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05.03.11 / Der Rücktritt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09-11 vom 05. März 2011

Der Rücktritt
von Wilhelm v. Gottberg

Karl-Theodor zu Guttenberg konnte nicht mehr standhalten. Die geballte – zum Großteil initiierte – Empörung der veröffentlichten Meinung vertrieb ihn aus dem Ministeramt. Wir wollen klarstellen: Des Freiherrn Fehlverhalten bei der Erstellung und Abgabe seiner Dissertation war keine Kleinigkeit. Die dabei nunmehr zu Tage getretene Unwahrhaftigkeit macht auch ihm Wohlgesonne fassungslos. Wie konnte das einem Mann mit seinen Ansprüchen passieren?

Offensichtlich ist bei zu Guttenberg in seinen Entwicklungsjahren nicht alles optimal verlaufen. Er war schon als Schüler bemüht, mit wenig Einsatz viel zu erreichen. Lange hat er gebraucht, um das erste juristische Staatsexamen abzulegen. Wer hat ihm nur geraten, kein Referendariat und somit kein zweites Staatsexamen abzulegen? Die Promotion sollte dieses Manko wohl kompensieren. Eine Promotion zum Nulltarif gibt es nicht. Warum hat ihm das keiner aus seiner Familie beziehungsweise keiner seiner akademischen Lehrer hinreichend klargemacht? Guttenberg wollte und musste aufgrund der Familientradition Elite sein. Dabei wurde ein wichtiges Merkmal ausgeblendet. Adel hat nur ein Privileg: nämlich mehr zu leisten als andere.

K.-Th. zu Guttenberg hat in seiner Rücktrittserklärung dargelegt, warum er erst am 1. März das Amt aufgab. Man glaubt ihm, wenn er versichert, dass er mit jeder Faser seines Herzens am Verteidigungsressort gehangen habe. Hiervon hätte er sich nicht schnell trennen können. Auch war ihm wichtig, die in Afghanistan gefallenen Soldaten in Würde zu bestatten, da sie in seinem Verantwortungsbereich ihr Leben ließen.  Die Rücktrittserklärung beinhaltet auch eine aufrichtige Entschuldigung an alle, die durch seine Fehler und Versäumnissenverletzt wurden.

Der ehemalige Verteidigungsminister genießt trotz seines Sockelsturzes nach wie vor im Volk große Sympathie. Das hat Gründe. Da ist zunächst das ganze Auftreten des CSU-Politikers selbst; er ist nicht rundgeschliffen von der Parteistreber-Schule, wo gleichaltrige Politaufsteiger jede Chance auf ein eigenes Profil fahren lassen, bevor sie sich entwickeln können. Anders Guttenberg: So einen wollen sich die Deutschen nicht wieder „wegnehmen“ lassen, selbst wenn derart Kritikwürdiges zutage tritt. Dann ist da die Gruppe seiner Kritiker. Je weiter links die stehen, desto schriller bestehen sie darauf, dass doch gerade die Union die bürgerlichen Tugenden hochhalten müsse.

Tausende promovierte Wissenschaftler haben in einem offenen Brief an die Kanzlerin den Rück-tritt Guttenbergs gefordert, um Glaubwürdigkeit und Redlichkeit der Wissenschaft nicht zu beschädigen. Ihnen muss der Spiegel vorgehalten werden. Gestern „Hosianna“, heute „Kreuzigt ihn“. Gestern „summa cum laude“, heute „Betrüger“. Wo war denn die gesamte deutsche Wissenschaft, als die Herren Reemtsma und Heer die Wehrmachtsausstellung „wissenschaftlich“ massiv fälschten und es mit den Quellen nicht so genau nahmen. Wissenschaftler aus dem Ausland brachten die Ausstellung zu Fall.

K.-Th. zu Guttenberg hat eine zweite Chance verdient. Er muss sie sich erarbeiten und er wird sie bekommen. Er ist jung, wir werden noch von ihm hören. Noblesse oblige! Sein Großvater war Preußenschildträger.


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