23.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
25.12.10 / Weitere Schritte Richtung Abgrund

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51-10 vom 25. Dezember 2010

Weitere Schritte Richtung Abgrund

Was die äußeren Rahmenbedingungen anging, kam der Anfang vom Ende des Deutschordensstaates mit der polnisch-litauischen Union unter den ordensstaatsfeindlichen Vettern König Władysław II. von Polen und Großfürst Vitold (Vytautas) von Litauen vor der Tannenbergschlacht von 1410.

Am 27. Oktober 1430 starb Vitold und dem Ordensstaat schien sich die Möglichkeit zu bieten, die polnisch-litauische Union zu sprengen. Vitold hatte keinen Sohn hinterlassen und der Orden versuchte, mit kriegerischer Macht in die ausgebrochenen polnisch-litauischen Streitigkeiten einzugreifen. Mit drei Heeresgruppen trat der Ordensstaat 1431 zu einem Feldzuge gegen Polen an. Sengend zog er durchs Feindesland. Das Dobriner Land und Kujawien wurden verwüstet. Anfang 1432 reagierten die Polen mit einer Gegenoffensive und fielen nun ihrerseits in den Ordensstaat ein. Thorn wurde in Brand gesteckt.

Viel schlimmer war jedoch der Einfall der mit den Polen verbündeten Hussiten. Nachdem ihr Angriff vor Konitz gestoppt worden war, drehten sie nach Neuenburg und Mewe ab. Danach versuchte die Hauptstreitmacht der Hussiten, in das Stüblauische Werder und von dort nach Danzig vorzudringen. Am 29. August erreichten die Hussiten Dirschau und steck­ten einige Häuser in Brand. Ein starker Wind sorgte dafür, dass sich das Feuer rasch über die ganze Stadt ausbreitete. Dirschau brannte nieder und mit den Häusern fielen viele seiner Bürger den Flammen zum Opfer.

Nun zogen die Hussiten nach Danzig. Die Stadt hielt zwar der Belagerung stand, aber die Belagerer brannten die umliegenden Dörfer nieder und zogen zum Kloster Oliva, das sie plünderten, und anschließend in Brand steckten. Von dort ging der verheerende Zug weiter zur Weichselmündung, wo die Ostsee erreicht wurde. Dann ging es zurück, wobei auf dem Rückweg noch eine Reihe Burgen dem Erdboden gleichgemacht wurde.

Am 13. September 1433 schlossen die kriegführenden Parteien im polnischen Lager bei Jeßnitz dann einen Waffenstillstand. König Władysław zog sich auf seinen Hof in Medica und seine hussitischen Verbündeten in ihre böhmische Heimat zurück. Entsprechend den Waffenstillstandsbestimmungen sollte am Andreastag, dem 30. November, in der kujawischen Stadt Brest Frieden geschlossen werden. Aber zu einem erfolgreichen Abschluss kamen die Verhandlungen erst, als nach Vitold auch dessen Vetter tot war. Am 30. Mai 1434 verstarb Władysław an einer fiebrigen Erkältung in Grodek. Am Neujahrsabend wurde dann schließlich der längst überfällige sogenannte Ewige Friede von Brest geschlossen.

Nicht für die Ewigkeit, aber doch für einige Zeit verschaffte der Frieden dem Deutschordensstaat tatsächlich Ruhe. Er ging dafür aber die Verpflichtung ein, fortan auf die Einmischung in die litauische Thronfolge zu verzichten. Damit gab er den Versuch auf, den gefährlichen Bund seiner beiden Nachbarn zu sprengen. Außerdem erkannte der Ordensstaat hier erstmals ein Aufsichtsrecht der Stände über seine Außenpolitik an. Der vorangegangene Krieg mit seinen Verheerungen und dieser Frieden waren weitere Schritte des Deutschordensstaates Richtung Abgrund.    Manuel Ruoff


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren