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01.01.11 / Die Selektion kommt / Auch Peter Hinze (CDU) unterstützt Gesetzentwurf für "PID"

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 52-10 vom 01. Januar 2011

Die Selektion kommt
Auch Peter Hinze (CDU) unterstützt Gesetzentwurf für "PID"

Einen Gesetzentwurf zur Präimplantationsdiagnostik (PID) haben 15 Parlamentarier aus allen Fraktionen vorgelegt. Dabei geht es darum, dass im Reagenzglas gezeugte Embryonen im Achtzell-Stadium auf Erbkrankheiten überprüft werden. Nur "gesunde" Embryonen werden eingepflanzt, die "kranken" vernichtet.

Die Parlamentarier, darunter der ehemalige CDU-Generalsekretär und evangelische Pfarrer Peter Hintze, wollen die Freigabe der PID in einzelnen Fällen schwerer Erbkrankheiten, drücken sich aber um eine eindeutige Liste mit solchen Krankheiten. Stattdessen setzen sie auf das vermeintliche Allheilmittel von Ethikkommissionen, der Mediziner, Juristen und "Ethiker", also Moraltheologen, angehören sollen. Wortführerin der Truppe ist Ulrike Flach (FDP).

Dieser Gruppe gegenüber stehen diejenigen Abgeordneten, die die PID komplett verbieten wollen, weil sie eine Tendenz zur Selektion "lebensunwerten Lebens" fürchten. Angeführt wird diese PID-kritische Gruppe vom CSU-Familienpolitiker Johannes Singhammer - überhaupt ist die CSU die einzige Partei, die geschlossen die PID ablehnt. Die CDU hatte sich auf ihrem Karlsruher Parteitag nach stundenlanger intensiver Diskussion mit 408 zu 391 Stimmen für ein Verbot der PID ausgesprochen. Auch die sonst sehr "forschungsfreundliche" Kanzlerin schlug sich hier auf die Seite der Lebensschützer, im Gegensatz etwa zu ihrer Forschungsministerin Schavan. Aber auch einzelne rot-grüne Abgeordnete, etwa die SPD-Generalsekretärin und bekennende Katholikin Andrea Nahles sowie EKD-Synodalpräses und Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt, kämpfen an der Seite Singhammers. Nahles hatte bereits bei der Einschränkung der Spätabtreibungen in der vergangenen Legislaturperiode Singhammer überraschend unterstützt. Die PID-Gegner wollen Mitte Januar einen Gegenentwurf präsentieren. Der Fraktionszwang ist aufgehoben.

Konservative Kritiker haben die Fixierung der PID-Befürworter auf Ethikräte ins Visier genommen. In der Tat scheint es wie eine Flucht aus der Verantwortung: Wer soll denn in solchen Räten die Stimme des konsequenten Lebensschutzes ausüben? Ä„rzte entscheiden nach Fachwissen und Erfahrung, lassen ihr Gewissen aber gelegentlich von der Forscherneugier manipulieren. Juristen entscheiden eher nach Gesetzeslage als nach höheren ethischen Standards. Aber auch die Gewissen von Theologen (zumal protestantischen) sind zeitgeistanfällig, wie sich in der Kehrtwende der EKD gezeigt hat: Mit der Begründung, man wolle die Gewissensqual betroffener Familien "ernstnehmen", hatte der neue EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider die PID plötzlich befürwortet. Linderung der Gewissensqual durch Erlaubnis des Verbotenen? Die hintergründige Begründung von PID-Befürwortern wie Ulrike Flach (FDP) lautet, es sei allemal besser, einen Embryo im Achtzellstadium zu vernichten, als ein eingesetztes Baby später abzutreiben. Sollte das das Niveau der Debatte sein? Anton Heinrich


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