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19.02.11 / Deutscher Investor verzweifelt gesucht / Daimler will Engagement bei EADS reduzieren – Berlin fürchtet französische Dominanz

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 07-11 vom 19. Februar 2011

Deutscher Investor verzweifelt gesucht
Daimler will Engagement bei EADS reduzieren – Berlin fürchtet französische Dominanz

Beim Luft- und Raumfahrtkonzern EADS droht sich die sorgsam austarierte Machtbalance zwischen Deutschland und Frankreich zu verschieben. Anteilseigner Daimler beabsichtigt, sich auf sein Kerngeschäft, den Automobilbau, zu konzentrieren und will seine noch verbliebene Beteiligung verkaufen. Der Einfluss des französischen Staates, der Miteigentümer bei dem Unternehmen ist, würde dadurch dominierend werden, Auswirkungen könnte das nicht nur auf den Bestand der deutschen Produktionsstandorte haben, sondern auch langfristig den Fortbestand der deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie existenziell gefährden. 

Die Bundesregierung sucht nach einer Lösung, damit der deutsche Einfluss im Konzern nach dem Ausstieg von Daimler erhalten bleibt: Der Stuttgarter Konzern hält zurzeit noch einen Restanteil von 15 Prozent an dem Unternehmen EADS. Bereits 2007 hatte der  Daimler-Konzern die Beteiligung beim Luftfahrtkonzern verringert. Der damals veräußerte 7,5 Prozent-anteil wurde von einem deutschen Bankenkonsortium unter Führung der bundeseigenen KfW-Bank erworben. Zu dem Konsortium gehörten unter anderem auch die Deutsche Bank und die Commerzbank, aber auch die Bundesländer Niedersachsen, Bayern, Baden-Württemberg sowie Hamburg mit wichtigen Produktionsstandorten. Auch für dieses Aktienpaket wird das Stimmrecht weiterhin von Daimler ausgeübt. Diesem 22,5 Prozentanteil in deutscher Hand steht ein französischer Anteil von ebenfalls 22,5 Prozent gegen-über. Frankreichs Staatsholding Sogepa hält 15 Prozent, der Lagardere-Konzern weitere 7,5 Prozent. Auch Lagardere soll die Absicht haben, sich langfristig von seiner Beteiligung zu trennen.

Die vier großen Anteilseigner haben in der Vergangenheit vereinbart, dass die Eigentumsstruktur nur einvernehmlich geändert wird. Auch ist ein Vorkaufsrecht vereinbart worden. Die Verkaufsabsichten von Daimler und Lagardere werden durch die derzeit günstige Bewertung der EADS-Aktien an den Börsen beflügelt. Probleme mit dem Großflugzeug A380 und dem Militärtransporter A400 M hatten dem Unternehmen in letzter Zeit zugesetzt. Nach dem Zuschlag für einige Großaufträge, unter anderem ein zwölf Milliarden Euro Auftrag aus Indien, befindet sich die Aktie zurzeit aber auf dem höchsten Kurs seit drei Jahren. Finanziell wäre die Situation für einen Ausstieg von Daimler zurzeit deswegen günstig. Für Investoren wäre ein Einstieg wegen des gestiegenen Kurses allerdings wenig attraktiv.

In Deutschland würden Firmen wie der Triebwerkshersteller MTU, der Wehrtechnikhersteller Diehl oder der Bremer Satellitenhersteller OHB in Frage kommen. Diese Unternehmen haben allerdings auch Geschäftsbeziehungen zu EADS-Konkurrenten wie Boeing und Thales – die eine Beteiligung bei dem Mitbewerber kaum gutheißen werden. Ob die Bundesländer, in denen sich EADS-Standorte befinden, in der Lage sind, die Daimler-Anteile zu übernehmen, ist angesichts der maroden Haushalte fraglich. Schon die Weiterveräußerung der 2007 erworbenen Daimleranteile ist mangels Käufer gescheitert, sodass die Banken sich bereit erklärt haben, die erworbenen Aktienpakete zunächst bis 2012 weiter zu halten. Eine höhere Beteiligung von arabischen Staatsfonds oder russischen Investoren ist wegen der EADS-Aktivitäten im Rüstungssektor aus Sicherheitsgründen ausgeschlossen.

Zusätzlicher Druck auf Daimler kommt neuerdings auch vonseiten der französischen Justiz. In einem Verfahren wegen des Verdachts auf sogenannten „Insiderhandel“ wird seit letzter Woche durch die französische Staatsanwaltschaft ermittelt. Angeblich sollen Informationen über Schwierigkeiten beim A380 so lange zurückgehalten worden sein, bis Daimler 2007 seinen Anteil verringert hatte.

Für den 23. Februar ist ein Gespräch zum Thema EADS zwischen Kanzlerin Angela Merkel und den beteiligten Ministern im Kanzleramt angekündigt. Auch wenn die Suche nach privaten Investoren noch im Gange ist, und die FDP sich noch sträubt, läuft alles auf einen Einstieg des Bundes hinaus. Wahrscheinlich ist eine weitere Erhöhung des KfW-Engagements. Das wird der Preis dafür sein, dass auf lange Sicht eine komplette Übernahme durch den französischen Staat verhindert wird.             Norman Hanert


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