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08.01.11 / Sensationsfund / Ein keltisches Fürstengrab, 2600 Jahre alt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 01-11 vom 08. Januar 2011

Sensationsfund
Ein keltisches Fürstengrab, 2600 Jahre alt

Nur selten finden Ausgrabungen in Deutschland unter Geheimhaltung statt. Eine Ausnahme bildet das im Sommer 2010 unweit von Sigmaringen gefundene, etwa 2600 Jahre alte Keltengrab. „Das Grab ist ein Meilenstein für die Rekonstruktion der Sozialgeschichte der Kelten“, erklärte Grabungsleiter Dirk Krausse. Aus zwei Gründen ist der Fund sensationell: Anders als fast alle Gräber dieser Art wurde es nie beraubt, obwohl es sicher jahrhundertelang erkennbar blieb, und: Der feuchte Boden hat das Eichenholz und anderes organisches Material gut konserviert. Die Bodenbalken des vier mal fünf Meter großen „Kammerschachtgrabes“ sind so gut erhalten, dass sie anhand der Jahresringe aufs Jahr genau datiert werden können. Solche Daten sind kostbar für die Forschung, da die Kelten so gut wie keine Schriftzeugnisse hinterlassen haben.

Nachdem in den vergangenen Monaten reiche und qualitativ hochwertig gearbeitete Beigaben aus Gold, Bernstein, Gagat (Pechkohle) und Bronze entdeckt wurden, entschloss man sich zu einem außergewöhnlichen Schritt: Am 28. Dezember wurde die gesamte Grabkammer als sechs mal 7,50 Meter großer, fast 100 Tonnen schwerer Block mit Schwerlastkränen geborgen und per Spezialtieflader in ein Labor bei Stuttgart transportiert. Dort wird das einzigartige Stück nun nach allen Regeln der Kunst untersucht.

Die ersten präsentierten Funde lassen eine mittlere Sensation erwarten. Auch das Fundumfeld macht den Fund interessant: Das Grab befand sich in der Nähe der befestigten keltischen Höhensiedlung „Heuneburg“ an der oberen Donau. In ihrer Blütezeit im späten 7. bis frühen 5. Jahrhundert v. Chr. lebten hier bis zu 10000 Menschen, erst Jahrhunderte später entstanden im heutigen Deutschland wieder Städte dieser Größe. Entsprechend neugierig sind die Forscher über Entstehung und Untergang dieser Siedlung, die möglicherweise mit der vom griechischen Schriftsteller Herodot erwähnten Stadt „Pyrene“ identisch ist. Auch die Handelsbeziehungen der seit der mittleren Bronzezeit bestehenden Siedlung werden untersucht. Sie reichten vom Mittelmeerraum bis nach Ostpreußen, wie die Bern-steinfunde belegen.     K.B.


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