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29.01.11 / Auf Abwegen / Die »FAZ« über Ostpreußen und die Sklaverei

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 04-11 vom 29. Januar 2011

Auf Abwegen
Die »FAZ« über Ostpreußen und die Sklaverei

Ein besonders gründlicher Triumph von Geschichtsklitterung liegt zweifellos dann vor, wenn eine Ungeheuerlichkeit akademisch verbrämt ganz beiläufig eingestreut und vom Verbreiter vermutlich selbst für wahr gehalten wird. Ein Beispiel dafür findet sich in der Buchbesprechung „Von Amerika für Afrika und auch für Ostpreußen lernen“ in der „FAZ“ vom 4. Januar.

Primär beschäftigt sich Autor Andreas Eckert darin mit einer Studie des US-Historikers Andrew Zimmerman über die Zusammenarbeit deutscher Kolonialunternehmer in Togo um 1900 mit US-amerikanischen Fachleuten in Sachen Baumwollanbau. Der etwas wirre Text streut folgenden Satz ein: „Im ,Neuen Süden‘ der Vereinigten Staaten glaubten sie [= deutsche Sozialwissenschaftler wie Gustav Schmoller, Georg Friedrich Knapp und vor allem Max Weber] Analogien zu den ethnischen und Klassenbeziehungen in den preußischen Ostprovinzen zu erkennen, wo die Arbeit der Leibeigenen durch die ,freie Arbeit‘ polnischer Migranten abgelöst wurde.“

Leser Prof. Dr. Hans Rothe wies uns auf diese komplexe Falschdarstellung hin. Tatsächlich sind die Unwahrheiten dieses einen Satzes vielfältig: Zum einen gab es in Preußen selbst vor den großen Reformen nach 1806 im Unterschied etwa zu Russland keine „Leibeigenschaft“, sondern schon seit 1709 nur noch die sogenannte Erb-untertänigkeit („Patrimonialhierarchie“). Diese wurde 1807 endgültig abgeschafft – auch in den polnischen Teilungsgebieten Preußens. Zum anderen spielte die Beschäftigung von Polen bei und nach dieser Reform keine Rolle. Zum Dritten wurden Polen in der Landwirtschaft der Ostprovinzen zwar eingesetzt, allerdings überwiegend im grenznahen Bereich und zudem im frühen 19. Jahrhundert noch nicht in großer Zahl. Zum Vierten kamen diese Polen nicht als Migranten, sondern als Saisonarbeiter. Und zum Fünften war all das den genannten Sozialwissenschaftlern (offenbar im Unterschied zu Eckert und Zimmerman) gewiss noch bekannt, sodass auch die behauptete Analogie zu den US-Südstaaten so kaum zutreffen kann.     K.B.


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