutigen Euroländer am deutschen Export von 1995 bis 2009 von 46 auf 43 Prozent ab.    Hans Heckel


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