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19.02.11 / Zum Tee ins Palast-Hotel / Nur eine Stippvisite im Luxus: Leben wie in »Tausendundeiner Nacht«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 07-11 vom 19. Februar 2011

Zum Tee ins Palast-Hotel
Nur eine Stippvisite im Luxus: Leben wie in »Tausendundeiner Nacht«

Leise Harfentöne durchwehen die Halle des Palastes, der anmutet wie aus „Tausendundeiner Nacht“. Man versinkt in riesigen Sesseln, die um Säulen herum gruppiert sind, und genießt stilvoll seinen Tee. Allerdings keinen simplen Beutelaufguss im Glas oder Kännchen. Das wäre zu profan, denn schließlich ist man zu Gast im „Emirates Palace Hotel“ in Abu Dhabi, das als eines der luxuriösesten Häuser der Welt gilt. Hier wird ausschließlich „High Tea“ nach englischer Tradition zelebriert – das heißt diverse Sorten Tee à la carte mit Häppchen, wahlweise herzhaft wie das berühmte Gurkensandwich oder süß wie die nicht minder berühmten Scones. Diese werden laut Auskunft des livrierten Obers nach Originalrezept in der palasteigenen Bäckerei hergestellt und mit einer Auswahl an Konfitüren und Clotted Cream, einer Art dickem Rahm, gereicht. Diverse französische Kuchen und Pasteten runden das Angebot um den „High Tea“ ab, den man ohne zu übertreiben als eine nachmittägliche Hauptmahlzeit bezeichnen kann. Kostenpunkt des Vergnügens: 180 arabische Dollar pro Person, was mit den obligatorischen zehn Prozent Service plus sechs Prozent Touristensteuer auf eine Summe zwischen 40 und 45 Euro hinausläuft. Möchte man zum Auftakt oder krönenden Abschluss noch ein Glas Champagner genießen, kommen weitere 20 Euro hinzu. Serviert wird der „High Tea“ täglich zwischen 14 und 18 Uhr, wobei eine vorherige Reservierung obligatorisch ist. Im Preis inbegriffen ist, dass man sich als Gast in den öffentlichen Bereichen des Hotels zwanglos bewegen und alles in Ruhe anschauen darf und sich bei Interesse auch eines der Zimmer zeigen lassen kann. Eine Besichtigung des „Emirates Palace Hotels“ ohne Buchung eines „High Teas“ oder eines Restaurantbesuches zum Lunch oder Dinner ist nicht möglich. Geplant und erbaut wurde das Emirates Palace ursprünglich als königlicher Palast. Die Baumaßnahmen begannen im Dezember 2001 im Auftrag des damaligen Herrschers von Abu Dhabi, Scheich Zayed bin Sultan Al Nahyan. Er wollte hiermit dem alljährlichen Treffen der Regierungschefs und Scheichs aller arabischen Emirate, das jedes Jahr in einem anderen Land stattfindet und für 2004 in Abu Dhabi geplant war, einen standesgemäßen Rahmen geben. Wenige Wochen vor dem geplanten Treffen im Dezember 2004 starb jedoch Scheich Zayed, woraufhin das Treffen an einem anderen Ort abgehalten wurde.

Sein Sohn und Nachfolger Scheich Khalifa bin Zayed Al Nahyan beschloss, den pompösen Märchenpalast, dessen Errichtung drei Milliarden Euro gekostet hatte, künftig als Hotel zu nutzen. Ähnlich wie Dubai versucht so auch Abu Dhabi, Touristen zu locken, um für künftige Zeiten die Weichen zu stellen, wenn das Erdölvorkommen irgendwann einmal zur Neige geht.

Der 2005 unter der Leitung der Kempinksi-Hotelkette eröffnete Palast verfügt über einen Park von einem Quadratkilometer Größe, einen Privatstrand von anderthalb Kilometern Länge, zehn Restaurants, 302 Deluxe-Zimmer, 92 Suiten plus sechs Regentensuiten von je 680 Quadratmetern im achten Stock. Letztere werden nicht vermietet und sind der ausschließlichen Nutzung durch die Herrscherfamilien der Emirate vorbehalten. Die „normalen“ Hotelgäste setzen sich zusammen aus Teilnehmern internationaler Gipfel und Konferenzen sowie Touristen, die es genießen, Urlaub zu machen oder zumindest einmal Tee zu trinken in einem Märchenpalast aus „Tausendundeiner Nacht“. Angelika Fischer


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