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12.03.11 / Idealbild des deutschen Generalstäblers

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-11 vom 12. März 2011

Idealbild des deutschen Generalstäblers

In der Pflicht“, so betitelte Ulrich de Maizière, ehemaliger Generalinspekteur der Bundeswehr und Vater des neuen Bundesverteidigungsministers, seine Lebenserinnerungen. Als ihn sein oberster Dienstherr im August 1966 aus dem Urlaub zurückbeorderte, um ihn überraschend zum Generalinspekteur zu ernennen, war es die Pflicht, die ihn diese Berufung ohne Widerspruch hinnehmen ließ. Dabei war er kaum zwei Jahre zuvor Heeresinspekteur geworden, und auch danach hatte er sich nicht gedrängt. Der im Jahre 1912 geborene de Maizière trat 1930 in die Reichswehr ein. Seine Vorgesetzten erkannten schnell, dass hier kein charismatischer Troupier, sondern ein feinsinniger, fähiger und gewissenhafter Stabsarbeiter heranwuchs. So durchlief er nach den üblichen Truppenverwendungen die Generalstabsausbildung und diente in Stäben an der Ostfront und im Oberkommando des Heeres. Nach der Gefangenschaft arbeitete der begabte Pianist als Buch- und Musikalienhändler und glaubte, seine berufliche Erfüllung gefunden zu haben. Doch Anfang 1951 war es wieder die Pflicht, die ihn dem Ruf ins Amt Blank folgen ließ. Im Mai 1955 wurde er als Oberst reaktiviert und Abteilungsleiter im Ministerium. Es folgten ein kurzes Intermezzo im Truppendienst und Jahre als Schulkommandeur und Heeresinspekteur. Schließlich wurde er Generalinspekteur, nachdem sein Vorgänger im Streit mit dem Minister zurückgetreten war. Die Generalität verübelte ihm die schnelle und bedingungslose Amtsübernahme als übertriebene Nachgiebigkeit gegenüber der politischen Führung. Im neuen Amt erwies er sich als konservativer, aber loyaler Reformer, der darauf verzichtete, vom Minister mehr Teilhabe an der Führungsverantwortung einzufordern.    J.H.

 

Zeitzeugen

Gerhard von Scharnhorst – Der 1755 geborene General gilt als der entscheidende Protagonist der preußischen Heeresreform. Nach dem Frieden von Tilsit wurde er de facto Kriegsminister und zum Vorsitzendern der Reorganisierungskommision und zum Generalstabschef ernannt. So konnte er das Heer von Grund auf erneuern.

Albrecht von Roon – Das Telegramm, mit dem der General, seit 1859 preußischer Kriegsminister, den ihm politisch nahestehenden Bismarck darüber informierte, dass König Wilhelm I. wegen des parlamentarischen Widerstandes die von ihm unterstützte Heeresreform aufgeben wolle, sollte den Gang der Geschichte beeinflussen. Bismarck eilte von seinem Pariser Botschafterposten nach Berlin und wurde 1862 zum preußischen Ministerpräsidenten ernannt, um als starker Mann auf diesen Posten die Reform durchzusetzen.

Gustav Noske – Er war der erste Wehrminister der Weimarer Republik und der erste Sozialdemokrat auf diesem Posten überhaupt. Mit den Militärs teilte er die Ablehnung des Bolschewismus. So ließ er alle kommunistischen Aufstände, Streiks sowie Versuche, Räterepubliken im Reich zu errichten, durch die Reichswehr und die Freikorps gewaltsam niederschlagen. Bei seinen Gegnern brachte ihm sein entschlossenes Vorgehen zur Rettung der Republik die Bezeichnung „Blutnoske“ ein.

Werner von Blomberg – Vom Reichspräsidenten von Hindenburg 1933 nur wenige Stunden vor der Bildung von Hitlers Kabinett zum Reichswehrminister ernannt, um den neuen Kanzler „konservativ einzurahmen“, ordnete Blomberg gleichwohl sich und die Wehrmacht den neuen Machthabern unter. Als er sich 1938 deren Kriegsplänen entgegenstellte, wurde er durch eine Intrige gestürzt.

Theodor Blank – Als die Westalliierten die Forderung nach einem Verteidigungsbeitrag der Bundesrepublik erhoben, wurde der aus der christlichen Arbeiterschaft stammende CDU-Politiker 1950 Leiter des „Amtes Blank“. Gegen starke gesellschaftliche Widerstände ebnete er den Weg zur Wiederbewaffnung und wurde 1955 erster Bundesverteidigungsminister. Von den Auseinandersetzungen zermürbt, machte er 1956 Franz-Joseph Strauß Platz.


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