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05.02.11 / »Spalten statt Versöhnen« / Anmerkungen zur Johannes-Rau-Gesellschaft

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 05-11 vom 05. Februar 2011

»Spalten statt Versöhnen«
Anmerkungen zur Johannes-Rau-Gesellschaft

Gern ließ er sich „Bruder Johannes“ nennen, „Versöhnen statt Spalten“ galt als sein Leitmotiv, „soziale Gerechtigkeit“ als sein Markenzeichen – Johannes Rau, geboren am 16. Januar 1931, verstorben am 27. Januar 2006.

Intensiv müht sich die in der Wählergunst schwächelnde SPD, den „Heiligenschein“ ihres Ex-Bundespräsidenten, Ex-Ministerpräsidenten, Ex-Vorsitzenden und Ex-Kanzlerkandidaten weiter aufzupolieren. Rechtzeitig zum nahezu zeitgleichen doppelten Jahrestag gründete sie eine „Johannes-Rau-Gesellschaft“, die mit jährlich 15000 Euro Doktorarbeiten finanzieren soll. Einzige Bedingung: Die Stipendiaten müssen sich „im ethischen Koordinatensystem von Rau bewegen“, wie Ex-Kultusministerin Gabriele Behler verkündete. Sie qualifizierte sich mit dieser höchst anspruchsvollen Formulierung für den Vorsitz der neuen Gesellschaft.

Doch sollten künftige Rau-Doktoranden das mit dem „ethischen Koordinatensystem“ nicht ganz so genau nehmen. Denn ganz so unbefleckt, wie seine Parteifreunde uns heute weismachen wollen, ist die weiße Weste nicht.

Als 17-Jähriger hatte der gebürtige Wuppertaler die Schule abgebrochen. Nach einer Lehre als Verlagsbuchhändler landete er 1954 beim Jugenddienst-Verlag (heute Peter Hammer Verlag). Der erlangte traurige Berühmtheit unter anderem durch ein sogenanntes Aufklärungsbuch mit dem Titel „Zeig mal!“. Was da gezeigt wurde, nämlich Fotos des Amerikaners Will McBride, war nach Ansicht vieler Kritiker nicht „erwachende kindliche Sexualität“, sondern knallharte Kinderpornographie und Verharmlosung des sexuellen Missbrauchs.

Allerdings hatte Rau sich, als dieses Machwerk erstmals erschien, bereits der Politik zugewandt. Er trat der von Gustav Heinemann (vormals CDU) gegründeten Gesamtdeutschen Volkspartei bei, wechselte 1957 mit diesem zur SPD, wo er schnell Karriere machte: 1958 Landtagsabgeordneter, 1967 Fraktionschef, 1969 Wuppertaler Oberbürgermeister, 1970 NRW-Wissenschaftsminister, 1978 Ministerpräsident, 1982 Stellvertretender SPD-Vorsitzender, 1987 Kanzlerkandidat, 1993 kommissarischer SPD-Chef, 1999 Bundespräsident.

Seine 20-jährige Amtszeit als Regierungschef in Düsseldorf war geprägt von ausufernder Subventionspolitik. Die heutige finanzielle Schieflage des Landes ist zum Teil auch eine Erblast des „Systems Rau/Neuber“.

Raus „graue Eminenz“ Friedel Neuber, bekannt als „roter Pate“, hatte als Chef der WestLB eine Günstlingswirtschaft aufgebaut, die vom Ministerpräsidenten nicht nur gedeckt, sondern auch genutzt wurde. Hans-Joachim Selenz, der einst als Chef der Preussag AG gefeuert wurde, weil er eine offensichtlich gefälschte Bilanz nicht unterschreiben wollte, listet 50 mehr oder weniger private Freiflüge des Ministerpräsidenten mit dem landesbankeigenen Luxus-Jet auf. Der dort gebotene Bordservice wurde von einem hochrangigen Parteifreund Raus als „Luftnummern“ beschrieben.

In Vertriebenenkreisen fiel Rau unangenehm auf, als er 2003 in der sogenannten Danziger Erklärung formell auf Eigentums- und Heimatrecht verzichtete – was wohl seinem Verständnis von Versöhnen entsprach. Viele verstanden dies eher als Spalten.            H.J.M


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