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29.01.11 / Der Vater einer Milliardärsdynastie / Ferdinand Porsche gründete den gleichnamigen Sportwagenhersteller und erfand angeblich den VW »Käfer«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 04-11 vom 29. Januar 2011

Der Vater einer Milliardärsdynastie
Ferdinand Porsche gründete den gleichnamigen Sportwagenhersteller und erfand angeblich den VW »Käfer«

Ferdinand Porsche hat den Volkswagen „Käfer“ zumindest serienreif gemacht. Er entwickelte den elektrischen Radnabenmotor, den Allradantrieb sowie die Drehstabfederung. Er verlegte den Motor beim Rennwagen vor die Hinterachse. Und er gründete den bekanntesten deutschen Sportwagenhersteller.

Es war die ihn faszinierende Beschäftigung mit der Elektrizität, über die der am 3. September 1875 in Maffersdorf geborene sudetendeutsche Ausnahme­ingenieur zum Automobilbau fand. Bereits als Kind installierte Porsche in der väterlichen Spenglerei eine elektrische Beleuchtungsanlage.

Der Vater hatte jedoch keinen Sinn für „diesen Firlefanz“. Sein Spross sollte sich statt sich mit der Elektrobastelei zu beschäftigen lieber fit machen für die Übernahme des Familienbetriebes. Ferdinand Porsche erlernte deshalb im väterlichen Betrieb das Installateurshandwerk. Abends besuchte er aber einen Elektrotechnikkurs an der Staatsgewerbeschule in Reichenberg. Über ein Praktikum kam Porsche 1893 zur „Ersten österreichischen Fabrik für elektrische Beleuchtung und Kraftübertragung B. Egger & Co.“ nach Wien. Dort entwickelte er für den Hofwagenhersteller „Jakob Lohner & Co.“ den Radnabenmotor. Mit dieser Erfindung wechselte er 1897 zum Kunden seines Arbeitgebers, ein wichtiger Schritt auf dem Weg vom Elektrotechniker zum Autobauer.

In der neu gegründeten elektromobilen Abteilung seines neuen Arbeitgebers entwickelte er ein Elektroauto mit seinem Radnabenmotor, das 1900 auf der Pariser Weltausstellung als erster transmissionsloser Wagen Furore machte. Schon damals war eines der größten Probleme des Elektroautokonzepts die Energiespeicherung. Porsche entwickelte deshalb bei Lohner ein Fahrzeug mit Hybridantrieb. Der Strom für den Radnabenmotor wurde dabei von einem Generator erzeugt, der wiederum von einem Daimler-Verbrennungsmotor angetrieben wurde.

Seine Forschungen wurden seinem Arbeitgeber zu teuer und so wechselte Porsche 1906 zur „Österreichischen Daimler-Motoren-Gesellschaft“ (Austro-Daimler). Die dortige Stelle als Technischer Direktor vermittelte ihm der Austro-Daimler-Großkunde Emil Jellinek. Der Vater der Mercedes von „Mercedes-Benz“ (siehe Seite 4!) war es auch, der Porsche die Anregung gab, sein erstes mit Benzinmotor angetriebenes Auto zu entwickeln. Viele weitere Fahrzeuge folgten. Allradfahrzeuge fürs Militär gehörten ebenso dazu wie Luxus- und Sportwagen. Um die Leistungsfähigkeit von letzteren unter Beweis zu stellen, betätigte sich der Motor- und Fahrzeugentwickler sogar als Rennfahrer. Außerdem entwickelte er Luftschiff- und Flugzeugmotoren.

Als 1923 sein Arbeitgeber den Etat für die Rennwagenabteilung stark verkleinerte, wechselte Porsche zum vormaligen reichsdeutschen Mutterunternehmen von Austro-Daimler, der „Daimler-Motoren-Gesellschaft“. In Stuttgart-Untertürkheim widmete er sich als Technischer Direktor der Weiterentwick­lung des Kompressormotors. Früchte dieser Arbeit waren die legendären Mercedestypen S, SS und SSK, die zum Inbegriff des exklusiven Sportwagens und erfolgreichen Rennwagens ihrer Zeit wurden. Auch der achtzylindrige „Nürburg“ geht auf diese Phase in Porsches Erwerbsbiographie zurück, in gewisser Hinsicht das erste Papamobil. 1926 vereinigte sich jedoch Daimler mit „Benz & Cie.“ und im neuen Unternehmen „Daim­ler-Benz“ hatte Porsche nicht mehr die alte Stellung. Als 1928 sein Vertrag auslief, wurde dieser nicht verlängert. Vorstand und Aufsichtsrat wünschten einen „weniger genialen, aber sparsameren, zuverlässigeren und der Einwirkung seiner Kollegen zugänglicheren Konstrukteur“.

1929 fing Porsche als Chefkonstrukteur bei „Steyr“ an. Da er aufgrund einer Interessengemeinschaft seines Arbeitgebers mit seinem Ex-Arbeitgeber Austro-Daimler mit den selben Personen zu tun hatte, die ihn 1923 zu Daimler nach Stuttgart hatten wechseln lassen, kündigte er 1930. Er kehrte in die württembergische Hauptstadt zurück und machte sich dort selbständig. 1931 gründete er die „Dr. Ing. h. c. F. Porsche Gesellschaft mit beschränkter Haftung, Konstruktionen und Beratungen für Motoren und Fahrzeugbau“.

Als Selbständiger konstruierte er ab 1932 für die Auto-Union einen Rennwagen für die neue 750-Kilogramm-Formel. Wie weiland bei seinen Radnabenmotor-Fahrzeugen strebte Porsche auch diesmal Gewichtseinsparung an. So verwendete er für den Rennwagen die Drehstabfederung, die er sich erst 1931 hatte patentieren lassen. Sie machte die schweren und teuren Federn überflüssig. Aus dem selben Grund baute er den Motor direkt vor die hintere Antriebs­achse ein. Das Mittelmotorkonzept hat im Rennwagenbau bis heute Bestand. Der Erfolg gab Porsche Recht. Ab 1934 beherrschte der Auto-Union-Rennwagen mit den „Silberpfeilen“ von Daimler-Benz die Rennen der Zeit.

Noch mehr als durch diesen Rennwagen ist Porsche durch einen klassenlosen Kleinwagen berühmt geworden, den VW „Käfer“. Zu Adolf Hitlers Zielen gehörte die Motorisierung der Massen. Vor diesem Hintergrund erteilte der „Reichsverband der Automobilindustrie“ Porsche den Auftrag, einen Volkswagen zu konstruieren. Porsche, der sich schon vorher im Auftrag von Zündapp und NSU mit der Materie befasst hatte, entwickelte bis 1935 die ersten Prototypen. Da die private Automobilindustrie an der Massenproduktion dieses 1000-Reichsmark-Autos desinteressiert war, sprang auf Geheiß Hitlers die halbstaatliche „Deutsche Arbeitsfront“ (DAF) ein. Sie errichtete ab 1938 unter Anleitung Porsches in der Mitte Deutschlands am Mittellandkanal auf der grünen Wiese ein großes Automobilwerk nach dem Vorbild des Ford-Werkes am River Rouge, dem seinerzeit größten der Welt.

Bevor jedoch die Produktion des Volkswagens beginnen konnte, brach der Zweite Weltkrieg aus. Statt „Käfern“ wurden hier nun Kübel- und Schwimmwagen sowie Waffen gebaut. Porsche beteiligte sich währenddessen an der Entwicklung von Panzern.

Nach dem Krieg wurde Porsche erst von den US-Amerikanern für sechs Wochen interniert und dann von den Franzosen für 22 Monate verhaftet. 1947 wurde er nach Zahlung einer Kaution entlassen, im darauffolgenden Jahr von einem ordentlichen französischen Gericht vom Kriegsverbrechensvorwurf freigesprochen.

Im selben Jahr fing sein Stuttgarter Konstruktionsbüro mit der Herstellung von Sportwagen an, bei denen es sich ketzerisch gesprochen um hoch gezüchtete „Käfer“ handelte. Diese „Porsche“ genannten Sportautos und eben der Volkswagen „Käfer“ traten nun einen Siegeszug um die Welt an und stehen wie kaum ein anderes Produkt für die Renaissance von „Made in Germany“ nach der totalen Niederlage.

Die Anfänge dieses Erfolges erlebte Porsche noch mit. Er starb vor 60 Jahren am 30. Januar 1951, in Stuttgart.            Manuel Ruoff


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