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22.01.11 / Der historische Fehler / Die deutschen Löhne waren von etwa 1955 bis 1970 zu niedrig

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 03-11 vom 22. Januar 2011

Der historische Fehler
Die deutschen Löhne waren von etwa 1955 bis 1970 zu niedrig

Zu den am meisten politisierten Themen unter deutschen Ökonomen gehört die Frage, ob die millionenfache Zuwanderung seit den 60er Jahren Deutschland wirtschaftlich genutzt hat oder nicht.

Einig sind sich die Ökonomen, dass die Zuwanderung von integrationsbereiten Leistungsträgern im Grunde immer und überall dem Aufnahmeland wirtschaftlich nutzt, aber auch dem abgebenden Land schadet. Doch ab welchem Punkt der Arbeitswilligkeit sind Zuwanderer „Leistungsträger“ und wie groß (und dementsprechend teuer) können Integrationsprobleme sein, um nicht den Nutzen der Zuwanderung in sein Gegenteil zu verkehren?

Fest steht, das erhöhte Kriminalität, erhöhte Bezugsraten von Transferleistungen und unterdurchschnittliche Zahlungen von Steuern und Sozialabgaben zuverlässige Indikatoren dafür sind, dass ein Land sich durch Zuwanderung selbst geschadet hat – ganz unabhängig davon, ob man diese Punkte in der Bundesrepublik Deutschland der letzten Jahrzehnte als gegeben ansehen möchte oder nicht.

Weithin unstrittig ist, dass die Gastarbeiter und späteren Zuwander im Durchschnitt nicht das selbe Qualifikationsniveau hatten wie die einheimische Bevölkerung. Als Mitte der 60er Jahre die organisierte Anwerbung von Gastarbeitern in großem Stil begann, fehlten gerade die ungelernten Arbeiter. Aus heutiger Sicht klingt es wie ein Bericht von einem anderen Stern, doch damals wurden Fließbandarbeiter, Gießerei-, Bau- und Bergarbeiter auch mit geringer Qualifikation händeringend gesucht. Soweit die entsprechenden Produktionen heute nicht komplett abgewandert sind, übernehmen diese Tätigkeiten inzwischen meist Roboter.

Seit vielen Jahren schon gibt es in Deutschland deswegen ein Millionenheer von gering qualifizierten Arbeitslosen – was übrigens in wirtschaftshistorischer Sicht der Normalfall ist. Knappheit an ungelernten Kräften hingegen ist eine große Ausnahme. Die letzte Ursache dafür in den 60er und frühen 70er Jahren waren die niedrigen Löhne in diesem Bereich – auch am Arbeitsmarkt gelten letztlich die Regeln von Angebot und Nachfrage.

Anders gesagt: Der damalige Mangel an Ungelernten, der mit Zuwanderung bekämpft wurde, hätte sich auch dadurch überwinden lassen, dass die entsprechenden Löhne ein paar Jahre lang – beispielsweise von 1955 bis 1964 – etwas stärker erhöht worden wären als es tatsächlich geschehen ist. Der Nebeneffekt wäre ein  Strukturwandel der deutschen Industrie gewesen – weg von den arbeits- und meist auch energieintensiven Grundstoffindustrien, hin zu intelligenteren Produkten und Dienstleistungen. Eine solche Politik hätte die herben Brüche der 70er und frühen 80er Jahre abgemildert.

Im Rückblick gehört die übermäßige Lohnzurückhaltung im erwähnten Jahrzehnt zu den ganz großen wirtschaftspolitischen Fehlern der Bundesrepublik. Nicht nur, aber auch mit Blick auf die (Arbeits-)Migration.    K.B.


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