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08.01.11 / Rosskuren haben gewirkt / Japans Autoindustrie hat die Krise überwunden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 01-11 vom 08. Januar 2011

Rosskuren haben gewirkt
Japans Autoindustrie hat die Krise überwunden

Japans Automobilindustrie hat sich aus ihrer beispiellosen Absatzkrise von 2009 weitgehend erholt. Massive Kostensenkungsprogramme und eine gestraffte Produktpalette ermöglichten Exporterfolge vor allem auf den rapide wachsenden asiatischen Märkten und dies trotz eines Yenkurses, der sich auf einem 15-jährigen Rekordhoch befindet und die japanischen Exporte massiv verteuert. Der Marktführer Toyota erwartet mit einem geplanten Jahresverkauf von 7,4 Millionen Fahrzeugen nach den Verlusten im Vorjahr im Jahr 2011 wieder einen Milliardengewinn.

Im Oktober hatte es für alle japanischen Hersteller auf dem Heimatmarkt noch einen Umsatzeinbruch gegeben, als die Prämien zum Kauf umweltfreundlicher Autos als Teil des Konjunkturprogramms ausgelaufen waren. Davon hatte vor allem Toyotas Hybridauto Prius profitiert. Auch von der ka-tastrophalen Rückrufaktion in den USA im Frühjahr erholte sich der weltgrößte Autobauer überraschend schnell. Damals warfen die Amerikaner in 3000 Beschwerden den Japanern eine schadhafte Elektronik vor, die die Bremsen blockierten und Unfälle mit insgesamt 93 Toten verursacht hätten. Toyota gab Probleme zu, aber auch nach 8,5 Millionen Rückrufen bestritt es weiter den Vorwurf einer defekten Elektronik. Im Juli gab eine Studie der US-Verkehrssicherheitsbehörde Toyota recht: Die meisten Fahrer seien schlicht aufs Gas statt auf die Bremse gestiegen. Ursprünglich hatte das US-Verkehrsministerium mit schrillen  Warnungen noch anders geklungen. Ein Schelm, wer dabei an die US-Staatsinteressen als neuer Besitzer von General Motors und Chrysler dachte. Zwar blieb der befürchtete massive Umsatzeinbruch nach dieser Imageschädigung aus, doch leidet Toyotas Absatz in USA und Europa weiter an der mäßigen Konjunktur.

Rückläufige Absatzzahlen in den USA machen auch Honda, dem zweitgrößten Hersteller Japans, zu schaffen, obwohl Honda als einzige Autofirma Japans in der Krise profitabel geblieben war. Dennoch hatte es wie alle anderen die Dividende gestrichen, die Managementzulagen gekürzt, die Fahrzeugproduktion reduziert und sein Formel 1 Team abgeschafft. Personal wurde nur bei Nissan, dem von Renault kontrollierten drittgrößten Hersteller, entlassen. Renault und Nissan-Chef Carlos Ghosn hatten der Firma eine 20-prozentige Senkung der Arbeitskosten verordnet, 20000 von 235000 Stellen weltweit wurden gestrichen.

Die Rosskuren zeigten allenthalben Wirkung. So erhielten sich die japanischen Autobauer im Gegensatz zu vielen Mittelständlern beim aktuellen Höhenflug des Yen ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit. Doch haben auch sie den Großteil ihrer Produktion bereits ins Ausland verlagert. Selbst Toyota, das einst konservative Flaggschiff der Japan AG, fertigt nur noch drei Millionen Fahrzeuge in Japan selbst und warnt vor weiteren Auslagerungen. Dass die weltweite Produktion und der globalisierte Einkauf kein Allheilmittel ist, musste Nissan im Sommer erfahren, als Sensoren aus Irland und Mikroelektronikteile aus Italien vorübergehend ausfielen und tagelang die weltweite Produktion stillstand.     Albrecht Rothacher


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