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05.03.11 / Symbiose von alt und neu / St. Patrick wusste seine Iren zu nehmen und zu christianisieren

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09-11 vom 05. März 2011

Symbiose von alt und neu
St. Patrick wusste seine Iren zu nehmen und zu christianisieren

Das Kleeblatt musste ein dreiblättriges sein, denn dann konnte der heilige Patrick mit ihm den heidnischen Iren die christliche Dreieinigkeit erklären: ein Ursprung (Stengel), aus dem heraus sich drei verschiedene Personen (Blätter) entfalten. Volkstümlicher geht es nicht.

Zu welcher Zeit der heilige Patrick so gepredigt hat, ist ziemlich unsicher. Legenden, die erst Generationen nach seinem Wirken aufgezeichnet wurden, setzen seinen Tod auf den 17. März 461. Seitdem wird der 17. März von allen Iren auf der Welt als „St. Patrick’s Day“ zur Betonung ihrer unverwechselbaren „Irishness“ phantasievoll gefeiert. Einige (wenige) moderne Historiker halten dieses Datum sogar für zuverlässig.

Aus der von ihm verfassten Schrift „confessio“ (Bekenntnis) geht hervor, dass seine Eltern aus römischer Familie gallischen oder britannischen Ursprungs waren, seine Mutter soll gar eine Verwandte des heiligen Martin von Tours gewesen sein, des damals populärsten Heiligen der lateinischen Christenheit. Als er 15 Jahre alt war, verschleppten ihn irische Piraten auf ihre Insel, in deren Norden er sechs Jahre lang als Sklave schuften musste.

Eine Engelserscheinung inspirierte ihn zur Flucht, eine weitere dazu, seinen Peinigern das Evangelium zu bringen, gemäß dem christlichen Gebot, seine Feinde zu lieben. Er bildete sich in Gallien geistlich aus, und als er schon vorgerückten Alters war, beorderte ihn der Papst, der heilige Coelestin I., als Bischof zur Bekehrung der Iren aufzubrechen, was er dann auch tat. Seine Wirkung ist, streng wissenschaftlich gesehen, nicht greifbar. Allenfalls lässt sich erschließen, dass er im Norden Irlands tätig war, denn die Gründung des Bistums Armagh im heutigen Ulster wird ihm zugeschrieben.

Er bezog die Fürsten des Landes klugerweise in seine Bemühungen ein. Denn es wird berichtet, dass er mit einem Gefolge von Fürstensöhnen umher zog und dass hochgestellte Damen für seine Botschaft empfänglich waren, da die Gründung mancher Nonnen­klöster mit den dazugehörigen Äbtissinnen auf ihn zurückgeführt wird. Er soll es auch nicht verschmäht haben, der Bekehrung durch materielle Anreize nachzuhelfen. In den klerikalen Kreisen des Kontinents erntete er damit Stirnrunzeln. Doch musste er sich den Sitten der aristokratischen Kriegergesellschaft anpassen, in der er wirken wollte.

Aber auch das einfache Volk sprach er an. Wesentlich für Patricks Erfolge dürfte auch gewesen sein, dass seine Theologie nicht viel von der Schlichtheit des erwähnten Kleeblatt-Gleichnisses abwich. In seiner „confessio“ findet sich keinerlei Hinweis auf die damaligen, massiven Auseinandersetzungen der römischen Kirche mit zeitgenössischen Ketzereien. Viel lieber zeichnen ihn seine Biographen als einen robusten Zauberer, der seinen natürlichen Feinden, den Druiden, den Schneid abkaufte. Wie anderen Boten der neuen Religion gelang es ihm, die Kulte und sakralen Orte der alten Religion zu besetzen und mit christlichen Vorzeichen umdeuteten. St. Patrick war sozusagen der fähigere Druide. So entstand eine stabile Symbiose von Alt und Neu.

Hier wird greifbar, woraus die unverwüstliche nationale Eigenart der Iren sich speist: aus einer Kontinuität, für die auch die Einführung des Christentums keinen Bruch bedeutete.   Bernd Rill


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