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05.02.11 / Selbst Goethe war begeistert / Sudetendeutsches Haus würdigt Karlsbader Sprudelstein

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 05-11 vom 05. Februar 2011

Selbst Goethe war begeistert
Sudetendeutsches Haus würdigt Karlsbader Sprudelstein

Die Schreibtischgarnituren, Devotionalien, Schmuck­kästchen, Broschüren und Mineralien in der Vitrine im Münchner Sudetendeutschen Haus stammten aus dem Karlsbader Archiv und Museum in Wiesbaden. Der Verband der ehemaligen Karlsbader hatte sie dort ausgestellt aus Anlass eines Vortrages des Braunschweiger Physikers und emeritierten Professors Ludwig J. Weigert mit dem Thema „Der Karlsbader Sprudelstein“. Am Ende des mit Bildern angereicherten Referats im Rahmen der „Sudetendeutschen Akademie der Wissenschaften und Künste“ verriet der Wissenschaftler, warum es ihm der Karlsbader Sprudelstein angetan hat: Weigert ist Karlsbader und sein Großvater Franz Weigert war dort Steinschneider, stellte also aus dem harten und teilweise bunten Stein Schmuck her, der von den Kurgästen gern gekauft wurde.

Die Karlsbader Thermen schütten pro Minute bis zu 2000 Liter heißes und mineralstoffreiches Wasser aus. Beim Austreten des Quellwassers bildet sich überwiegend Aragonit, eine feine Kalkablagerung. Dies ist der Sprudelstein, dessen genaue chemische Zusammensetzung bis heute nicht ganz erforscht ist.

Spätestens im 17. Jahrhundert begann man, den Sprudelstein zu verarbeiten, bekannt ist der Steinschneider und „fanatische“ Mineraliensammler Joseph Müller. Er gewann das Interesse von Johann Wolfgang Goethe, der wiederholt in Karlsbad war und sich noch bis wenige Wochen vor seinem Tode mit dem in der ganzen Welt einzigartigen Sprudelstein beschäftigte. In einer von Weigert im Prager Strahow Kloster eingesehenen Schrift aus dem Jahre 1776 beschreibt Müller 109 verschiedene Gesteinsarten. Goethe, der mit Müller in und um Karlsbad viel gewandert ist, verfasste 1807 die Schrift: „Sammlung zur Kenntnis der Gebirge rund um Karlsbad“, in der er rund 100 Gesteinsarten vorstellte. Im Jahre 1982 wurde das Heft vom Museum in Wiesbaden neu aufgelegt. Nach Müllers Tod pflegte Goethe engen Kontakt mit dem Mineralienhändler David Knoll, der sich 1820 an „Seine Excellenz“ mit der Bitte wandte, ihm bei der Ordnung der Gesteine zu helfen. Sieben Briefe schrieb Goethe an Knoll, von denen vier erhalten sind.

Mit dem Zweiten Weltkrieg erlosch die meist in Heimarbeit betriebene Steinschleiferei. Das Egerland-Museum Marktredwitz zeigt eine Dauerausstellung, und in Aussig ist ein Museum geplant, in dem auch Sprudelsteinerzeugnisse gezeigt werden sollen. Norbert Matern


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