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29.01.11 / Ein Wahrheitssucher / Zum Tode von Fritz Peter Habel – »Wandelnde Enzyklopädie«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 04-11 vom 29. Januar 2011

Ein Wahrheitssucher
Zum Tode von Fritz Peter Habel – »Wandelnde Enzyklopädie«

Ein bitterer Verlust nicht nur für die sudetendeutsche Volksgruppe ist der überraschende Tod des Historikers Fritz Peter Habel. Der am 31. August 1931 in Brünn Geborene studierte in Chicago und München Volkswirtschaftslehre und Geschichte. 1968 wurde er mit einer Arbeit über die Grundlagen der Integration der Sudetendeutschen in Bayern promoviert. Schon seit 1954 arbeitete er bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1991 als Ökonom bei Siemens, zuletzt als Abteilungsleiter. An mehreren Universitäten war er zudem als Lehrbeauftragter tätig. Für sein langjähriges und vielseitiges Engagement in der Sudetendeutschen Landsmannschaft (SL) wurde er 1969 mit der Rudolf-Lodgman-Plakette ausgezeichnet, 1972 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz verliehen.

Fast ein betriebswirtschaftliches Standardwerk wurde Habels Buch „Der Schlüssel zur Bilanz“, für Vertriebene noch bedeutsamer  waren seine Dokumentationen. Seine „Dokumente zur Sudetenfrage“, die im Jahre 2003 bereits in 6. Auflage erschienen, sind mit 1500 eng bedruckten Seiten eine Fundgrube für alle Vertriebenen: Frappierend ist die Eindeutigkeit, mit der seit jeher Politiker in aller Welt Vertreibungen – verbal – geächtet haben, frappierend ist auch, wie sonnenklar alle demokratischen Parteien in Deutschland bis weit in die 1960er Jahre hinein eine Anerkennung der Oder-Neiße-Linie als neue deutsch-polnische Grenze abgelehnt haben. Breite Wirkung erzielte Habel als Koautor der Hefte „Deutsche und Tschechen 1848–1948“ und „Deutsche und Polen“ der Bundeszentrale für politische Bildung (BpB) um 1990. Beide Hefte sind inzwischen von zeitgeschichtlichem Wert, weil sie im Kontrast zu aktuellen Publikationen den intellektuellen Niedergang der BpB dokumentieren. Ein großes Anliegen war Habel die Widerlegung der Legende, dass nach dem Münchner Abkommen von 1938 in großem Stil Tschechen aus dem Sudetenland vertrieben worden seien – diesem Thema widmete er 1996 ein eigenes Buch. Als „wandelnde Enzyklopädie sudetendeutscher und europäischer Geschichte“ würdigte Bernd Posselt, der Sprecher der sudetendeutschen Volksgruppe, den am 16. Januar überraschend Verstorbenen.           K. Badenheuer


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