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29.01.11 / Rätsel um leeres Dorf / Hauste hier eine Sekte?

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 04-11 vom 29. Januar 2011

Rätsel um leeres Dorf
Hauste hier eine Sekte?

Wer die spannenden Thriller der ehemaligen Ärztin und erfolgreichen US-Schriftstellerin Tess Gerritsen kennt, dem ist Jane Rizzoli ein Begriff. In Gerritsens neuestem, packenden Thriller „Totengrund“ muss Jane Rizzoli ihre beste Freundin, die Pathologin Dr. Maura Isles, in den tief verschneiten Bergen Wyomings aufspüren. Eine alles andere als leichte Aufgabe, zumal Maura einer gefährlichen Sekte auf die Schliche gerät, deren Rädelsführer sie nun scheinbar zu töten versucht. Und dabei hatte alles als harmloser Ski-Ausflug mit ihrem ehemaligen Kommilitonen Douglas, dessen Tochter Grace sowie seinen Freunden Arlo und Elaine begonnen.

„,Mist, Mist, Mist!‘, rief Doug. Er trat das Gaspedal durch und der Motor heulte auf, während die Reifen im Schnee durchdrehten … Mauras Tür steckte im Schnee fest, so dass sie auf ihrer Seite nicht aussteigen konnte. Sie kletterte über den Schalthebel auf den Fahrersitz und Doug half ihr, aus seiner Tür auszusteigen. Sie landete im wadentiefen Schnee. Erst jetzt, als sie neben dem schräg stehenden Auto stand, erkannte sie das Ausmaß ihrer misslichen Lage.“ Als alle Versuche, den Wagen aus dem Tiefschnee zu befreien, scheitern, macht sich die kleine Gruppe mitten in der verschneiten Einöde Wyomings ohne Handyempfang und das geringste Anzeichen von Zivilisation auf den Weg, um Hilfe zu holen. Statt Hilfe finden sie ein eingeschneites und offensichtlich verlassenes Dorf. Die Freunde sind verwirrt, da es sich bei den verschwundenen Dorfbewohnern um eine Art von Amish-Leuten handeln muss, da sie in den Häusern weder elektrische Anschlüsse noch technische Geräte vorfinden.

Zunächst vermeinen Maura und die anderen, in Sicherheit zu sein, doch gibt es einen guten Grund, warum die Menschen von Kingdom Come ihre Häuser verlassen haben, und dieser Grund verheißt auch für die kleine Gruppe Schutzsuchender nichts Gutes.

In Tess Gerritsens achtem Roman um Dr. Maura Isles erwartet, den Leser wieder viel Spannung und die üblichen, etwas zu detaillierten medizinischen Einzelheiten über Verletzungen und Wunden. Die mysteriöse Atmosphäre des unheimlichen, verlassenen Dorfes begleitet den Leser über die gesamte Handlung hinweg.

Manche Handlungsstränge von „Totengrund“ dürften jedoch bei Neueinsteigern in diese Reihe auf Unverständnis stoßen. So zum Beispiel die kurz angerissene Beziehung von Maura zum Pastor Daniel Brophy. Bis zum Schluss erfährt der Leser nicht, wer der mysteriöse und vor allem reiche Geschäftsmann Sansone ist, der ein besonderes Interesse daran zu haben scheint, Maura wohlbehalten wieder zu finden.

Zum Ende dieses spannenden Romans könnte der Leser fast glauben, er hätte nach der ersten Hälfte ein neues Buch angefangen, da die Hauptakteure um Maura gänzlich andere sind als zu Beginn des Thrillers. Mit viel Erzählgeschick und Raffinesse gelingt Gerritsen jedoch ein butterweicher Übergang. Sehr geschickt ist der Schachzug der Autorin, erst am Ende des Romans das Rätsel um das erste Kapital aufzulösen, welches zunächst viele Fragen aufwirft.

„Totengrund“ ist eine gelungene Fortsetzung der Thrillerreihe um die Gerichtsmedizinerin Dr. Maura Isles, genau das Richtige für Leser, die Spannung, Grusel und medizinische Details lieben.         

            Vanessa Ney

Tess Gerritsen: „Totengrund“, Limes, München 2010, geb., 416 Seiten, 19,99 Euro


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