29.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
01.01.11 / Platzecks Patentrezept / Brandenburg will Ä„rztemangel mit Mediziner-Import begegnen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 52-10 vom 01. Januar 2011

Platzecks Patentrezept
Brandenburg will Ä„rztemangel mit Mediziner-Import begegnen

Der Mangel von Haus- und Fachärzten wird für Brandenburg zunehmend zum Problem. Die Lage ist bereits angespannt: Das Bundesland leidet ohnehin unter der geringsten Ä„rztedichte der Republik. Und: Von den praktizierenden Hausärzten ist bereits ein Drittel älter als 60 Jahre. Allein deshalb rechnen Experten damit, dass sich die Situation in den kommenden fünf Jahren dramatisch zuspitzt. Sie rechnen mit ernsten Schwierigkeiten bei der Versorgung: Aktuell gehen sie von 180 fehlenden Hausärzten aus.

Die Arbeitsbelastung der wenigen Mediziner ist entsprechend hoch - und das bei im Bundesvergleich unterdurchschnittlicher Vergütung. Nachwuchskräfte suchen ihr Fortkommen wegen besserer Bedingungen zunehmend in anderen Bundesländern oder gleich im Ausland.

An Vorschlägen, wie die Misere aufgehalten werden könnte, mangelt es nicht: Die TU Berlin schlägt ein Netz von nur zeitweise geöffneten Nebenpraxen oder mobilen Praxen im ländlichen Raum vor. Sabine Troppens, die Autorin der Studie, fordert aber vor allem mehr Ausbildung von eigenem medizinischen Nachwuchs. Auch die Geschäftsführung des Klinikums Cottbus drängt seit längerem auf eine verstärkte Ä„rzteausbildung für die Mark. Die Uni in Frankfurt an der Oder wünscht sich schon lange eine eigene medizinische Fakultät. Die Landesregierung in Potsdam lehnt dies bislang jedoch ab - nicht zu bezahlen, heißt es.

Der Brandenburger Klinikbetreiber GLK reagiert auf seine Weise: Er vergibt selbst Stipendien an angehende Mediziner, wenn die Absolventen nach dem Studium drei Jahre lang vor Ort arbeiten. Das Programm ist ein Erfolg. Ein ähnliches Stipendium hat inzwischen auch der Landrat des Elbe-Elster-Kreises, Christian Jaschinski, eingeführt.

Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) hingegen will vermehrt polnische Ä„rzten anlocken. Der Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung in Brandenburg, Hans-Joachim Helming, hält davon wenig: "Das ist populistisch - Deutschland bildet genug Ä„rzte aus. Die schlechten Bedingungen treiben sie häufig ins Ausland."

Noch aus einem anderen Blickwinkel wirkt Platzecks Vorschlag wenig durchdacht. In Berlin sind derzeit 600 Mediziner arbeitslos. Kritiker fordern, Brandenburg solle zunächst dieses Potenzial nutzen, das sich durch Schaffung akzeptabler Arbeitsbedingungen aktivieren ließe.     Norman Hanert


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren