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05.03.11 / Auf der Suche / Arbeitskräfte verlassen die Ukraine

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09-11 vom 05. März 2011

Auf der Suche
Arbeitskräfte verlassen die Ukraine

Etwa die Hälfte der ukrainischen Erwerbstätigen verdient unter 200 Euro im Monat, also weniger als ein Hartz-IV Empfänger in Deutschland. Damit belegt die Ukraine den vorletzten Platz in der europäischen Lohnrangliste. Über ein Viertel der Bevölkerung lebt sogar unterhalb der Armutsgrenze. Besonders schlimm trifft es alte Menschen. Am wenigsten verdienen die Beschäftigten in der Landwirtschaft, die höchsten Gehälter werden in der Petrochemie und der Bodenschatzgewinnung gezahlt.

Angesichts dieser Bedingungen wundert es nicht, dass die Zahl der Ukrainer, die ihr Glück im Ausland versuchen, wächst. In den vergangenen 20 Jahren haben 4,5 Millionen Ukrainer − etwa sechs Prozent der Gesamtbevölkerung − das Land verlassen. Laut der Nachrichten-agentur Rosbalt gingen 1,7 Millionen Menschen ins europäische Ausland, 500000 in die USA und weitere zwei Milllionen emigrierten auf der Suche nach Arbeit nach Russland. Dort verdingen sie sich als Bauarbeiter, Gärtner, Krankenpfleger oder als Helfer in der Landwirtschaft. In allen Bereichen verdienen sie erheblich weniger als einheimische Arbeitskräfte. In Tschechien verdient ein ukrainischer Arbeitnehmer zum Beispiel zwei Euro, während der Einheimische sieben Euro erhält. Zwar sind sowohl die Regierungen als auch die ukrainischen Arbeiter zufrieden, bekommen sie doch immer noch mehr als Zuhause, die einheimische Bevölkerung steht den Billiglöhnern jedoch ablehnend gegenüber. Der Ukraine bescheren ihre im Ausland beschäftigten Erwerbstätigen einen willkommenen Geldzufluss. 2010 waren es  zwei Milliarden US-Dollar, die allein per Postanweisung aus Russland in die Ukraine flossen.

Neben Geringqualifizierten verlassen auch immer mehr „Köpfe“ die Ukraine. Mediziner, Informatiker, Unternehmer und Physiker zieht es vor allem nach Westeuropa oder in die USA. Ihnen geht es nicht nur um besser bezahlte Arbeit, sondern um die Sicherung ihrer Zukunft und um den Status-Erhalt. Offiziell können die Arbeitsemigranten nur in Ländern arbeiten, die mit der Ukraine ein entsprechendes Abkommen geschlossen haben, unter anderem Tschechien, Polen, Litauen, Lettland und Länder, die nicht auf der Favoritenliste stehen. Viele emigrieren deshalb illegal.  M. Rosenthal-Kappi


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