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29.01.11 / Orientierungslos / Europas Navigationssystem Galileo taumelt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 04-11 vom 29. Januar 2011

Orientierungslos
Europas Navigationssystem Galileo taumelt

Eigentlich sollte Galileo das weltweit modernste, genaueste und zuverlässigste Navigationssystem werden. Längst aber haben seine Macher die Orientierung verloren, ein Top-Manager verlor jetzt sogar seinen Job. Das Vorzeigeprojekt der EU ist ins Taumeln geraten.

Das Ende der Kostenspirale liegt inzwischen in ähnlich weiter Ferne wie der Orbit der geplanten 30 Satelliten (23200 Kilometer über dem Erdboden). Aus anfangs knapp drei sind schon mindestens 4,9, wahrscheinlich sogar 5,4 Milliarden Euro geworden. Wird der optimistische Zeitplan – Inbetriebnahme 2016 – verpasst, was zu befürchten ist, werden die Kosten weiter steigen.

Alles andere als planmäßig verlief auch der Versuch, einen potenten privaten Konzessionär aufzutreiben. Als „kleinster gemeinsamer Nenner“ blieb der Wunsch, die zwei Bewerber mögen doch bitte zusammenarbeiten. In einem ebenso faulen Kompromiss endete der Streit über den Standort: Nun soll die Verwaltung nach Toulouse, das Betriebsmanagement nach London gelegt werden.

Mit Galileo wollten die Europäer die Satellitennavigation neu erfinden. Präziser als das amerikanische GPS und das russische Glonass wollten sie sein, zudem unabhängig von Beschränkungen durch militärische Mitbetreiber und Geldgeber.

Skeptiker hatten von Anfang an gefragt, warum die EU mit Milliardenaufwand etwas entwickeln soll, was es längst gibt. Immerhin ist Deutschland mit über einer Milliarde an den Kosten beteiligt. Befürworter hingegen verweisen darauf, dass das Geld gut angelegt sei, da deutsche Firmen von dem Prestigeprojekt beträchtlich profitieren könnten.

In der Tat soll der Bremer Technilogiekonzern OHB 14 der 30 Satelliten liefern, Auftragsvolumen: 566 Millionen Euro. Doch statt künstlicher Himmelskörper aus der OHB-Satellitenwerkstatt flog nun deren Chef Berry Smutny. Laut Wikileaks soll er Galileo als „Unfug“ und „Verschwendung von Steuergeldern“ abqualifiziert haben.          H.J.M.


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