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05.02.11 / Die Schatztruhen Neptuns / Knappe Ressourcen kurbeln Bergbau unter Wasser an

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 05-11 vom 05. Februar 2011

Die Schatztruhen Neptuns
Knappe Ressourcen kurbeln Bergbau unter Wasser an

Das seltsame Gefährt im chinesischen Olympiahafen Tsingtau (Qingdao) heisst „Jialong“. Seine Jungfernfahrt bis 3500 Meter Tiefe hat das bemannte Tauchboot der Chinesen im Pazifischen Ozean absolviert. Die maximale Tauchtiefe soll bei 7000 Meter liegen. Damit hängt das 60 Millionen Euro teure Boot das japanische „Shinkai“ (6500 Meter) und die französische „Nautile“ sowie die russische „Mir“ (beide 6000 Meter) ab.

„Jialong“ ist keine militärische Superwaffe, sondern ein reines Forschungsschiff. Und es soll dem Reich der Mitte die Schatztruhen Neptuns öffnen: Die auf dem Grund der Weltmeere lagernden Vorräte Seltener Erden ebenso wie die Vorkommen an Mangan, Gold, Kupfer, Neodym und Iridium sind unverzichtbare Rohstoffe für die elektronische Industrie. Die weltweite Verknappung der Elemente zwingt die Industrienationen zum für die Umwelt gefährlichen Balanceakt, auch in großen Wassertiefen Bergbau zu betreiben. Und hier hat nicht nur bei Ölbohrungen in Tausenden von Metern Tiefe die Zukunft längst begonnen.

Bei dem Wettrennen unter Wasser will diesmal Deutschland mitmischen. Denn bislang bezieht die deutsche Industrie etwa die Seltenen Erden fast nur aus der Volksrepublik, die diese indes für ihre wachsende Industrieproduktion selbst braucht. Die Folge: Verknappung und eine ungeheure Verteuerung. Deutschland ist einer der größten „Rohstofffresser“ weltweit. Jeder Bürger verbraucht im Lauf seines Lebens mehr als 1000 Tonnen Rohstoffe, fast zwei Drittel davon mineralischer Natur.

Im östlichen Pazifik an der sogenannten „Clarion Fracture Zone“, 520 Kilometer südlich von Hawaii, hat sich die deutsche Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe deshalb bereits 2006 die Rechte zum Abbau gesichert. Die Internationale Meeresbodenbehörde mit Sitz auf Jamaika hat bislang acht solcher Lizenzgebiete vergeben. Der deutsche Claim umfasst zwei Gebiete von jeweils 75000 Quadratkilometern. Das entspricht  ungefähr der doppelten Fläche Irlands. Lizenzgebühr: 250000 Dollar für die nächsten 15 Jahre.

Waren Schürfpläne aufgrund des enormen Wasserdrucks in großen Tiefen in den 1970er Jahren Zukunftsmusik, so hat sich inzwischen die Technik der autonomen Unterwasserfahrzeuge mit Greifarmen soweit entwickelt, dass der Einsatz nahe ist. Der Transport zum Mutterschiff könnte mit einem mit Unterdruck arbeitenden Aufzug erfolgen. Die Technik funktioniert bis 5000 Meter Tiefe. Das deutsche Forschungskonsortium ISUP hat inzwischen auch für die Ölförderung aus großen Tiefen ein System entwickelt. Da der technische Aufwand für herkömmliche Inseln so hoch wird, dass sich die Förderung nicht mehr lohnt, soll in Zukunft ein ferngesteuertes Raupenfahrzeug unbemannte Förderplattformen direkt auf dem Meeresgrund aufstellen.

Die Lagerstätten befinden sich rund um die „Schwarzen Raucher“ in der Tiefsee. Diese Kaminschlote aus dem heißen Schoß der Erde stoßen „Rauchwolken“ gelösten Materials aus, sind aber auch Lebensraum für seltene Wesen. Umweltschützer befürchten Störungen des natürlichen Gleichgewichts.   Joachim Feyerabend


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