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22.01.11 / Kein kurzer Prozess / Somalische Piraten fordern Mitleid ein

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 03-11 vom 22. Januar 2011

Kein kurzer Prozess
Somalische Piraten fordern Mitleid ein

Der erste Piraten-Prozess in Hamburg seit 400 Jahren wird ein langer Prozess werden. Noch zwei Monate nach Beginn streiten die 20 Anwälte der zehn Angeklagten um Formalien.

Eigentlich sollte die Faktenlage klar sein. Die mutmaßlichen Seeräuber wurden in flagranti ertappt, nachdem sie den deutschen Frachter „Taipan“ der Hamburger Komrowski-Reederei 530 Seemeilen vor der somalischen Küste gekapert hatten. Dabei setzten sie schwere Waffen ein, enterten das mit Nato-Stacheldraht gesicherte Schiff und plünderten es. Die Besatzung hatte sich in einem gepanzerten Schiffsraum in Sicherheit gebracht. Ein holländisches Militärkommando der Nato-Operation „Atalanta“ nahm schließlich die zehn Somalier direkt auf dem Schiff fest.

Der Sachverhalt gilt als „überschaubar“, beschreiben Juristen die eindeutigen Tatbestände. Die zehn Männer sind angeklagt wegen Angriffs auf den internationalen Seeverkehr und erpresserischen Menschenraubs. Menschenrechtler und Verteidiger machen die Dinge aber komplizierter. Zu Beginn des Prozesses thematisierten sie das Alter von einigen der mutmaßlichen Seeräuber, die angeblich strafunmündig seien. Menschenrechtsaktivisten nutzten das Verfahren, um vor dem Gerichtssaal Flugblätter zu verteilen. Sie verwiesen auf die Situation in Somalia. Ginge es nach ihnen und den 20 Verteidigern, dann sollten die Bedingungen des Landes durchleuchtet werden. Die Anwälte zielen darauf, die Angeklagten frei von jeder individuellen Schuld zu sprechen und sie zum Opfer der Verhältnisse zu machen.

Die schmächtigen und dunkelhäutigen Männer sind neuerdings bereit, ihre Beteiligung zu „gestehen“. Als Grund für ihre Piraterie müssen die angeblich fischfreien Gewässer vor der Küste herhalten. Ein anderer Somali gibt eine vermeintliche Entführung und Lösegeldforderung im Verwandtenkreis als Motiv an. Eine Erpressung soll also die andere begründen. Derweil äußerten sich deutsche Steuerzahler in Internet-Foren empört über die Kosten, die das Verfahren produziert. Vieles sei verdreht in diesem Prozess. Insbesondere seien die wahren Opfer des Überfalls, die Schiffsbesatzung und die Schiffseigner, überhaupt noch nicht thematisiert worden.         HEB


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