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05.02.11 / Auf der Jagd nach Pflanzen / Wie Rhododendron und Magnolie nach Deutschland kamen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 05-11 vom 05. Februar 2011

Auf der Jagd nach Pflanzen
Wie Rhododendron und Magnolie nach Deutschland kamen

Schnee, Kälte und kahle Bäume dominieren derzeit die Natur. Doch in nicht allzu ferner Zeit wird es wieder blühende Landschaften geben. Doch vieles, was wir dann sprießen und gedeihen sehen, wächst hier erst seit wenigen Jahrhunderten. Magnolie, Rhododendron oder Gingko sind Pflanzen, die erst durch Blut, Schweiß und Tränen nach Europa gebracht worden sind. Renate Hücking hat in ihrem Buch „Die Beute der Pflanzenjäger – Von Europa bis ans südliche Ende der Welt“ einige dieser „Entdecker“ ausgewählt, anhand deren Lebensweg sie verdeutlicht, wie viel Mühe selbst heute noch mit dem Sammeln und der Kultivierung exotischer Pflanzen verbunden ist.

Die bekanntesten deutschen Pflanzensammler sind Reinhold und Georg Forster, die den britischen Entdecker James Cook 1772 bei seiner zweiten Weltumsegelung begleiteten. Auf dieser Reise beschrieben und sammelten sie zahlreiche exotische Blumen, Sträucher und Bäume und informierten ihre Landsleute daheim darüber, dass die Natur in anderen Erdteilen völlig anders aussieht als die, die sie umgibt.

Vor ihnen hatte der Lemgoer Engelbert Kaempfer zahlreiche Beschreibungen fremder Pflanzen nach Deutschland übermittelt. Allerdings hatte Kaempfer im 17. Jahrhundert gar nicht die Möglichkeiten, fremde Pflanzen bis in seine Heimat zu bringen. Kempfer, der 1677 in Königsberg Medizin studiert hatte, profitierte in allen Teilen der Welt von seinen medizinischen Kenntnissen, denn die Heilkunst öffnete ihm alle Türen. War er erst mit Persern, Siamesen oder Japanern in Kontakt getreten, beantworteten sie ihm häufig auch seine Fragen zur dortigen Flora und Fauna. Wobei es für ihn leichter war, die privaten Gärten von Schah Süleyman zu betreten, als die abgeschottete japanische Natur zu erkunden, da die miss-trauischen Japaner den Gesandten der Niederländischen Ostindien-Kompanie auf Schritt und Tritt beobachteten.

Wirklich verändert hat der 1699 in Nordamerika geborene John Bartram die europäischen Gärten und Parks. Der Farmer entdeckte früh seine Begeisterung für exotische Pflanzen und suchte im nordamerikanischen Hinterland zuvor unkultivierte Pflanzen, deren Samen er dem Londoner Tuchhändler und Naturenthusiasten Peter Collinson zukommen ließ. Dieser kannte zahlreiche Gleichgesinnte und reiche Adlige in ganz Europa, die ihm begeistert die neusten botanischen Entdeckungen aus Amerika aus den Händen rissen und sie in ihren Gärten und Parks anpflanzten. Natürlich erreichten nicht alle Pflanzen und Pflanzensamen Europa, da viele während der Überfahrt aufgrund mangelnder Pflege und der vielen Feuchtigkeit kaputtgingen, manche Schiffe auf der Überfahrt sanken, schließlich herrschte in Europa immer mal wieder Krieg.

Renate Hücking schildert die Arbeit und die Leistung dieser Pflanzenfreunde mit viel Liebe zum Detail. Dabei beschäftigt sie sich keineswegs nur mit der Historie. Sie verweist auch auf die Rosenjägerin Gerda Nissen, die durch nordeuropäische Gärten und Parks sowie über Friedhöfe wanderte, um bereits vergessene alte Rosen zu sammeln. Auch der Australier David Noble ist ihr ein Kapitel wert. Dieser entdeckte 1994 beim Klettern einen Nadelbaum, der schon lange als ausgestorben galt.

Nach der Lektüre des vorliegenden Buches wird man vermutlich beim nächsten Gang durch einen Botanischen Garten viel stärker die Leistung derer, die diese Pflanzen hierzulande kultiviert haben, zu schätzen wissen.   Rebecca Bellano

Renate Hücking: „Die Beute der Pflanzenjäger – Von Europa bis ans südliche Ende der Welt“, Piper, München 2010, gebunden, 251 Seiten, 19,95 Euro


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