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08.01.11 / Die Erpressung der Kurzsichtigen / Peking reduziert den Export der weltweit benötigten Seltenen Erden weiter – Chinas Monopol ist gemacht

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 01-11 vom 08. Januar 2011

Die Erpressung der Kurzsichtigen
Peking reduziert den Export der weltweit benötigten Seltenen Erden weiter – Chinas Monopol ist gemacht

Bis in die 90er Jahre waren die USA Hauptförderland jener Metalle, die für die Produktion moderner Technik notwendig sind. Doch da die Rohstoffe aus China billiger waren, wurde die US-Föderung eingestellt und die Maschinen hierfür sogar an Peking verkauft.

Die westlichen Industrieländer sehen brisante Engpässe bei der Versorgung mit Spezialrohstoffen auf sich zukommen: Es geht um die sogenannten Seltenen Erden. Am 29. Dezember 2010 wurden in Peking vom Handelsministerium weitere Ausfuhrbeschränkungen bekanntgegeben: Für das erste Halbjahr 2011 wird die Exportmenge nochmals um 35 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum gesenkt. Bereits am 14. Dezember hatte das chinesische Finanzministerium angekündigt, dass der Ausfuhrzoll zum 1. Januar 2011 erneut erhöht wird: Er belief sich schon auf bis zu 25 Prozent. Zum Problem für westliche Unternehmen wird die chinesische Exportpolitik dadurch, dass auf China laut einer Studie der British Geological Survey mittlerweile über 97 Prozent der weltweiten Förderung entfallen.

Die 17 verschiedenen Metalle, für die der Begriff Seltene Erden steht, sind aus der modernen Technik nicht mehr wegzudenken. Man findet sie zum Beispiel in Mobiltelefonen, Computer- und Fernsehgeräten.

Die Bezeichnung „Seltene Erden“ ist allerdings doppelt irreführend: Denn es handelt sich um Metalle und sie kommen häufiger vor als beispielweise Blei. Der Verbrauch ist in den letzten Jahren rasant gestiegen. 1950 lag er weltweit bei nur 1000 Tonnen. Für 2008 bezifferte die Schweizerische Akademie der Technischen Wissenschaften die globale Nachfrage auf 132500 Tonnen. Die Versorgungsprobleme der westlichen Länder sind zum Teil selbstverschuldet: Laut dem US-Geological Survey hat China zwar mit 36 Millionen Tonnen die größten Reserven, aber auch in den USA werden die Vorkommen auf 13 Millionen Tonnen geschätzt. Für Australien liegen die Schätzungen bei über fünf Millionen Tonnen, für Russland bei 19 Millionen Tonnen. Die USA waren bis in die 1990er Jahre weltweit das Hauptförderland. Die niedrigen Kosten der chinesischen Förderung machten den Abbau außerhalb Chinas allerdings unrentabel: Er wurde in der übrigen Welt fast vollständig eingestellt. In den USA wurde 2002 der letzte Tagebau geschlossen – die Fördertechnik nach China verkauft. Das Resultat  ist ein derzeitiges Quasimonopol Chinas. Der Westen  hätte gewarnt sein können: Bei einem Besuch in einem Fördergebiet in der Inneren Mongolei sagte Präsident Jiang Zemin bereits 1999: „Es geht darum, den Ressourcenvorteil in wirtschaftliche Überlegenheit zu verwandeln.“ Zu spüren bekommen hat das bereits die japanische Wirtschaft im September 2010. Die chinesischen Lieferungen der Seltenen Erden wurden nach einem Streit  um die Grenzziehung im Ostchinesischen Meer zeitweise eingestellt.

Die Abhängigkeit von den chinesischen Exporten beunruhigt inzwischen nicht nur Japan. Der US-Kongress hat im Oktober 2010 ein Programm aufgelegt, mit dem die Wiederaufnahme der Förderung im eigenen Land unterstützt werden soll. In Mountain Pass/Kalifornien befindet sich die größte Lagerstätte für Seltene Erden außerhalb Chinas. Bis 2012 soll hier die Förderung wieder  beginnen. Der erfahrene US-Geologe Jim Hedrick bezweifelt, ob das reichen wird: „Man bräuchte sieben Minen von der Größe von Mountain Pass, nur um den Bedarf zur Herstellung von Windturbinen zu decken.“ Ähnliche Pläne gibt es in Australien – die Erschließungskosten dieser Projekte können bis zu 500 Millionen US-Dollar betragen.

Wenig bekannt ist, dass es auch in Deutschland eine Lagerstätte von Seltenen Erden gibt. Es ist sogar das einzige größere Vorkommen dieser Rohstoffe in Westeuropa. Es liegt im nordwestlichen Teil Sachsens nahe der Stadt Delitzsch. Die Vorkommen wurden bereits in den 1970er Jahren bei der Suche nach Uranvorkommen entdeckt.

Die frühere Abschottung vom Weltmarkt hatte zur Folge gehabt, dass Mitteldeutschland unter Geologen als das nach Bodenschätzen am besten untersuchte Gebiet der Welt gilt. Zwischen 1973 und 1985 wurden bei Delitzsch Bohrungen durchgeführt, bei denen man auf Seltene Erden gestoßen ist. In einer Tiefe zwischen 170 bis 900 Metern konnten die Metalle nachgewiesen werden – neben Lanthan wurde auch das sehr gefragte Yttrium gefunden, ein Metall bei dem China inzwischen einen Marktanteil von 99 Prozent hat. Bis 1989 hat kein Abbau stattgefunden.

Erst nach dem rasanten Anstieg der  Rohstoffpreise seit etwa 2002 nahm man sich die alten Messergebnisse nochmals vor: Nach Prüfung der Unterlagen und neuen Laboranalysen sicherte sich im Jahr 2007 die Deutsche Rohstoff AG beim Sächsischen Oberbergamt Rechte auf das „Aufsuchungsfeld“ Delitzsch. Ein Gebiet von fast 105 Quadratkilometern, in dem in den 70er Jahren noch andere interessante Rohstoffe gefunden wurden: Wolfram, Molybdän und Germanium. Die Lagerstätten werden von der Deutsche Rohstoff AG (DRAG) auf 41600 Tonnen Seltene Erden und auf 8700 Tonnen Niob geschätzt: Der Marktwert liegt bei zirka 1,5 Milliarden US-Dollar.

Im Vergleich zu den weltweiten Vorräten sind die Lagerstätten nur gering – bei den aktuellen Marktpreisen könnte der geplante  Abbau allerdings dennoch eine lukrative Angelegenheit werden. Norman Hanert

Foto: Förderung Seltener Erden in China: So selten sind diese Rohstoffe aber gar nicht. Selbst in Europa gibt es ein seit Jahren bekanntes Vorkommen. Dieses liegt im Nordwesten Sachsens.


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