Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 07-11 vom 19. Februar 2011
Ägypten »verdauen« Während der Westen anfänglich mit Verlegenheit bis hin zur Schockstarre auf die Aufstände in Tunesien und Ägypten reagierte und um andere befreundete Potentaten zu bangen begann, freute man sich im Iran. Aber musste man die Beispielwirkung nicht auch im eigenen Land befürchten? Da Totschweigen angesichts der elektronischen Medien sinnlos ist, entschloss man sich zur Vorwärtsverteidigung: Man berichtete von Anfang an, meist in Echtzeit unter Übernahme der Bilder von Al-Dschasira, vollumfänglich über die Demonstrationen und Zusammenstöße. Überraschend insofern, als wie bei den Unruhen nach den iranischen Präsidentschaftswahlen 2009 die Demonstranten in Ägypten primär aus städtischen und jungen Bevölkerungskreisen kamen. Allerdings wurde die Volkserhebung zu einem Sieg des Islam umgedeutet – was gerade in Ägypten ziemlich fragwürdig ist. Auch die großen Feiern am 12. Februar zum Jahrestag der iranischen Revolution von 1979 standen ganz im Zeichen der Umdeutung. Die von Oppositionellen am 14. Februar angesetzten Demonstrationen fanden aber trotz Verbots statt. Die Regierung reagierte mit gewaltsamem Einschreiten und Verhaftungen, Ausgang ungewiss. Im befreundeten Syrien hingegen hält sich das durchaus weltliche Regime eher zurück, denn mit einer Umdeutung kann man wenig anfangen. Es weist zwar strukturelle Ähnlichkeiten mit dem in Ägypten auf, doch scheint es vorerst weniger gefährdet. Denn wirksamer als jede Zensur und Propaganda sind die vielen irakischen Flüchtlinge im Lande, die den religiös und ethnisch gemischten Syrern tagtäglich vor Augen führen, was auch ihnen nach einem Sturz des Regimes drohen könnte. R. G. Kerschhofer |
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