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12.02.11 / Mal gefördert, mal belächelt / Tod einer Kadettin beflügelt Diskussion über Frauen beim Militär

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06-11 vom 12. Februar 2011

Mal gefördert, mal belächelt
Tod einer Kadettin beflügelt Diskussion über Frauen beim Militär

Bei der Untersuchung des Todesfalles auf der „Gorch Fock“ hat sich herausgestellt, dass die aus der Takelage gestürzte Kadettin wegen erheblichen Übergewichts gar nicht borddienstverwendungsfähig gewesen sein soll. Schon für ihre vorherige Dienstzeit auf der Fregatte „Mecklenburg-Vorpommern“ sei wegen ihrer Körpergröße von lediglich 1,58 Metern eine Ausnahmegenehmigung erforderlich gewesen, die jedoch nicht für den Dienst auf dem Segelschulschiff gegolten habe. Schon vor Wochen ging in der Marine um, die verunglückte Soldatin sei „sehr unsportlich“ gewesen.

Wie ein hoher Marinesanitätsoffizier gegenüber der PAZ erklärte, werfe der Vorgang viele Fragen auf. Grundsätzlich sei eine Bordverwendung nur möglich, wenn der Truppenarzt die Borddiensttauglichkeit festgestellt habe. Die Schiffsführung müsse sich bei jedem hinzuversetzten oder kommandierten Soldaten darauf verlassen können, dass er uneingeschränkt an Bord einsetzbar sei, sofern keine ärztliche Befreiung von bestimmten Tätigkeiten vorliege. Gegebenenfalls sei es die Pflicht der Kadettin gewesen, ihre Vorgesetzten auf eine Befreiung hinzuweisen oder sich an den Schiffsarzt der „Gorch Fock“ zu wenden. Nun ist zu klären, warum die Soldatin auf das Schiff kommandiert war, obwohl sie als nicht bordtauglich galt, beziehungsweise, warum sie nicht von körperlich fordernden Diensten befreit war. Wenn sie jedoch befreit war und trotzdem aufentern musste, muss geklärt werden, wer dafür die Verantwortung trägt.

Dieser Vorfall ruft diejenigen auf den Plan, die dem unbeschränkten Zugang von weiblichen Soldaten zu allen Waffengattungen, Verwendungsreihen und Laufbahnen skeptisch gegenüberstehen. In allen militärischen Bereichen gibt es Ausbildungs- und Übungsabschnitte, in denen die Soldaten ihre körperlichen Grenzen erreichen. Derzeit dienen in der Bundeswehr etwa 17000 Frauen. Für sie gelten die gleichen Leistungsanforderungen wie für ihre männlichen Kameraden. Der Truppenalltag hat jedoch gezeigt, dass sie hinsichtlich  der körperlichen Belastbarkeit nicht mit den Männern mithalten können. Die Klagen der Männer, dass sie bei Übungen das Gepäck ihrer Kameradinnen tragen müssen, weil die irgendwann „schlapp machen“, kennt jeder Vorgesetzte.

Über die unterschiedliche körperliche Leistungsfähigkeit von Mann und Frau beim Militär gibt es wissenschaftliche Erkenntnisse. Einer der PAZ vorliegenden Bundeswehrstudie vom Mai 2008 zufolge bewerten 43,8 Prozent der befragten Soldaten und 29,2 Prozent der Soldatinnen Frauen als „ungeeignet für körperlich fordernde Funktionen“ in der Truppe. Dass Frauen „dem harten Leben im Felde nicht gewachsen“ sind, glauben demnach 28,4 Prozent der Männer und neun Prozent der Frauen. In einer wehrmedizinischen Studie wurde festgestellt, dass die untersuchten Soldatinnen durchschnittlich lediglich über 55 Prozent der Mus-kelstärke und 67 Prozent der Ausdauer ihrer männlichen Kameraden verfügten. Demnach sind die oberen 20 Prozent der Frauen in ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit mit den unteren 20 Prozent der Männer vergleichbar.         J.H.


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