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18.12.10 / Alle Jahre wieder / Eine Ausstellung in Dresden stimmt mit Adventskalendern und Kunsthandwerk auf Weihnachten ein

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50-10 vom 18. Dezember 2010

Alle Jahre wieder
Eine Ausstellung in Dresden stimmt mit Adventskalendern und Kunsthandwerk auf Weihnachten ein

„Macht auf die Tür – Adventskalender und Erzgebirgische Volkskunst“ – unter diesem Motto zeigt das Dresdner Stadtmuseum eine bunte Zusammenstellung kultureller Bräuche rund um die Adventszeit und das Weihnachtsfest. Die Ausstellung entstand in Kooperation mit dem Museum Europäischer Kulturen – Staatliche Museen zu Berlin im Rahmen des Föderalen Programms der Stiftung Preußischer Kulturbesitz.

„Wie viele Tage sind es noch bis Weihnachten?“ Wer kennt sie nicht, diese Frage aus Kindermund oder aus der eigenen Kindheit. Und in ihr liegt all die Sehnsucht, Ungeduld und Spannung, mit der das große Fest erwartet wird. Ob vielleicht diese Frage ausschlaggebend für die Erfindung des Adventskalenders war? Wer weiß. Auf jeden Fall zählen bis heute Kinder (und auch Erwachsene) mit dem Adventskalender die Tage bis Weihnachten. Ob selbstgebastelt, mit Süßigkeiten oder Bildern bestückt – die Kalender sind nicht mehr wegzudenkende Begleiter durch die dunklen Dezembertage und schenken Vorfreude auf Weih-nachten.

Mit über 150 Adventskalendern wird in der Ausstellung dessen Entwicklung veranschaulicht. Dabei liegt ein Schwerpunkt auf den in Sachsen und später in der DDR gedruckten Kalendern.

1902 veröffentlichte die Evangelische Buchhandlung in Hamburg den ersten gedruckten Kalender in Form einer Weihnachtsuhr für Kinder. Der Pfarrerssohn Gerhard Lang (1881–1974), Teilhaber des Verlages Reichhold & Lang in München, konzipierte 1903 einen Weihnachtskalender mit dem Titel „Im Lande des Christkindes“, zu dem Richard Ernst Kepler die Bilder zeichnete. Die frühen Münchner Kalender hatten Abreißblätter zum Einkleben, Scheiben zum Drehen oder Figuren zum Herausschieben. Bibelverse oder auch Strophen aus Kirchenliedern wiesen auf das nahende Weihnachtsfest hin.

Bald wurden Adventskalender überall in Deutschland populär. Auch die traditionsreichen sächsischen Verlags- und Druckerei-standorte sorgten für dessen Verbreitung. So brachte beispielsweise die Leipziger Kunstdruck-anstalt Meißner & Buch Kalender mit Motiven von Fritz Baumgarten heraus. Die ursprünglich christlichen Motive wurden zunehmend von profanen Bilddar-stellungen abgelöst. Nicht nur Engel und das Christkind, sondern auch Wichtelkinder, Weihnachtsmänner, Stadt- und Naturszenen gehörten nun zum Bildprogramm.

Wie groß in der Nachkriegszeit das Bedürfnis nach einer heilen Weihnachtswelt war, lässt sich daran ablesen, dass zum Beispiel in Dresden und Halle schon 1945 wieder Adventskalender kleinerer Verlage erschienen. Der 1949 gegründete Planet-Verlag in Berlin brachte „Vorweihnachts-Kalender“ heraus, diese Bezeichnung entsprach dem atheistischen Staatsdenken. Religiöse Motive wurden von dem auflagenstarken Verlag vermieden.

Die Adventskalender christlicher Verlage wie beispielsweise vom Wartburg Verlag in Jena erschienen nur in geringer Auflage. Nach 1990 konnte sich im sächsischen Raum vor allem der Verlag Brück & Sohn in Meißen mit seinen

Adventskalendern etablieren, welche häufig Dresdner oder Leipziger Stadtansichten zeigen. Doch was wäre die Advents- und Weihnachtszeit ohne die traditionelle Volkskunst des Erzgebirges? Ihre Wurzeln liegen im Bergbau und sind eng mit der Sehnsucht der Bergleute nach dem Licht verbunden. Die weihnachtlichen Leuchterfiguren, Pyramiden, Nussknacker, Räuchermänner, Krippenfiguren und Spielzeuge sind weltweit bekannt. In Folge des Niedergangs des Erzbergbaus entwickelten sich die Orte um Seiffen und Deutsch-Katharinenberg zu Zentren der handwerklichen und industriellen Produktion von Holzspielwaren und Weihnachtsfiguren. Dresden und der Striezelmarkt galten als ihre wichtigsten Absatzorte.

Kunstvoll bemalte Pyramiden – ursprünglich als Weihnachtsbaumersatz hergestellt –, lebensgroße Nussknackerfiguren, ge-drechselte Krippenfiguren und Miniaturspielzeug aus Holz gefertigt, entfalten ihren Zauber und versetzen die Besucher in Weih-nachtsstimmung.

Zu den bekanntesten Symbolfiguren gehören der Lichterengel und der Lichterbergmann. Letzterer steht für die Arbeit, während der Engel die heilige Barbara symbolisiert, die Schutzheilige der Bergleute. In der Vorweihnachtszeit wurden im Erzgebirge so viele Engel und Bergmänner in die Fenster gestellt, wie Mädchen und Jungen im entsprechenden Haus lebten.

Heute gibt es über 190 Handwerksbetriebe im Erzgebirge. Zu den wohl bekanntesten und auch ältesten Herstellern deutscher Volkskunst gehört die 1915 von Grete Wendt & Grete Kühn gegründete Traditionsfirma aus Grünhainichen. Ihr Markenzeichen: die musizierenden Engel mit den elf weißen Punkten auf grünen Flügeln. Die wunderschön gestaltete Ausstellung versetzt den Besucher in ein märchenhaftes Weihnachtsland. Neben vielen interessanten Informationen zu dem christlichen Brauchtum, der einem in der präsentierten Fülle wie ein großer Schatz erscheint, weckt die Schau die Freude auf die Advents- und Weihnachtszeit.

Caroline von Keudell

Die Ausstellung im Stadtmuseum Dresden, Wilsdruffer Straße, ist bis zum 9. Januar dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr, freitags bis 19 Uhr zu sehen. Am 24., 25., 31. Dezember 2010 und 1. Januar 2011 geschlossen, Eintritt 4 / 3 Euro.


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