29.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
15.01.11 / Kainsmal am Lokal

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 02-11 vom 15. Januar 2011

Kainsmal am Lokal
von Theo Maass

Ein Restaurant, in dem man schlecht bedient wird, die Sauberkeit zu wünschen übrig lässt oder das Essen nicht mundet, wird man wohl kein zweites Mal besuchen. Zahlreiche Schilder mit „Neue Bewirtschaftung“ künden von der Mündigkeit des Konsumenten, miserablen Lokalitäten rasch den Garaus zu machen.

Doch die Linkspartei traut den Bürgern so viel „Geschmack“ (im Sinne des Wortes) nicht mehr zu. Künftig soll von Staats wegen ermittelt und verkündet werden, was ein gutes Lokal ist und was ein schlechtes.

Bei diesem Versuch jedenfalls begegnet uns die 1962 in Ost-Berlin geborene Katrin Lompscher. Sie wurde bereits 1980 SED-Genossin, ist seit dem 23. November 2006 Berliner Senatorin für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz und verantwortete die Einführung der „Umweltzone“, deren Nutzen umstritten ist. Der Schaden hingegen ist messbar. Beispielsweise geriet die „Berliner Tafel“ in Schwierigkeiten, weil diese soziale Einrichtung neue Autos beschaffen musste.

Neueste Errungenschaft der Senatorin ist der „Hygiene-Smiley“, der an Gaststätten angeheftet werden soll. Von „okay“ (lachendes Mondgesicht) reicht die Skala bis „grobe  Verstöße“ (trauriges Gesicht). Ab Mitte des Jahres sollen die kleinen Aufkleber an jeder Lokaltür prangen. Verwundert reibt sich der Berliner die Augen: Was heißt „grobe Verstöße“? Wenn das einen Dreckstall meint: Haben Gesundheits- und Gewerbeaufsichtsämter in den vergangene Jahren etwa die Hygiene nicht richtig kontrolliert? Wachen diese Behörden nicht sowieso über die Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften? Wozu also eine neue Bürokratie?

Das ist nicht nur schwer verständlich, es kostet auch zusätzliches Geld. Über Letzteres scheint sich Lompscher erst langsam Gedanken zu machen. Man überlege noch, ob der Senat oder die Bezirke für die Kosten aufkommen. Na, da wird sich der Finanz­senator aber freuen. Eigentlich hat Lompscher Glück, dass Thilo Sarrazin nicht mehr Berliner Sparkommissar ist.

Es überrascht nicht, dass die Senatorin vom früheren SED-Organ „Neues Deutschland“ Unterstützung erfährt. Dort lesen wir: „Leuchtturmprojekt ist der Smiley, der Verbrauchern Hygiene und Sauberkeit in Restaurants signalisiert – und ab Juli 2011 berlinweit eingeführt werden soll.“ Und weiter:  „Eine Maßnahme, die von zwei Dritteln der Berliner unterstützt wird – wie auch die jetzt vorgestellte Umfrage zeigt.“ Kunststück: Die Umfrage wurde von Senatorin Lompscher selbst in Auftrag gegeben. Wie viele Existenzen vernichtet werden könnten, wenn ein Wirt statt einer internen Verwarnung mit Mahnung zur Besserung künftig gleich mit  einem öffentlichen Kainsmal belegt wird, das dürfte erst später zum Thema werden. Dann wird es für viele kleine Lokale zu spät sein.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren