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18.12.10 / In der Ehe gefangen / Frau bindet sich an unglückliche Beziehung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50-10 vom 18. Dezember 2010

In der Ehe gefangen
Frau bindet sich an unglückliche Beziehung

Die Autorin Angelika Imme­rath ist unseren Lesern bereits bestens bekannt: durch ihre Kriminalgeschichten ebenso wie als Verfasserin des anrührenden Kinderbuchs „Muss das sein, Jonas?“. Jetzt hat die am Niederrhein lebende Autorin ihren ersten Roman vorgelegt: „Eine irrende Frau“, die Geschichte einer großen Liebe und eines – fast – verpatzten Lebens.

Am Anfang der Lebensbeichte steht ein Irrtum, den die Ich-Erzählerin nicht rechtzeitig korrigiert hat. Die angehende Lehrerin, in Liebesdingen unerfahren und daher vertrauensselig, geht einem attraktiven jungen Mann auf den Leim, dem die Frauen nachlaufen. Obwohl ausdrück­lich gewarnt, besteht sie geradezu trotzig darauf, ihn zu heiraten, obwohl er ganz und gar nicht zu ihr passt. Sie ist davon überzeugt, dass sie „ihren Oliver“ mit ein wenig Kontrolle auf den rechten Weg bringen könnte. Doch der denkt nicht daran, seine eingefahrenen Gleise zu verlassen, ist ein rechter Nichtsnutz und versagt. Anne jedoch neigt dazu, sich an jeder Niederlage, jedem Unglück die Schuld zu geben. Auch ein Umzug in ein eigenes Haus und Olivers Versuch, eine Firma zu gründen, ändern nichts am langsamen Abstieg. Im Gegenteil, der Taugenichts, maßlos verzogen von seiner Mutter und unfähig, das eigene Versagen einzusehen, entwickelt sich zum Alkoholiker und Schürzenjäger, legt sich mit allen Nachbarn und Freunden an. Sein Leben geht unaufhaltsam abwärts. Anne nimmt ihr Schicksal selber in die Hand. Ihr gelingt es schließlich, eine Stelle als Museumspädagogin in der nächsten Stadt zu bekommen, um die Familie über Wasser zu halten. Hier wird sie bald die rechte Hand ihres Chefs, eines verständnisvollen und klugen Mannes. Eine enge Bindung entwickelt sich. Trotzdem hält Anne an ihrer Ehe fest, weil sie sich auch hier wieder schuldig fühlt. Verunsichert, nicht mehr fähig, dem Mann zu vertrauen, den sie liebt, begeht Anne einen neuen schweren Irrtum. Diese neue Verwicklung sei hier nicht verraten. Denn nun wird die „irrende Frau“ zum ersten Mal in ihren Leben wirklich schuldig und droht den Geliebten zu verlieren. Wird sich das Blatt noch einmal zum Guten wenden? Das Ende ist offen, aber die Hoffnung bleibt der irrenden Frau und damit dem Leser, der an ihrem Schicksal teilgenommen hat und mit ihr bangt.

Dieses Geschehen ist jedoch eingebettet in einen niederrheinischen Alltag, der reich ist an urkomischen und absurden Ereignissen, belebt von liebenswerten oder auch unangenehmen Zeitgenossen, – die dennoch dem Leser möglicherweise bekannt vorkommen werden, ganz gleich, wo in Deutschland er wohnt. Besonders auffällig ist die Fähigkeit der Autorin, durch einen lakonischen Erzählstil eine Spannung auf das Ende zu erzeugen, so dass er von Seite zu Seite zum Weiterlesen verführt wird. Klaus R. Röhl

Angelika Immerath: „Eine irrende Frau“, bod, Norderstedt 2010, broschiert, 316 Seiten, 18 Euro


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