28.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
11.12.10 / Strahlende Zukunft / Die bekannten Uranvorräte sollen für etwa 200 Jahre reichen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 49-10 vom 11. Dezember 2010

Strahlende Zukunft
Die bekannten Uranvorräte sollen für etwa 200 Jahre reichen

Weltweit sind etwa 435 Kernkraftwerke in Betrieb, sie decken rund 15 Prozent der globalen Nachfrage nach Strom. Gerade in der Dritten Welt und in Asien sind neue Atommeiler gefragt, manchmal auch mit kriegerischen Hintergedanken. Großbritannien, die Schweiz, Finnland und Frankreich planen ebenso wie die USA und China neue Anlagen.

Das Bundesinstitut für Geowissenschaften in Hannover hat vor diesem Hintergrund errechnet, dass die Reserven an Uran 235 nach dem gegenwärtigen Stand der Dinge ungefähr 200 Jahre ausreichen. Skeptischer ist der „World Information Service on Energy“, der ein Ende der Ressourcen schon in etwa 70 Jahren prognostiziert. Die Hauptförderländer sind Australien (40 Prozent der Reserven), Kanada (15 Prozent), Kasachstan (13 Prozent), Brasilien (acht Prozent) und Südafrika (6,5 Prozent). Doch auch darüber gehen die Angaben auseinander. Es gibt auch Quellen, die Australien „nur“ 24 Prozent der Weltvorräte zuschreiben. Das entspricht 1,15 Millionen Tonnen Uranerz. In dieser Statistik von Börsenanalysten tauchen als Produzent außerdem Namibia, Usbekistan, Niger und Russland auf. Aber auch in Argentinien sind mit dem sogenannten Olta-Malanzan-Projekt der Uranio AG erfolgversprechende Explorationen im Gang.

Das letzte Wort über die Reserven ist also, ähnlich wie beim Erdöl, noch nicht gesprochen. Die Experten gehen davon aus, dass  der laufende Verbrauch durch Entdecken neuer Reserven gedeckt werden kann. Wirtschaftlich ist die Förderung − je nach Urangehalt des Erzes − beim aktuellen Weltmarktpreis bis zu Kosten von etwa 40 Dollar je Tonne. In den Lagerstätten des Erzgebirges liegen die Kosten darüber, weswegen diese Ressourcen seit der Wiedervereinigung praktisch nicht mehr genutzt werden. Uran 238 wäre  weit mehr vorhanden (90 Prozent) als Uran 235, doch kann es nur von Schnellen Brütern genutzt werden. Im deutschen Kalkar wurde eine Anlage mit einem Aufwand von rund 3,6 Milliarden Euro − damals als brandneue Technologie − fast fertig gebaut, aber dann nie genutzt. Kalkar gilt als die größte Investitionsruine der Bundesrepublik. Weltweit arbeiten nur wenige Brüter, die auch für die Herstellung waffenfähigen Materials genutzt werden können, etwa in den USA, in Russland und in Indien. Für die rein zivile Nutzung sind sie bei den derzeitigen Uranpreisen (noch) ungeeignet.

Doch gegenwärtig übersteigt die Nachfrage das Angebot, die Preise steigen seit Jahren. Der jährliche Bedarf liegt – so die Hannoveraner Anstalt – bei 68000 Tonnen, gefördert werden aber nur rund 50000 Tonnen. Die Differenz wird vor allem durch die Aufarbeitung abgebrannter Brennelemente gedeckt. Und schon wird über einen Uranabbau auf dem Mond spekuliert. Die japanische Sonde „Kaguya“ erstellte bereits eine „Urankarte“, die das sogenannte Meer der Stürme als eine Hauptlagerstätte ausmachte.

Weltweit ungelöst ist bisher die Frage der sicheren Endlagerung des strahlenden Mülls, sie wird immer dringlicher, je mehr Kernkraftwerke am Netz sind. Joachim Feyerabend


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren