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01.01.11 / Auf den Spuren der Ordensritter / Unterhaltsamer Roman zur deutsch-polnischen Geschichte

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 52-10 vom 01. Januar 2011

Auf den Spuren der Ordensritter
Unterhaltsamer Roman zur deutsch-polnischen Geschichte

Johannes von Thadden, geboren 1956 und von Haus aus Ökonom, hat ein besonderes und persönliches Interesse an der deutsch-polnischen Geschichte,  bei der Herkunft seiner Familie aus dem westpommerschen Trieglaff (polnisch Trzyglow) verständlich. Der Autor hat zehn Jahre an der historischen Erzählung "Greif und Kreuz - Ein Abenteuer im Pommern des 12. Jahrhunderts" gearbeitet, die mehr ist als ein Abenteuerroman. Sie basiert auf historischen Persönlichkeiten, auf Schauplätzen und auf Ereignissen, die tatsächlich stattgefunden haben. Sein Thema ist die erste Missionsreise des Bischofs Otto von Bamberg 1124/25, die er auf Bitten des polnischen Herzogs Boleslaw, genannt Schiefmaul, zur Christianisierung der heidnischen Pommern durchführte. Die Südgrenze des pommerschen Herrschaftsgebietes war die Linie Warthe-Netze mit der polnischen Grenzfeste Zantoch. Von dort ging die "Expedition" über Pyritz, Kammin, Wollin, Stettin und zurück über Kolberg und Zantoch nach Gnesen, ein Zentrum des damaligen Polen. Begleitet wurde der Bischof von deutschen Geistlichen, polnischen Rittern und pommerschen Kriegern, die sich bereits zum Christentum bekannten. Einschließlich der Versorgungswagen - mehr Holzkarren als Wagen -   war es eine stattliche Karawane. Einziges "Verkehrsmittel" war das Pferd. Ein Blick auf die Karte zeigt, dass beachtliche Entfernungen zurückgelegt werden mussten durch kaum passierbare Urwälder, weite Ebenen in siedlungsarmen Regionen, wobei Straßen und Wege oft nicht existierten. Hinzu kamen ständige Gefahren durch Überfälle feindlicher Pommern, die ihre Freiheit und Religion durch die Christen bedroht sahen; es war also eine Expedition voller Schwierigkeiten und Unwägbarkeiten mit  Menschen und Natur. Der Autor beschreibt die Fülle der Hindernisse und Probleme, die Misserfolge bei der Christianisierung einer tief heidnisch geprägten Umgebung, aber auch  Erfolge in einer spannenden Darstellung.

Man kann das Buch einen Abenteuerroman nennen, es ist aber kein "Karl May", weil die Rahmendaten historisch belegt  sind, damit werden die geschilderten Ereignisse glaubwürdig. Fiktiv ist allerdings die Parallelhandlung einer auf der Expedition gewachsenen Freundschaft zwischen drei Jungen, einem Pommern, einem Polen und einem Deutschen, die zur Expedition gehörten. Anfänglich herrschte

Misstrauen zwischen den Jungen, der Pommer war Heide, der Pole galt als Feind der pommerschen Freiheit und der Deutsche war derjenige, der durch Missionierung die freien Pommern unterwerfen, das heißt den Greif als Wappentier durch das Kreuz Christi ersetzen wollte. Das wachsende freundschaftliche Verhältnis könnte Beleg dafür sein, dass trotz unterschiedlicher Positionen Versöhnung möglich ist - mit Blick auch für das deutsch-polnische Verhältnis unserer Tage. Versöhnung im Namen Christi zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Darstellung - und das trotz martialischer Szenen kämpfender Ritter und unversöhnlicher heidnischen Priester, die in der Wildnis des damaligen Pommern die Begleitmusik für den Kreuzzug des Bischofs Otto bilden.

Die Lektüre des Buches kann für Leser aller Altersstufen von Interesse sein, weil ein frühes Ereignis aus der deutsch-polnischen Geschichte spannend behandelt wird, und dokumentiert wird, dass Pommern auch im Mittelalter keineswegs von Anfang an zu Polen gehörte. Nach den beschriebenen Ereignissen der Pommern-Mission folgte dann bekanntlich ein Jahrhundert später der Prozess der Ostsiedlung, die im Ergebnis östlich der Oder die Ostprovinzen Deutschlands entstehen ließen.

Der Autor stellt in einem Nachwort den historischen Zusammenhang dar, in dem der Roman spielt; ein Namensverzeichnis der handelnden Personen sowie eine Zeittafel der Ereignisse, die für die Handlung von Bedeutung sind, ergänzen das Nachwort. Eine Skizze Mitteleuropas mit Pommern im Zentrum ist wichtig für die geografische Information des Lesers. Diese Zusatzinformationen schärfen den Blick auf die Romanhandlung.          Karlheinz Lau

Johannes von Thadden: "Greif und Kreuz - Ein Abenteuer im Pommern des 12. Jahrhunderts", Verlag Franz Schön, Bonn 2010, 285 Seiten, 14,80 Euro


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