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19.02.11 / Die ostpreussische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 07-11 vom 19. Februar 2011

Die ostpreussische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,           
liebe Familienfreunde,

es ist schon erfreulich zu erfahren, was manche Beiträge in unserer Ostpreußischen Familie bewirken können. Da werden Erinnerungen wach, da tauchen Vorgänge aus der Vergangenheit auf, die man vergessen glaubte, da merken die Älteren, dass sie als Zeitzeugen gefragt sind, da wenden sich jüngere Leser an uns, weil sie in unserer Kolumne auf für sie interessante Themen gestoßen sind. Aus den unterschiedlichen Reaktionen spürt man die ganze Bandbreite einzelner Fragen und Wünsche. Nehmen wir die in Folge 2 erschienene Veröffentlichung der Zuschrift von Frau Hannelore Müller aus Löhne, die uns auf den Bericht eines belgischen Kriegsgefangenen hinwies, in dem er seine Erlebnisse als Kriegsgefangener in Königsberg in den letzten Kriegsjahren und während der russischen Okkupation schildert. Frau Müller übersandte uns eine Kopie dieses Berichts, konnte aber nicht angeben, wo und wann dieser gehalten oder veröffentlicht wurde. Das Exemplar, das wir erhielten, ist mit „Das Ende Ostpreußens“ betitelt und umfasst 16 eng beschriebene Schreibmaschinenseiten. Dieser authentische Bericht hat für unsere Arbeit einen wichtigen dokumentarischen Stellenwert, und ich werde auf ihn zurückgreifen, wenn eines der darin angesprochenen Themen in Leserzuschriften aufgeworfen wird. Eine erste Reaktion kam von Herrn Manfred Rattay aus Hannover. Er schreibt: „Ende 1960 hatte die Landsmannschaft Ostpreußen im BdV Göttingen Kontakte zu ehemaligen französischen und belgischen Kriegsgefangenen, die im Krieg in Ostpreußen arbeiteten und darüber berichteten. Einer davon soll später Polizeichef in Brüssel gewesen sein.“ Damit bekräftigt Herr Rattay die Annahme, dass es sich um einen vor Heimatvertriebenen und ehemaligen Wehrmachtsangehörigen gehaltenen Vortrag handelt, zumal auch eine direkte Ansprache an diesen Zuhörerkreis aus dem Manuskript erkennbar ist. Da der Bericht mit „Erinnerung an den Beginn des sowjetischen Angriffes vor 35 Jahren“ untertitelt ist, müsste dies allerdings um 1980 geschehen sein. Konkrete Hinweise auf die Göttinger Veranstaltungen kamen dann von anderen Lesern. So von Frau Gerda Nasner aus Erftstadt, die diesen Bericht ebenfalls besitzt. Und zwar in Form einer Broschüre, so dass ich jetzt auch den vollen Namen des Autors angeben kann: Arthur Keppenne. Frau Nasner teilte uns auch mit, dass er diesen Vortrag auf einem Treffen der Gumbinner in Bielefeld gehalten habe, weist aber darauf hin, dass dies wahrscheinlich auch im Göttinger Rosengarten erfolgt sei – eine Bestätigung der von Herrn Rattay gegebenen Information.

Ihn hat der kurze Bericht veranlasst, über seine in der Kindheit gemachten Erfahrungen mit Kriegsgefangenen in Ostpreußen zu schreiben, und die bestätigen nur, warum sich noch heute Kinder jener Männer an uns wenden, um Verbindung mit den Menschen aufzunehmen, in deren Betrieben ihre Väter damals gearbeitet haben. Ob und wie die Suche erfolgreich war, bleibt zumeist unbekannt – was vor allem auf Sprachschwierigkeiten zurück zu führen ist –, in einem Fall hat sich allerdings eine echte Freundschaft zwischen den Nachkommen entwickelt. Was verständlich ist, wenn man den Bericht von Manfred Rattay liest: „Ich wuchs in Neuhausen –Tiergarten auf. In der Fasanenallee, unweit vom Gasthaus Ruske, hatte der Milchbauer Wiemer seinen Hof. Außerdem soll er in Königsberg in der Passage am Roßgärter Markt ein Weinlokal besessen haben. Er hatte einige Gefangene zugeteilt bekommen. Einer von ihnen war Kaufmann und fühlte sich nicht wohl bei den Kühen. In Neuhausen – Ort hatte die Gastwirtschaft Schalt mit Landhandel und Kohlenhandel auch Gefangene. Einer davon war Bauer und ließ sich gern gegen seinen Kameraden bei Wiemer austauschen. Wer das entscheiden durfte, weiß ich nicht. Jedenfalls fuhr der Bauer künftig voller Freude mit dem Pferdewagen zur Weide, um die vollen Milchkannen zu holen, und der Kaufmann war bei der Firma Schalt für den Kohlenhandel zuständig und verwaltete auch zuverlässig die Kohlenkarten und das Geld. Als der NSDAP-Gruppenleiter einmal zu Schalts kam, beanstandete er, dass die Gefangenen zusammen mit der Familie an einer großen Tafel das Abendessen einnahmen. Frau Schalt antwortete: ,Die Männer arbeiten gemeinsam mit uns, also können sie auch gemeinsam mit uns essen.‘ Der Ortsgruppenleiter hat den Vorgang nicht nach oben verpetzt!“ Vielen Dank, lieber Landsmann, für diese Erinnerung als Ergänzung zu dem Bericht von Arthur Keppenne.

Und der muss ähnliche Erfahrungen gemacht haben, denn der Belgier kommt in seinem Erlebnisbericht auf Königsberger zu sprechen, die ihm geholfen haben, das Leben leichter zu machen. Da er auch Namen erwähnt, will ich diesen kurzen Ausschnitt aus seinem Manuskript bringen: „Es gab viel Nächstenliebe von Mitgefangenen, manchmal von der Wachmannschaft, aber auch von der ostpreußischen Bevölkerung. Trotz Verbot! Trotz der Strenge der Zeit! Durch Zeitung lesen und Wehrmachtbericht übersetzen, lernte ich Deutsch sprechen und hatte das Glück, gute Menschen zu treffen, die mir und meinen Kameraden geholfen haben, ja, mit Lebensmitteln, Kleidungsstücken, Schuhen, aber hauptsächlich mit menschlichen Kontakten. Dabei möchte ich ein paar Namen erwähnen: Tobien, Schmidtke, Preuß, Demuss, Wirthmann, Burgschat, Weiberg, Neumann, Pferr, Herdel, Rehahn, Mordas, Herrmann, Zimmermann, Hoyer, Seelent, und noch viele andere …Weil: ein Händedrücken, ein gutes Wort oder das Lächeln eines Kindes – das konnte schon Sonne geben für einen ganzen Tag. Dadurch kam ich im Laufe der Jahre zu einer ganz anderen Meinung über die Deutschen. Sie können mir glauben, wenn ich Ihnen sage, dass die Freundschaft von damals heute noch lebt!“ Gesagt 35 Jahre nach Kriegsende!

Familienforschung ist eines der Hauptanliegen unserer Ostpreußischen Familie. Und da kommt unser alter Freund Knut Walter Perkuhn aus Wriedel wieder ins Gespräch. In seinem Familien-Puzzle wollen sich durchaus nicht die Lücken schließen. Selbst nach der erneuten, recht umfangreichen Suche nach „Perkuhns“ aller möglichen Familienzweige herrscht Funkstille. Das tut mir für den eifrigen Namensforscher sehr leid. Nun legt er mir eine neue Frage vor, und da kann ich zum Glück weiter helfen. Bei seinen Nachforschungen stieß er auf den Namen Robert Gisevius, 1822–1891, aus der Ansiedlung Drutischken. Diesen Ortsnamen konnte Herr Perkuhn allerdings in seinen Registern nicht finden. Er nimmt an, dass es ein alter Ortsname ist, der irgendwann einem neuen weichen musste, und da hat er Recht. Es handelt sich um eine sehr frühe Ansiedlung, denn die ersten Bezeichnungen, die bis auf die Ordenszeit zurückführen, lassen auf prussische Bewohner schließen: Drutschkemen, Drutzkaimen. Dann tauchen schon Jahreszahlen auf: 1557 Drutzkiem, 1590 Drutzkemen, 1736 Drutisken, schließlich Drutischken. Bei der großen Umtaufe 1938 erhielt das Dorf am Ostufer der Rominte den Namen Pfälzerort, wohl auf Grund pfälzischer Siedler, deren Nachfahren vielleicht noch bis zur Flucht auf einem der weit verstreuten Höfe saßen. Herr Perkuhn hat nun einige Fragen zu dieser Ortschaft, von denen ich die meisten beantworten kann. Regierungsbezirk? Gumbinnen! Kreis? Gumbinnen! Lage? Am Ostufer der Rominte! Kirchspiel? Großwalterkehmen! Besitzernamen? Also da muss ich nun doch passen. Es ist auch fraglich, ob sich durch diese Veröffentlichung ehemalige Einwohner melden, denn die Ortschaft verzeichnete zuletzt nur 70 Personen! Warum ich diese kleine Frage so ausführlich bearbeitet habe? Weil sie ein schönes Beispiel für ostpreußische Familienforschung ist, wie sie mit großer Akribie geführt wird. Und zugleich die Schwierigkeiten durch den Namenswechsel aufzeigt, der immer wieder zu Anfragen an unsere Ostpreußische Familie führt. (Knut Walter Perkuhn, Bergstraße 25 in 29565 Wriedel/Brockhöfe, Telefon 05829/1668.)

Unsere Ostpreußische Familie ist aber auch eine Fundgrube, und diesmal liegen in ihr etliche ältere Mitteilungshefte der Internationalen Ernst-Wiechert-Gesellschaft, die noch im Besitz von Frau Bärbel Spitz aus Nortorf sind. Sie möchte diese gerne interessierten Lesern oder einem Heimatarchiv zukommen lassen und bat uns um Vermittlung. Es handelt sich um die Ausgaben Nr. 3/1992, Nr. 4/1953, Nr. 5/1994 und Nr. 6/1995/6. Anrufe nimmt Frau Spitz unter der Telefonnummer (04392) 5392 entgegen.

Das Angebot von Thomas Wegener aus Norderstedt ist erheblich umfangreicher, denn es handelt sich um 25 Sonderschriften des Vereins für Familienforschung in Ost- und Westpreußen und drei Bände „Altpreußische Geschlechterkunde“. Herr Wegener hat keine ostpreußischen Wurzeln, aber er fühlt sich der „Bekenntnisgeneration“ zugehörig, liest deshalb ständig die PAZ/Das Ostpreußenblatt und besonders aufmerksam unsere Kolumne. Darum wendet er sich an uns, weil er glaubt, dass die Schriften und Bände bei unseren Lesern am besten aufgehoben sind. Da vielleicht auch Sammler interessiert sind, denen noch einige Ausgaben fehlen, geben wir die Nummern der angebotenen Sonderschriften bekannt: 1, 4, 7, 10, 37, 62, 63 (Teil 1 und 2), 64, 66, 68, 69, 70, 72, 73, 74, 77, 82/1, 83/1, 83/2, 84, 87, 92, 103 und 104. Bei den drei Bänden „Altpreußische Geschlechterkunde“ handelt es um die Ausgaben 20, 23 und 29 aus dem 38. Jahrgang. Wir danken Herrn Wegener für dieses Angebot und glauben, dass es auf reges Interesse stoßen wird. (Thomas Wegener, Ulzburger Straße 683A in 22844 Norderstedt, Telefon 040/94368633, E-Mail: t.wegener@bauermeister.de)

Unser heutiges Bild wird manchem auf den ersten Blick etwas rätselhaft erscheinen, ist es aber nicht, wenn man erklärt, dass es sich um die Signatur des Malers auf seinem Werk handelt. Und trotzdem ist eine Frage mit ihm verbunden, auf die eine Lösung erwartet wird. Lebt der Maler noch und kann er sich an die Nachkriegszeit als Flüchtling in Dänemark erinnern? Vermittelt hat uns den Wunsch einer Dänin der Vorsitzende des Kreisverbandes der vertriebenen Deutschen Rendsburg-Eckernförde, Herr Helmut Feilscher aus Fockbek, der, als er ihren Leserbrief in der örtlichen Zeitung fand, sofort erkannte: Das ist was für die Ostpreußische Familie. Denn da stand Folgendes zu lesen: „Bei uns im Kopenhagener Vorort Vedback am Öresund gingen in den ersten Jahren nach dem Krieg Flüchtlinge ein und aus. Obwohl wir selbst nicht viel hatten, verdienten sie sich in der Gärtnerei meines Vaters etwas Taschengeld. Ich erinnere mich an einen Mann, den ich ,Tarzan‘ nannte und besonders lieb hatte, weil er mir immer Süßigkeiten gab. Mein Vater sprach perfekt Deutsch und diente in unserer Familie als Dolmetscher. Die Schicksale der Flüchtlinge haben meine Mutter oft zum Weinen gebracht. In unserer Stube hier in Alt-Duvenstedt hängt ein wunderschönes Gemälde von der Moor- und Wiesenlandschaft vor unserer Gärtnerei, gemalt von einem Maler unter ,unseren Flüchtlingen‘, S. Stepe, und dies sicherlich nicht aus Hass, sondern aus Dankbarkeit. Zu gern hätte ich gewusst, was aus ihm und aus meinem geliebten ,Tarzan‘ geworden ist.“ Geschrieben hat diese Zeilen Frau Dagny Geppert geborene Thaysen aus Alt-Duvenstedt. Da anzunehmen ist, dass beide – Maler wie „Tarzan“ – aus den Vertriebenengebieten des deutschen Ostens stammten, meint Herr Feilscher, dass es aus unserem Leserkreis einen Hinweis geben könnte. Ob der von Frau Geppert angegebene Name des Malers so lautet, ist fraglich. Herr Feilscher vermutet „Stepe“ oder „Stelse“. Ich lese die Signatur eher als „Stepat“, dann hätten wir den Namen auch geographisch eingeordnet: Ostpreußen. Mit Sicherheit fängt der Vorname mit „L“ an. Vielleicht erinnern sich nun Leser, die zu jener Zeit in Kopenhagen waren, an den Maler, der wohl damals noch weitere Bilder geschaffen hat, oder an die Gärtnerei Thaysen in Vedback? „Tarzan“ zu finden dürfte weitaus schwieriger sein: der müsste sich schon persönlich melden, weil ja nur er den Namen kennt, den ihm damals die kleine Dagny gegeben hat. Zuschriften bitte an Herrn Helmut Feilscher, Rosenstraße 6 in 24787 Fockbek, Telefon (04331) 61760.

Eure Ruth Geede


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