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29.01.11 / Tradition aus dem Bauhaus / Klassiker der Moderne: Arbeiten von Gerhard Marcks und Lyonel Feininger in Bremen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 04-11 vom 29. Januar 2011

Tradition aus dem Bauhaus
Klassiker der Moderne: Arbeiten von Gerhard Marcks und Lyonel Feininger in Bremen

Mit 132 Exponaten – Gemälden, Skulpturen, Aquarellen, Holzschnitten und Zeichnungen – spürt eine neue Ausstellung im Bremer Gerhard-Marcks-Haus den vielfältigen Parallelen in den Œuvres von zwei großen Klassikern der Moderne nach. Den Maler Lyonel Feininger (1871–1956) und den Bildhauer Gerhard Marcks (1889– 1981) verband eine langjährige Freundschaft und beide erwiesen sich als kritische Beobachter des künstlerischen Schaffens des jeweils anderen. In der Gegenüberstellung von Malerei, Plastik und Grafik verdeutlicht die Schau ihre gemeinsame Vernetzung in der Kunstentwicklung vom deutschen Spätexpressionismus bis hin zu den Abstraktionstendenzen der 1950er Jahre. Inspiriert von Feininger, der sich zwischen 1918 und 1920 intensiv mit dem Holzschnitt auseinandergesetzt hatte, wandte sich auch Marcks diesem Medium zu. Ein 1950 von Feininger gezogenes Resümee – „... es ist mir ganz neu, dass ich Dein Lehrer im Holzschnitt gewesen sein soll! Das, was ich machte, war nur malerisches Zeug und hatte keinen Part in Deinen bildhauermäßigen Gestalten...“ – verweist auf die Unterschiede in den Holzstöcken. Dennoch bewegen sich beide in den Bahnen des für die frühen 1920er Jahre typischen Spätexpressionismus, der auch Entsprechungen in zeitgleichen Zeichnungen, den Gemälden Feiningers und den Holzskulpturen von Marcks findet. Beide standen für die unbedingte Bejahung einer gegenständlichen Kunst, die sich im Spannungsfeld zwischen konkreter Naturbeobachtung und abstrahierender Formvereinfachung bewegte. „Maß“-halten, ein Schlüsselbegriff von Marcks, mit dem er seine Vorstellungen von Verhältnismäßigkeit und innerer Formgebundenheit zusammenfasste, trifft auch auf die Werke Lyonel Feiningers zu. Oder, wie es letzterer formulierte: „… die einfachste Form für einen dauernd gültigen Bildausdruck … erreichen“. Feininger widmete sich meist architektonischen und maritimen Themen. Grundlage für seine Arbeiten sind seine sogenannten Natur-Notizen, mit denen er seine Motive in unzähligen Bleistiftskizzen festhielt. Marcks bediente sich tagebuchartig der Landschaftszeichnungen. Die Ausstellung setzt ihren Fokus auf die gemeinsame Zeit am Bauhaus in Weimar. Feininger leitete dort 1920 die grafische Druckerei, Marcks die in Dornburg an der Saale gelegene Töpferei. 1925 trennten sich ihre Wege. Marcks ging an die Burg Giebichenstein in Halle, Feininger zog mit dem Bauhaus nach Dessau. Seine Besuche während der Arbeit am Hallezyklus 1929 bis 1931 sowie beider Aufenthalte in Berlin seit 1932/33 boten besondere Anknüpfungspunkte. Für beide wurde die Ostsee seit der Mitte der 1920er Jahre zu einem künstlerisch inspirierenden Rückzugsraum. Nach einer Phase leichter Entfremdung in den 1930er Jahren kam es seit den 1940er Jahren zu einer erneuten Annäherung. Sie äußerte sich in einem intensiven Briefkon-takt, in gegenseitigen Geschenken eigener künstlerischer Arbeiten sowie in einem Besuch von Marcks bei Feiningers in New York. B. Berg

Die Ausstellung „Feininger & Marcks“ im Gerhard-Marcks-Haus, Am Wall 208, Bremen, ist bis 25. April dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr zu sehen, Eintritt 3,50 / 2,50 Euro, Katalog 27 Euro.


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